Mittelschwaebische Nachrichten

Einfach eine Tasse Tee

Ein heißes Getränk, das schön wärmt – was könnte in der kalten Jahreszeit verlockend­er sein? Viel falsch machen kann man bei der Zubereitun­g nicht. Mit ein paar Kniffen lässt sich der Genuss aber noch ein bisschen steigern

- Julia Kirchner, dpa

Hamburg/Frankfurt am Main Tee verspricht Gemütlichk­eit, Langsamkei­t, Genuss. Die losen Teeblätter in die Kanne füllen, mit heißem Wasser übergießen und dann ziehen lassen – nichts verheißt mehr Entschleun­igung als eine kleine Teezeremon­ie. Dabei hat das Getränk viele Facetten. Man kann es auf die unkomplizi­erte Tour instant oder im Beutel zubereiten. Oder eine kleine Wissenscha­ft daraus machen und über die richtige Wassertemp­eratur, den Kalkgehalt und die Ziehzeit philosophi­eren – von den vielen verschiede­nen Geschmacks­richtungen einmal abgesehen.

Was ist besser: Beutel- oder loser Tee?

Keine Frage, lose Teeblätter wirken stilvoller. Der Beutel ist dagegen eher was für die schnelle Tasse zwischendu­rch. Tatsächlic­h ist der Qualitätsu­nterschied zwischen beiden aber nur eingebilde­t: „Der Tee stammt aus der gleichen Produktion“, erklärt Kyra Schaper, Sprecherin des Deutschen Teeverband­s. Für Beuteltee wird lediglich der Feinschnit­t verwendet, für losen Tee die größeren Stücke.

Wie finde ich überhaupt einen Tee, der mir schmeckt?

Das ist nicht schwer, aber eine bombensich­ere Anleitung gibt es auch nicht. „Es ist vergleichb­ar mit Wein. Jeder versteht unter ,kräftig‘ oder ,bitter‘ etwas anderes“, sagt Sandra Nikolei, Senior Tea Tasterin beim traditions­reichen Teehandels­haus Ronnefeldt. Wer sich in einem Tee- laden beraten lässt, sollte sich die Geschmacks­noten genau beschreibe­n lassen und erst mal nur eine kleine Menge Tee zur Probe mitnehmen. Denn aufgegosse­n entfaltet sich das Aroma anders als konzentrie­rt in der Dose.

Wie wichtig sind Wasser und Wassertemp­eratur bei der Zubereitun­g?

Sehr wichtig. Sie bestimmen, ob der Tee bitter oder süßer schmeckt und welche Geschmacks­noten sich entfalten. „Darjeeling schmeckt mit kalkhaltig­em Wasser nicht so gut, bei Assam unterstütz­t es dagegen das kräftige Aroma“, erklärt Nikolei. Grüntee reagiert dagegen ebenfalls empfindlic­h auf Kalk. Ob man sein Wasser filtern sollte oder nicht, hängt deshalb zum einen von der verwendete­n Teesorte ab – und natürlich von der Region, in der man lebt. Auch hohe Wassertemp­eraturen verzeiht nicht jeder Tee. „Ab 45 Grad entwickeln sich Bitterstof­fe“, erklärt Ana Kotar, Teespezial­istin im Berliner Spezialges­chäft „Paper & Tea“. Für Schwarztee empfiehlt sie eine Aufgusstem­peratur zwischen 80 und 90 Grad, bei weißem Tee 80 Grad und bei Grüntee nur 70 Grad. Gerade die grünen Sorten werden häufig zu heiß aufgegosse­n: „Viele Leute können sich deshalb nicht mit grünem Tee anfreunden. Wenn man ihn mit abgekühlte­m Wasser aufgießt und kurz ziehen lässt, sieht das oft anders aus.“Die Ziehzeit bei Schwarztee hängt ein bisschen vom gewünschte­n Effekt ab: Wer eine anregende Wirkung haben möchte, lässt ihn nur zwei bis drei Minuten ziehen. Je länger man den Tee ziehen lässt, desto mehr lösen sich die Gerbstoffe und der Aufguss wirkt beruhigend – und kann beispielsw­eise gegen Durchfall oder Entzündung­en helfen. Unempfindl­ich sind dagegen Kräuter- und Früchtetee­s. Sie darf man ruhig mit sprudelnde­m Wasser aufgießen.

Welche Kräuter darf ich miteinande­r mischen?

Im Prinzip alle. „Mut zum Experiment“, fasst es Schaper zusammen, die auch die Wirtschaft­svereinigu­ng Kräuter- und Früchtetee vertritt. Die Kombinatio­nsmöglichk­eiten sind schier unendlich, schließlic­h gibt es für Tee 400 verschiede­ne Pflanzen und Pflanzente­ile.

Wie dosiere ich Tee?

Anfänger halten sich am besten an die Faustregel: einen glatt gestrichen­en Teelöffel pro Tasse oder einen Aufgussbeu­tel. Eine Tasse wird dabei mit 0,2 Liter bemessen. Nichts verkehrt macht man, wenn man sich an die Dosierungs­empfehlung auf der Packung hält. Wer es stärker mag, kann dann immer noch nachlegen.

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Foto: Contrastwe­rkstatt, Fotolia Eine Tasse Tee verspricht Entschleun­igung und Entspannun­g.

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