Mittelschwaebische Nachrichten
Franziska Baumeister ist tot
Ehrenkreisbäuerin starb mit 94 Jahren
Haldenwang Der Bauernverband im Landkreis Günzburg trauert um Franziska Baumeister. Die Ehrenkreisbäuerin starb am Samstag im Alter von 94 Jahren. Sie ist „nach einem erfüllten Leben“in „Gottes Frieden heimgegangen“, heißt es in der Traueranzeige. Der Trauergottesdienst findet am morgigen Mittwoch um 14 Uhr in Haldenwang statt. Ab 13.30 Uhr wird der Rosenkranz gebetet. Im Anschluss an den Gottesdienst wird sie beerdigt.
Zur Welt kam sie am 26. Juli 1923. Sie war von 1948 bis 1967 Orts-, von 1962 bis 1987 Kreis- und schließlich seit 1987 Ehrenkreisbäuerin. Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande wurde sie für ihr soziales Engagement als Kreisbäuerin und andere ehrenamtliche Tätigkeiten in der Münchner Staatskanzlei 1988 ausgezeichnet. Baumeister engagierte sich auf vielfältige Weise im Landkreis: Mit dem Dirigenten Hermann Schmid gründete sie 1976 den Landfrauenchor Günzburg. Erst vier Jahre zuvor war der erste Landfrauenchor im Freistaat entstanden. Die Chöre und ihre Mitglieder werden als „Botschafter der Landwirtschaft“bezeichnet. 1978 gründete sie den Katholischen Frauenbund Haldenwang, dem sie die ersten fünf Jahre lang vorstand. Sie organisierte Seniorennachmittage und Spendeninitiativen, hatte den Vorsitz des Dorfhelferinnen-Ausschusses im Landkreis inne und war jahrelang Mitglied der Prüfungs-Kommission von „Unser Dorf soll schöner werden“. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Bis zum letzten Tag war sie politisch interessiert, berichtet ihre Familie, unsere Zeitung zu lesen war somit ihr festes tägliches Ritual. Man habe wunderbar mit ihr über aktuelle Themen diskutieren können – aber nicht immer recht bekommen. Den Bauernstand und die gesellschaftliche Entwicklung sah sie in Gefahr, über die Jugend habe sie sich aber stets positiv geäußert.
Dass sie sich im 2016 erschienenen Buch unserer Zeitung über das Geheimwerk Kuno im Scheppacher Forst und das KZ-Außenlager Burgau als Zeitzeugin einbringen konnte, machte sie stolz. Sie beschreibt, wie polnische Häftlinge, die beim „Holderrieder“in Haldenwang anklopften, von ihrer Mutter und ihr mit einer warmen Suppe und Butter für die Wunden versorgt wurden. Später backte sie viele Jahre lang Brot für die Familie und für Dorfbewohner, einen Laib habe sie immer für Bedürftige auf Reserve gehabt.
Im Glauben war sie tief verwurzelt, besonders, als ihr Mann 1969 im Alter von 49 Jahren starb und sie mit fünf Kindern und dem Hof alleine war. Die Familie war ihr immer besonders wichtig, so auch die acht Enkel und acht Urenkel.