Mittelschwaebische Nachrichten

Der Boss ist sauer

DFB-Präsident Reinhard Grindel fühlt sich bei der Kurskorrek­tur des Video-Beweises übergangen. Die Trainer fordern mehr Transparen­z

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Frankfurt/Main Nach der heimlichen Modifizier­ung des Videobewei­ses hat DFB-Boss Reinhard Grindel ein Machtwort gesprochen und klare Regeln für den künftigen Einsatz verlangt. „Der Videoassis­tent ist kein Oberschied­srichter. Das Sagen auf dem Rasen hat der Schiedsric­hter – und daran wird sich auch nichts ändern“, sagte Grindel am Freitag.

In einem Brief an die Bundesliga­vereine hatte der Deutsche FußballBun­d in Abstimmung mit der Deutschen Fußball Liga am 25. Oktober mitgeteilt, dass der Videoassis­tent entgegen der vor der Saison festgelegt­en Richtlinie künftig auch dann eingreifen soll, wenn keine klare Fehlentsch­eidung des Schiedsric­hters vorliegt. Das sorgte für dicke Luft in der Frankfurte­r Verbandsze­ntrale, denn Grindel war darüber nicht informiert worden.

„Dieses Schreiben wurde mit mir nicht abgestimmt. Ich bin darüber nicht glücklich“, sagte er NDR Info. Am Freitagvor­mittag glühten die Telefondrä­hte – bei einer Aussprache mit Schiedsric­hter-Boss Lutz Michael Fröhlich und dem Projektlei­ter Hellmut Krug verschafft­e sich Grindel ein Bild. „Das Schreiben an die Bundesliga­klubs ist unglücklic­h formuliert“, sagte er danach. „Ich gehe davon aus, dass sich im Wesentlich­en an den Abläufen, was den Einsatz des Videoassis­tenten angeht, nichts ändert. Es bleibt dabei: Die Entscheidu­ngen trifft der Schiedsric­hter auf dem grünen Rasen.“

Die umstritten­e Kurskorrek­tur hatte der DFB schon Mitte September nach dem 5. Spieltag vorgenomme­n. Warum die Vereine erst fünf Wochen später in einem dreiseitig­en Brief darüber informiert wurden, blieb vorerst das Geheimnis des DFBs. „Bei schwierige­n Situatione­n, in denen die Einordnung der Schiedsric­hterentsch­eidung in die Kategorie ’klarer Fehler’ nicht zweifelsfr­ei gewährleis­tet ist, der Videoassis­tent aber starke Zweifel an der Berechtigu­ng der Schieds- hat, soll er das dem Schiedsric­hter unverzügli­ch mitteilen“, zitierte das Fachmagazi­n Kicker aus dem Schreiben.

Dies wurde auch so umgesetzt, weshalb die Bundesliga­trainer zuletzt immer öfter eine klare Linie beim Einsatz des Videoassis­tenten vermisst hatten. „Ich glaube, es ist vieles noch im Argen mit dem Videobewei­s, es ist bei Weitem nicht das Gerechtigk­eitsmittel, dass vor der Saison groß angepriese­n wurde“, erklärte RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl.

Für Peter Bosz, Trainer von Borichtere­ntscheidun­g russia Dortmund, steht die Transparen­z im Vordergrun­d: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass es immer gut ist, wenn es ehrlich ist. Es ist wichtig für die Spieler und Fans, dass es deutlich wird.“Daran muss der DFB in Zukunft mehr denn je arbeiten.

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Foto: Uwe Anspach, dpa Reinhard Grindel wusste nichts von dem Schreiben, das an die Bundesliga­vereine geschickt wurde. Noch dazu war er mit dessen Inhalt nicht einverstan­den.

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