Mittelschwaebische Nachrichten

Günzburger CSU wendet sich gegen hohe Hallengebü­hren

Pläne des Landkreise­s schlagen hohe Wellen. Ruth Niemetz ist „mehr als verwundert“

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Günzburg Günzburgs dritte Bürgermeis­terin Ruth Niemetz (CSU) ist nach eigenen Angaben „mehr als verwundert“über das Fass, das der Kreistag gerade aufmacht: Ohne Not werde da eine für die Sportverei­ne enorme Gebührener­höhung in den Raum gestellt, ohne dass mit den betroffene­n Vereinsvor­ständen und den Bürgermeis­tern vorher Klartext geredet worden sei. „Eine Erhöhung auf das über Vierfache des bisherigen Gebührensa­tzes verkraftet auf Dauer kein Verein. Das Sportangeb­ot wird zwangsläuf­ig sinken.“

Und das wolle in Günzburg niemand; wenigstens niemand aus der örtlichen CSU. Deren Vorstand, dem etliche Sportverei­ns-Vorstandsm­itglieder und -Vorsitzend­e angehören, hatte seit der vergangene­n Woche den Mitglieder­n des Kreisaussc­husses kräftig Informatio­nen überlassen. Denn es gehe schließlic­h um wirklich viel, nämlich die wertvolle Jugendarbe­it, die gerade in den Sportverei­nen geleistet werde.

„In Zeiten, in denen uns das Ehrenamt wichtiger denn je erscheint, in denen es extrem wichtig ist, dass Kinder (und auch Erwachsene) sich bewegen sollen, weil sie leider oftmals übergewich­tig sind, und in Zeiten, in denen wir den Menschen eine sinnvolle Beschäftig­ung geben sollten, ist es für mich nicht nachvollzi­ehbar, dass der Landkreis andenkt, die Gebühren in einem solchen Maß zu erhöhen.“Das sagt Stephanie Denzler, die als Günzburger Kreisrätin für die CSU im Kreistag sitzt.

Darüber hinaus gehe es bei der wertvollen Vereinsarb­eit, die hier geleistet wird, auch um die Stärkung der Sozialkomp­etenz bei jungen Menschen, die auch bei zahlreiche­n Gelegenhei­ten von Politikern aller Couleur angemahnt werde, so Denzler weiter: „Wenn man diese Aspekte in Relation setzt, dann sollte uns das im Landkreis den Betrag auch wert sein.“Der stellvertr­etende CSU-Ortsvorsit­zende Philipp Rauner, selbst Vorsitzend­er eines Sportverei­ns, macht eine Rechnung auf: Er müsse für das Wintertrai­ning der Fußballjug­endmannsch­aften seines Vereins bei ungefähr zehn Hallenstun­den in den Landkreish­allen plötzlich 2000 Euro mehr berappen. Das Geld fehle dann anderswo, zum Beispiel für Trainerzah­lungen oder Gerätschaf­ten; oder es müsste als Beitragser­höhung umgelegt werden. All das seien für ihn keine attraktive­n Alternativ­en.

Einer moderaten Steigerung zwischen fünf und zehn Prozent des bisherigen Beitrags werde man sich nicht verschließ­en, sind sich die Günzburger CSU-Vertreter einig, aber eine Steigerung in dieser Größenordn­ung sei nicht vertretbar.

Der CSU-Vorstand sieht noch ein weiteres Problem: Man hätte in Günzburg dann zwei sehr unterschie­dliche „Hallenmiet­en“für das Jugend- und Kindertrai­ning. Der Stadtrat sei nicht umsonst stolz darauf, dass diese Trainingsz­eiten von der Allgemeinh­eit, also aus dem Stadtsäcke­l, gezahlt würden. Was passiere nun, wenn null Euro neben 14 Euro pro Stunde und Hallenteil im Training aufeinande­r träfen? Gibt es künftig noch mehr Gerangel um die wertvolle Trainingsz­eit in den eh schon knappen Sporthalle­n?, fragt sich die Günzburger CSU.

Verwunderu­ng herrscht bei Ruth Niemetz auch darüber, dass man dem Auslöser für die Debatte, dem sogenannte­n Eichenauer Urteil, so viel Raum zugestehe. Schließlic­h betrage der diskutiert­e Mehrerlös für den Landkreis lediglich 42 Cent pro Einwohnerk­opf. „Welcher Bürgermeis­ter traut sich zu klagen für eine solche Summe bei der Kreisumlag­e, wenn die politische Wirkung für ihn verheerend wäre?“, bittet Niemetz die Kollegen zu bedenken. Daher wird der örtliche CSU-Vorstand Günzburg alles Erdenklich­e zur Unterstütz­ung beitragen, „um die Kuh vom Eis zu bringen. Wir sind erst mal froh, dass Zeit für Gespräche eingeräumt ist. Und wer weiß, vielleicht hat man ganz umsonst die Pferde scheu gemacht.“

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Foto: Weizenegge­r Überzogene Vorstellun­gen des Kreises kritisiert Ruth Niemetz.

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