Mittelschwaebische Nachrichten

Steil, steiler, Dax

Lange verharrte der deutsche Leitindex vor der Marke von 13000 Punkten. Nun erklimmt er fast täglich Rekorde – allen Krisenherd­en zum Trotz. Was steckt dahinter?

- Alexander Sturm, dpa

Frankfurt/Main Als Mario Draghi jüngst die lockere Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k sanft verlängert­e, wich auf dem Frankfurte­r Börsenpark­ett die letzte Skepsis. Mit Schwung ließ der Dax die Marke von 13 000 Punkten hinter sich – und klettert seither fast jeden Tag höher. Am Mittwoch schaffte der Leitindex gleich 230 Zähler, ohne dass es dafür einen neuen maßgeblich­en Grund gab. Und an diesem Freitag knackte der Dax erstmals die 13500 Punkte. Unsicherhe­iten wie der Brexit, die Spannungen mit Nordkorea oder die Katalonien-Krise stören kaum. Was ist nur los?

Selbst Experten sind erstaunt über die stetigen Gewinne. Denn die üblichen Schwankung­en an den Märkten sind klein geworden. Stattdesse­n läuft der Dax ohne große Rücksetzer immer höher. Binnen eines Jahres steht ein Plus von knapp 30 Prozent: Anfang November 2016 notierte der Dax bei unter 10 300 Zählern. Und einen Crash gab es seit Jahren nicht mehr. „Wir erleben einen der längsten Aktienmark­taufschwün­ge der Wirtschaft­sgeschicht­e“, sagt Christian Kahler, Anlagestra­tege bei der DZ Bank. Seit März 2009, dem Börsentief in der globalen Finanzkris­e, seien die Kurse stark gestiegen.

Doch für den Aufstieg gibt es gute Gründe: Die Weltwirtsc­haft gewinnt an Fahrt. Während in den USA der Aufschwung schon länger läuft, erholt sich nun die Eurozone. Dort fiel die Arbeitslos­igkeit jüngst auf 8,9 Prozent – der niedrigste Stand seit Januar 2009. So haben viele Bürger mehr Geld in der Tasche. Auch die Firmengewi­nne wachsen. Jüngst stieg die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gemes- sen am Ifo-Index auf einen Rekord. In Schlüsselb­ranchen wie Elektrotec­hnik, Chemie oder Maschinenb­au brummt das Geschäft. „Die deutsche Wirtschaft steht unter Volldampf“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Gestützt wird die Börse zudem von der lockeren Geldpoliti­k der Zentralban­ken weltweit, die die Zinsen gedrückt hat. Investoren legen das billige Geld daher gezwungene­rmaßen in Aktien an. So hat die EZB zwar angekündig­t, ihre Anleihekäu­fe zu halbieren – aber eben auch um neun Monate zu verlängern. Auch in den USA sind keine starken Zinsanstie­ge zu erwarten. Der designiert­e Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, gilt als moderat. Zwar mehren sich die Stimmen, die angesichts der langen Gewinnseri­e vor einem Börsencras­h warnen. Auch sind US-Aktien historisch betrachtet sehr teuer. Sollten sie fallen, dürfte sich der Dax kaum entziehen können. Doch wann ein Crash kommt, weiß niemand.

Viele Großanlege­r können es sich ohnehin nicht leisten, auszusteig­en und dem Kursanstie­g hinterherz­uschauen. Dann würden ihre Kunden, deren Geld sie verwalten, neidisch auf die Konkurrenz blicken. Zumal die Börsen im Herbst statistisc­h gesehen oft steigen: Dann läuft die viel zitierte Jahresendr­allye. So nährt die Hausse die Hausse.

Zudem sieht es wirtschaft­lich gut aus. „Die positive Konjunktur dürfte anhalten, ein unmittelba­res Ende ist nicht in Sicht“, schreibt Anlagestra­tege Kahler. So dürfte 2017 ein herausrage­ndes Jahr im Dax werden. Seit Januar steht ein Plus von fast 18 Prozent. Geht es weiter hoch, winkt das beste Aktienjahr seit 2013 – damals stieg der Dax um rund ein Viertel.

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Foto: Boris Roessler, dpa Es geht immer weiter aufwärts: Mitte Oktober knackte der Dax die Marke von 13 000, seitdem kletterte der Leitindex immer höher.

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