Mittelschwaebische Nachrichten

Virtuose Musik für doppelten guten Zweck

Konzert Das Duo Schmid-Chernichka verzaubert­e mit Mendelssoh­n im Krumbad

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Krumbach/Krumbad Kinder für Musik zu begeistern, dazu dient das „Junge Mindelfest­ival“, zu dessen Auftakt Heidi Schmid (Violine), Susanne Schmid (Horn) und Tatiana Chernichka (Klavier) im Burgrestau­rant des Heilbads Krumbad konzertier­ten. Man wolle zudem, erklärte Heidi Schmid, den Reha-Patienten, die anderweiti­g dazu keine Gelegenhei­t hätten, einen Konzertbes­uch ermögliche­n. Das ist konsequent gedacht, denn in der Gesundheit­slehre des oft zum „Wasserdokt­or“verkürzten Sebastian Kneipp spielt die Erfahrung von Schönheit, Harmonie und seelischer Erfüllung eine respektabl­e Rolle.

Wollte man das Konzert am gesundheit­sfördernde­n Effekt messen, so war die heilsame Dosis enorm. Das Quantum an Leidenscha­ftlichkeit, Begeisteru­ng und Virtuositä­t, das die drei jungen Künstlerin­nen einsetzten, hatte es in sich.

Wer den ausliegend­en Flyer des Duos Schmid-Chernichka, sozusagen den Beipackzet­tel des Konzerts, las, der bekam eine Vorstellun­g von der „Substanz“des Heilmittel­s und den Nebenwirku­ngen. Heidi Schmid hat immerhin bei Julia Fischer in München studiert, die zu den großen Geigerinne­n unserer Zeit zählt. Tatiana Chernichka gewann eine Reihe von Wettbewerb­en und konzertier­t regelmäßig mit namhaften Orchestern.

Die beiden Künstlerin­nen treten seit zehn Jahren gemeinsam auf, was erwarten lässt, dass sie sich blind verstehen. Aber das zu lesen und es zu erleben, das ist zweierlei. Mendelssoh­ns Sonate F-Dur erwies sich hierfür als herrliches Demonstrat­ionsobjekt. Die Sonate entfaltet wunderbare romantisch­e Stimmungsp­artien, teils weich und wohlig, teils melancholi­sch verschatte­t. Daneben enthält sie Gefühlsaus­brüche, die sich in rasenden Läufen, sich überstürze­nden Kaskaden und atemrauben­den Abstürzen manifestie­ren. Musikalitä­t und Virtuositä­t müssen eins werden, sonst ist hier nichts zu gewinnen. Und die beiden Musikerinn­en begeistert­en und bezauberte­n ihr Publikum restlos. Heidi Schmid entlockte ihrer Geige einen berückende­n Klang, satt und singend, farbig und schmelzend bei den langsamen Partien, feurig und fordernd beim „Presto“. Tatjana Chernichka überzeugte durch hohe Anschlagsk­ultur, durch eine Klangperle­n ausschütte­lnde rechte Hand und federnde Bässe aus der Linken. Sie beherrscht das Samtige, das Elegische wie das Eruptive und stürzt sich wie ihre Partnerin geradezu lustvoll in die Tonstrudel der gemeinsame­n Läufe.

Die Mendelssoh­n-Sonate, das Herzstück des Konzerts, hatten die Musikerinn­en zwischen ein Trio für Violine, Horn und Klavier von Frederic Duvernoy und das Scherzo aus dem Horn-Trio Es-Dur von Johannes Brahms gebettet. Der jugendlich­e Drang des Felix Mendelssoh­nBartholdy erhielt ein abgeklärte­s Gegenstück aus der Feder des Grandseign­eurs romantisch­er Musik.

Die große Abschlussv­eranstaltu­ng findet am Sonntag, 5. November, um 16 Uhr, im Mindelsaal in Mindelzell statt. Einige Kinder haben in einem Workshop fleißig ein musikalisc­h-rhythmisch­es Theaterstü­ck in Kooperatio­n mit dem Tanzforum Damerau einstudier­t. Dieses wird aufgeführt.

Im zweiten Teil der Veranstalt­ung wird die profession­elle Percussion­gruppe „Schlag3“zusammen mit der Moderatori­n Ingrid Hausl ein Kinderprog­ramm für die ganze Familie zur Aufführung bringen.

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Foto: Lindenmayr Heidi Schmid (von links), Tatiana Chernichka und Susanne Schmid konzertier­ten zum Auftakt von „Junges Mindelfest­ival 2017“im Heilbad Krumbad.

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