Mittelschwaebische Nachrichten

Das müssen Linde-Aktionäre jetzt wissen

Der Konzern will mit Praxair fusioniere­n. Aktuell können Anleger ihre Aktien noch eintausche­n

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Der Münchner Industrieg­aseSpezial­ist Linde will mit dem US-amerikanis­chen Praxair-Konzern fusioniere­n. Dafür muss die Mehrheit der Aktien der Linde AG in neue Papiere der Linde PLC umgetausch­t werden. Die Frist läuft noch bis zum heutigen Dienstag. Aber was genau heißt das für die Aktionäre? Die Aktien, die die Anleger beim Umtausch erhalten, sind Wertpapier­e einer Holding-Gesellscha­ft mit Sitz in Irland. Die Aktien sollen in Frankfurt und New York an der Börse gehandelt werden. Chef der neuen fusioniert­en Gesellscha­ft wird der Vorstandsv­orsitzende von Praxair, Stephen An- Die Linde-Aktionäre erhalten für jede Linde-Aktie 1,54 Aktien der neuen Holding. Da dadurch keine ganzen Zahlen herauskomm­en können, erhalten Aktionäre die Aktienspit­zen, also das, was hinter dem Komma steht, bar ausgezahlt. Eine Reihe von Großaktion­ären hat bereits umgetausch­t, zum Beispiel der norwegisch­e Staatsfond­s Norges.

Nach Ansicht der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpa- pierbesitz, kurz DSW, ist das Umtauschan­gebot für die Linde-Aktionäre nicht attraktiv. Aktionärss­chützer gehen davon aus, dass sich die Linde AG hier zu billig verkauft hat. Der Konzern hat nie Wert darauf gelegt, seine Marktkapit­alisierung zu optimieren, zum Beispiel durch Aktienrück­käufe.

Die Linde-Aktionäre können, nachdem sie eine Benachrich­tigung durch ihre Bank erhalten haben, den Umtausch annehmen. Reagieren sie nicht, passiert auch nichts. Sie behalten die alten Linde-Aktien. Wie es mit der alten Linde AG weitergeht, ist schwierig vorherzusa­gen. Laut Angebotsun­gel. terlage ist ein „Delisting“und später ein „Squeeze Out“geplant, also ein Börsenabga­ng und danach quasi ein Rausschmis­s der restlichen Aktionäre. Damit werden diejenigen, die nicht umtauschen, nicht auf Dauer ihre Aktien behalten.

Mit dem Umtausch werden Statthalte­r-Aktien in das Depot des Aktionärs eingebucht. Die Aktien der Linde PLC folgen erst dann, wenn die Fusion tatsächlic­h erfolgt ist. Dies wird erst im Jahr 2018 sein. Die Statthalte­r-Aktien können aber wie gewohnt gehandelt werden.

Für diejenigen, die umtauschen, stellt sich die Frage, wie dieser Umtausch steuerlich behandelt wird. Grundsätzl­ich könnte der Tausch steuerrech­tlich als Kauf und Verkauf gewertet werden. Soweit der Aktionär in den vergangene­n fünf Jahren weniger als ein Prozent der Linde AG gehalten hat, wird er wohl steuerlich neutral behandelt. Erfolgte der Kauf der Aktien bereits vor 2009, so kann leider niemand vorhersage­n, ob der Bestandsch­utz der Steuerfrei­heit weiter gilt.

Daniela Bergdolt ist Fach anwältin für Kapitalmar­kt recht und Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­ini gung für Wertpapier­besitz.

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