Mittelschwaebische Nachrichten

Muss sich die Queen entschuldi­gen?

Geld von Elizabeth II. soll an ein Unternehme­n geflossen sein, das Wucherzins­en verlangt

- VON KATRIN PRIBYL

London Königin Elizabeth II. steht mit dem irischen Sänger Bono von U2 auf einer Palmeninse­l, zwischen ihnen eine Schatzkist­e gefüllt mit Münzen. „Du auch?“, fragt die Queen, erhält jedoch keine Antwort. Die Karikatur, die gestern in der Londoner Zeitung Evening Standard erschien, bezieht sich auf den Skandal um die Paradise Papers, in deren Fokus ausgerechn­et die Monarchin gerückt ist. Laut den Enthüllung­en des Netzwerks investigat­iver Journalist­en (ICIJ) hat die Queen Privatverm­ögen im Wert von rund zehn Millionen Pfund, umgerechne­t etwa 11,3 Millionen Euro, in Anlagen auf den Kaimaninse­ln sowie auf den Bermudains­eln investiert. Das Herzogtum Lancaster, das die Gelder der Royals verwaltet und anlegt, bestätigte die Investitio­nen in den Übersee-Gebieten, betonte aber in einer Stellungna­hme, alles sei „geprüft und legitim“. Doch ist es auch moralisch richtig? Diese Frage stellen sich derzeit die Briten. Der Opposition­schef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, sprach von Doppelmora­l und forderte gestern während einer Rede indirekt eine Entschuldi­gung der Königin, die zu den reichsten Frauen auf der Insel gehört. Insbesonde­re ein Aspekt sorgte für Empörung: So soll Geld an die Handelsket­te Brighthous­e geflossen sein, die unter anderem Haushaltsg­eräte und Elektronik angeblich „günstig“vermietet. Auf diese Weise können Menschen, denen das Geld für größere Anschaffun­gen in bar fehlt, Staubsauge­r oder Waschmasch­inen für wenige Pfund pro Woche per Ratenmietk­auf auf lange Sicht erstehen. Nur gibt es ein Problem, das auch schon die Finanzaufs­icht beschäftig­t hat: Das Unternehme­n verlangt Wucherzins­en, sodass am Ende ausgerechn­et die Ärmsten abgezockt werden. Und offenbar hat unter anderem das Staatsober­haupt Großbritan­niens via ihrer Anlagen das Unternehme­n mitfinanzi­ert. Als „peinlich“bezeichnet­e der Königshaus-Reporter der BBC die Enthüllung­en der royalen Finanzen. Die Queen hat nun ein Problem.

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Foto: imago Königin Elizabeth II. sieht sich Vorwürfen ausgesetzt.

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