Mittelschwaebische Nachrichten
Staunen wie ein Kind
Eine riesengroße Gießkanne schwebt wie von Zauberhand gehalten über der Erde. Alle werden nass. Die Sonnenblumen wachsen den großen Tropfen entgegen. Die Fische planschen im Wasser und inmitten des Bildes freut sich ein Mädchen und tanzt im Regen. „Ich“hat die Zeichnerin mit Bleistift groß darüber geschrieben.
Die Geschichte von Gottes Schöpfung scheint mächtigen Eindruck auf die Grundschülerin gemacht zu haben. In den letzten Wochen habe ich im Religionsunterricht der ersten Klasse davon erzählt.
Kein Wunder, denke ich mir, und schaue mir das Bild an. Die allererste Geschichte der Bibel kann einen aber auch zum Staunen bringen. Mit bildreichen Worten wird da beschrieben, wie wohlgeordnet und gut überlegt Gott am Anfang der Zeit vorgegangen ist.
Weit bevor die Theorien von Urknall und Evolution aufgestellt wurden, haben Menschen hier auf ihre Art versucht zu erklären, wie die Welt entstanden ist. Schon immer haben Menschen darüber gestaunt, dass alles wie von selbst wächst, Früchte trägt, sich aussät und weiter und weitergeht.
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“So verspricht es Gott ein paar Bibelseiten weiter am Ende der großen Sintflut.
Gerade jetzt im Herbst lese ich diesen Satz gerne und schaue, wie die Blätter an den Bäumen sich verfärben und die Sonne ihr Rot, Orange und Gelb zum Leuchten bringt. Ich freue mich darüber, weil ich weiß, dass, wenn sie längst braun geworden und auf die Erde gefallen sind, der nächste Frühling doch wieder neue herrlich grüne Knospen mit sich bringt.
Die Natur so zu betrachten, in ihrem Werden und Vergehen, das Wunder dahinter zu entdecken, das bringt mich zum Staunen. Es lässt mich dankbar werden für diese Welt, in der ich lebe.
Da bin ich ganz bei der Erstklässlerin und ihrem tanzenden Selbstporträt.