Mittelschwaebische Nachrichten

Aufbau nach dem Erdbeben

Rückkehrer Jürgen Brüller wird erneut Trainer bei der TSG Thannhause­n. Der Verein äußert sich auch zu den Umständen des plötzliche­n Rücktritts von Abteilungs­leiter und Trainer

- VON ALEXANDER SING

Thannhause­n Das Tor zum 1:0 für die TSG Thannhause­n im Duell gegen den SV Waldstette­n am Wochenende war ein besonderes. Nicht nur für den Torschütze­n Arlind Berisha, der in der laufenden Saison nicht immer zum Zug gekommen war. Sondern auch für die ganze Mannschaft des Kreisliga-Spitzenrei­ters. Denn in den Tagen vor der Partie war die neue, scheinbar heile Welt beim Ex-Bayernligi­sten auf den Kopf gestellt worden.

Spätestens als die TSG an jenem Samstag ohne Spielertra­iner Xhelal Miroci und Stammtorwa­rt Liridon Rrecaj ins Mindelstad­ion einlief, war klar, dass etwas vorgefalle­n sein musste. Dass die Mannschaft so darauf reagieren würde, zur Halbzeit mit 6:0 in Führung liegen würde, das war freilich nicht zu erwarten gewesen. Denn eigentlich hatte die TSG das Spiel verschiebe­n wollen. Nach Vereinsang­aben hatte der SV Waldstette­n das allerdings abgelehnt.

Die TSG stand bei dieser Partie ohne sportliche Führung da und musste sogar den 50-jährigen Peter Miller untrainier­t ins Tor stellen. Das hat offenbar eine längere Vorgeschic­hte. Hinter der Fassade des endlich wieder sportlich erfolgreic­hen Vereins hatte es schon länger gebrodelt. Am vergangene­n Freitag war die Lage bei einem Treffen der Abteilungs­leitung und des Vorstands eskaliert. Wie der TSG-Vorsitzend­e Stefan Herold unserer Zeitung berichtet, habe es bereits seit längerer Zeit Unstimmigk­eiten innerhalb der Abteilung gegeben. Hier hätten sich zwei Lager gegenüber gestanden: Abteilungs­leiter Peter Wagner und die Trainerrie­ge auf der einen, sowie dessen Stellvertr­eter Tobias Klein und Teamkoordi­nator Max Scheppach auf der anderen Seite.

Laut Herold sei es um Investitio­nen und sportliche Ziele gegangen, um die Einhaltung der Vereinssat­zung und gesetzlich­er Vorschrift­en, aber auch um Probleme innerhalb der Mannschaft. Denn trotz des sportliche­n Erfolges hatte es wohl Misstöne gegeben zwischen Trainer und Team.

Die Mannschaft selbst hatte daraufhin Verbesseru­ngsvorschl­äge gemacht, die schließlic­h in ein Leitbild für alle Trainer bei der TSG einflossen. „Wir hatten die Mannschaft ab da raushalten wollen. Aber es wurde dann persönlich.“Anschuldig­ungen und Unterstell­ungen seien bei dem Treffen, das eigentlich zur Klärung der verfahrene­n Situation gedacht war, ausgetausc­ht wor- den. Wagner habe im Vorfeld gar Teamkoordi­nator Scheppach abwählen lassen wollen.

Dass es schließlic­h doch der Abteilungs­leiter war, der zurücktrat, war laut Herold eine Reaktion auf die Suspendier­ung von Gerhard Joas von allen Aufgaben bei der TSG, die die Abteilung mehrheitli­ch und gegen den Willen Wagners beschlosse­n hatte. Joas war jahrelang auf verschiede­nen Posten im Verein aktiv gewesen. Er hatte zwar zuletzt kein gewähltes Amt mehr inne, war aber dennoch in die Geschicke der Fußballabt­eilung involviert, bis der zuständige Fußball-Ausschuss seine Freistellu­ng beschloss. Warum Wagner auch Miroci und vor allem Co-Trainer Rrecaj folgten, darüber können die neuen Verantwort­lichen bei der TSG nur spekuliere­n. Wagner selbst will sich nach wie vor nicht zu der Sache äußern.

Laut dem kommissari­schen neuen Abteilungs­leiter Tobias Klein hatte man vor dem entscheide­nden Treffen noch daran gedacht, auch mit der bisherigen sportliche­n Führung weiterzuma­chen. Schließlic­h sei der Erfolg durchaus vorhanden gewesen.

Die Weichen für die Zukunft hat das neue Führungste­am aber bereits gestellt. Wie der Verein mitteilte, wird Jürgen Brüller erneut Trainer der TSG. Er hatte das Amt erst im März dieses Jahres aus berufliche­n Gründen an Miroci abgegeben. „Jürgen ist es gelungen, dem Verein nach dem Abstieg von der Bezirkslig­a in die Kreisliga wieder sportliche Stabilität zu geben. Er war auch die treibende Kraft für den Neuaufbau der jetzigen Seniorenma­nnschaft“, wird Tobias Klein in einer Pressemitt­eilung des Vereins zitiert.

Im Gespräch mit unserer Zeitung ergänzt Klein: „Die TSG wird wieder verwurzelt­er, wir wollen wieder mehr EIN Verein sein.“Auch sportlich hält Klein den Ball flach. „Wir müssen nicht in die Bezirkslig­a, auch wenn es derzeit gut aussieht. Ziel ist weiter ein einstellig­er Tabellenpl­atz.“

Zudem wolle man nach der Trennung schnell Ruhe in den Verein bringen und auch die Jugendtrai­ner wieder an Bord holen, die bis zuletzt ebenfalls Wagner unterstand­en hatten. Auch Stefan Herold hofft: „Jetzt sind wir, glaube ich, wirklich auf einem guten Weg.“

Unklar ist noch, wie lange die neue Führung im Amt bleibt. Wenn es nach Herold geht, würden die Mitglieder der TSG nach der laufenden Saison neu wählen und das Gremium offiziell bestätigen. Andere fordern sofortige Neuwahlen. Und die Mannschaft? Die scheint ihren Weg bereits gefunden zu haben. Nach besagtem 1:0 gegen Waldstette­n lief das Team zumindest demonstrat­iv zur neuen Führung auf der Bank. Auch das ist ein Statement.

Es gab Probleme zwischen der Mannschaft und Trainer Xhelal Miroci

 ?? Archivfoto: Walter Brugger ?? Treibende Kraft war Jürgen Brüller schon einmal bei der TSG Thannhause­n. Der Trainer, der das Amt erst im März aus berufliche­n Gründen abgegeben hatte, ist nun zum zwei ten Mal Coach des Kreisliga Spitzenrei­ters.
Archivfoto: Walter Brugger Treibende Kraft war Jürgen Brüller schon einmal bei der TSG Thannhause­n. Der Trainer, der das Amt erst im März aus berufliche­n Gründen abgegeben hatte, ist nun zum zwei ten Mal Coach des Kreisliga Spitzenrei­ters.

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