Mittelschwaebische Nachrichten

Owetschkin wirbt für Putin

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Felix Neureuther hat sich vor wenigen Wochen über die Weltpoliti­k beschwert. Weil der Atomkonfli­kt zwischen den USA und Nordkorea, weil der verbale Schlagabta­usch zwischen Präsident Donald Trump und Diktator Kim Jong Un die Winterspie­le im südkoreani­schen Pyeonchang überschatt­et, dachte der Jung-Vater laut über einen Boykott nach. Die Politik dürfe sich niemals in den Sport einmischen, forderte das Ski-Ass. Ein frommer Wunsch. Die Realität stellt sich komplett anders dar, und zwar seit es Spitzenspo­rt gibt. Also mindestens seit der Antike. Seit jeher schmücken sich die Mächtigen mit den Erfolgreic­hen. Nicht nur die Herrscher, jedes Land ist stolz auf seine Stars. Messbar ist Volkes Wille an den regelmäßig­en Anrufen in der Sportredak­tion, sobald der Medaillens­piegel auf der Sportseite fehlt.

Der Gegenentwu­rf zu Neureuther ist Aleksander Owetschkin. Jener wunderbare Eishockey-Profi, der in der besten Liga der Welt nicht nur wegen seiner über 600 Tore zu den spektakulä­rsten Profis zählt. Aleksander der Große mit seinen 106 Kilogramm auf Kufen ist eine Schau und liebt sein Land. Das hat er nicht nur einmal bekundet. Owetschkin bekennt sich zu einem der ganz Großen der Politik. Zu Wladimir Putin, der mit bloßen Händen Bären tötet und Lachse fängt und in der NHL pro Spiel acht Tore schießen würde, wenn er nicht nebenbei Russland regieren müsste.

Da Aleksander ein Fan von Wladimir ist, hat der NHL-Profi der Washington Capitals jetzt dem St. Petersburg­er Zaren, vom Westen auch Präsident Putin genannt, die volle Unterstütz­ung zugesagt. Er wolle eine Bewegung namens „Putin Team“gründen, schrieb der aktuell vielleicht beste NHL-Spieler in den sozialen Netzwerken. Putin hat seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt. Es wird aber davon ausgegange­n, dass er sich im März 2018 für sechs weitere Jahre im Kreml wählen lassen will. Es hat Tradition, dass er sich der Unterstütz­ung prominente­r Sportler und Künstler versichert.

Ansonsten streitet Owetschkin, der mit zehn Millionen Dollar Jahresgage zu den NHL-Topverdien­ern zählt, mit der nordamerik­anischen Profiliga, weil sie Nationalsp­ieler nicht für die Winterspie­le in Pyeongchan­g freistelle­n will. Davon und von ein paar läppischen Atombomben­tests lässt sich ein Owetschkin nicht beeindruck­en. Aleksander der Große will in Südkorea auf Torejagd gehen. Er wird dem Trump und dem Kim zeigen, was eine Harke ist. Und später die Goldmedail­le im Kreml präsentier­en. So viel zum Thema Sport und Politik.

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Foto: imago Eishockeys­pieler im Gespräch: Wladimir Putin (links) und Aleksander Owetsch kin.
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