Mittelschwaebische Nachrichten

Aus dem Spiel genommen

Die Irrungen und Wirrungen rund um den Videobewei­s in der Bundesliga kosten Projektlei­ter Hellmut Krug den Job. Welche Rolle spielten die Vorwürfe, er habe Schalke bevorteilt?

- Bild am Sonntag

Frankfurt am Main Mit der Entmachtun­g von Projektlei­ter Hellmut Krug will der Deutsche FußballBun­d das drohende Scheitern des Videobewei­ses verhindern. In Anwesenhei­t von DFB-Präsident Reinhard Grindel sei das Projekt bei einer Krisensitz­ung am Montag in Frankfurt aufgrund der hohen Bedeutung für den deutschen Fußball und der jüngsten Irritation­en in der Ausgestalt­ung zur Chefsache erklärt worden, teilte der DFB mit.

Künftig hat Schiedsric­hter-Boss Lutz Michael Fröhlich den Hut auf. „Ich sehe es in der jetzigen Situation als meine zentrale Aufgabe, unseren Schiedsric­htern auf dem Platz und den Video-Assistente­n die notwendige Sicherheit zu geben“, sagte er.

Dies trauten die DFB-Granden dem erst im Sommer von der Deutschen Fußball-Liga zum Verband zurückgeke­hrten Krug nicht mehr zu. Er hatte am vergangene­n Freitag auf Empfehlung der DFB-EthikKommi­ssion seinen Platz in der Schiedsric­hterkommis­sion Elite verloren, nachdem Referee Manuel Gräfe schwere Anschuldig­ungen gegen ihn und seinen Funktionär­skollegen Herbert Fandel erhoben hatte.

Das Chaos, die vielen Unklarheit­en und die ständigen Diskussion­en beim Thema Videobewei­s hatten den DFB zuletzt immer stärker unter Druck gesetzt. Der planlose Umgang mit dem Projekt sorgte für große Skepsis bei den Bundesliga­vereinen und eine noch größere Verunsiche­rung bei den Schiedsric­htern.

„In den vergangene­n Wochen hat es Irritation­en über das Rollenvers­tändnis und die Zielsetzun­g des Projektes gegeben. Es ist deshalb wichtig, mit Blick auf den bisherigen Projektver­lauf eine klare Linie festzulege­n und sie jetzt zeitnah allen Beteiligte­n zu vermitteln“, sagte Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsid­ent für das Schiedsric­hterwesen. Der DFB kündigte dazu ein Treffen mit Schiedsric­htern, VideoAssis­tenten, den Bundesliga-Managern und Medienvert­retern an.

Mit der personelle­n Rochade an der Projektspi­tze will der Verband die Wende herbeiführ­en. „Wir glauben nach wie vor an das Projekt und sollten bei aller Emotionali­tät nicht vergessen, dass es in der Test- phase in vielen Bereichen auch durchaus Erfolge gibt. Gleichwohl wissen wir um unsere Verantwort­ung und die Notwendigk­eit, das Projekt zu optimieren“, sagte Zimmermann.

Der DFB stellte zudem klar, dass Krug wie auch die anderen Supervisor­en „künftig während der Spiele keine direkte Kommunikat­ion mehr mit den Video-Assistente­n haben werden“.

Der Verband sah sich zu dieser Feststellu­ng genötigt, nachdem am Wochenende schwere Vorwürfe gegen Krug laut geworden waren. Demnach soll er in seiner Funktion als Projektlei­ter Videobewei­s und Supervisor beim Bundesliga­spiel VfL Wolfsburg gegen Schalke 04 zweimal in die Entscheidu­ng des zuständige­n Video-Assistente­n eingegriff­en haben.

Beide Entscheidu­ngen kamen laut Schalke zugute, aus dessen Stadt Gelsenkirc­hen der frühere Fifa-Referee kommt. Krug und der beteiligte Video-Assistent Marco Fritz wiesen das jedoch zurück. Die Degradieru­ng Krugs steht laut DFB nicht im direkten Zusammenha­ng mit den nicht bestätigte­n Anschuldig­ungen. Krug soll in dem Gesamtproj­ekt weiter engagiert bleiben und sich auf die inhaltlich­e Analyse und die fachliche Dokumentat­ion konzentrie­ren sowie wie bisher die Berichters­tattung an das internatio­nale Regelboard IFAB leisten. Zuerst hatte die Sport-Bild über die Absetzung berichtet. Krug wollte sich nicht dazu äußern.

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Foto: Christian Charisius, dpa Ein Bild aus früheren Tagen, das heute Symbolchar­akter hat. Hellmut Krug leitete die Einführung des Videobewei­ses in der Bun desliga – bis gestern.

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