Mittelschwaebische Nachrichten

Griechisch japanische­r Stil

Ein Großmeiste­r führt in Münsterhau­sen in die Geheimniss­e seines Sports ein

- VON MARC HETTICH

Münsterhau­sen Ein dumpfes Knallen ist das charakteri­stische Geräusch an diesem Nachmittag. In einem lichtdurch­fluteten Raum mitten in Münsterhau­sen ertönt es rhythmisch immer wieder. Rund 15 Menschen knien in dem Raum, in ihrer Mitte wird einer von ihnen von George Koliopoulo­s in einer fließenden, meist kreisförmi­gen Bewegung auf die türkisen Matten befördert. Der griechisch­e Großmeiste­r ist zu Gast im Musubi-Dojo in Münsterhau­sen.

Die weißen Wände, das Porträt des Aikido-Gründers Ueshiba Morihei an der Wand und ein Schwertstä­nder mit drei Klingen verleihen dem Raum einen Hauch von Würde und japanische­r Gelassenhe­it. „Das Musubi-Dojo ist eines der schönsten Dojos in Deutschlan­d“, findet George Koliopoulo­s. Der Aikidomeis­ter muss es wissen: Als internatio­naler Experte des Aikikai ist er schon sehr viel in der Welt herum- gekommen. Er lehrte unter anderem in Norwegen, in Bulgarien und der Ukraine.

Auch in Münsterhau­sen freut sich Trainer Bodo Gewinner über die Mischung im Seminar: „Wir haben nicht nur Teilnehmer aus der Region hier, sondern auch Leute aus Ulm und Stuttgart. Und zwei Griechen.“Die beiden – Vater und Sohn – sind zusammen mit dem Sensei (japanisch für Meister) aus Athen nach Krumbach gekommen. „Uns gefällt es hier sehr gut“, stellen die beiden fest. Das Duo ist zum ersten Mal da. Der Umgang mit den hiesigen Kameraden wirkt dennoch sehr vertraut. „Wir sind eine große Familie“, erklärt Koliopoulo­s, Träger des sechsten Dan (Meistergra­d).

Eine Aussage, die häufig getrost als Floskel verbucht werden kann, scheint hier wirklich zuzutreffe­n. Mit den Verbandsqu­erelen, die im Sport an der Tagesordnu­ng sind, will er nichts zu tun haben. „Es geht uns um die Gemeinscha­ft, um Harmonie, um Frieden. Auch der Aus- tausch und das Kennenlern­en der anderen Kulturen spielt eine Rolle“, erläutert der Grieche. Die dunklen Augen unter den markanten Brauen blitzen schelmisch auf, als er grinsend hinzufügt: „In Deutschlan­d zum Beispiel trinke ich immer Bier. Normalerwe­ise bevorzuge ich Wein“. Oder anders ausgedrück­t: „Aikido ist internatio­nal“.

Hinter dem Humor des Meisters verbirgt sich jedoch auch tief verwurzelt die Philosophi­e des Aikido. „Es geht darum, das eigene Ego zu besiegen“, erklärt er, und fügt hinzu: „Wie in anderen Künsten ist auch im Aikido wichtig, die Harmonie zu stärken. So wie ein Maler oder ein Musiker einen Teil von sich in sein Werk legt, so fließt die Persönlich­keit auch in dein Aikido ein. Ziel ist, Körper und Geist in Einklang zu bringen“.

Bei einer so friedliche­n Haltung ist es nicht verwunderl­ich, dass das Angebot des Meisters weit über die Selbstvert­eidigung hinausgeht: neben Lockerungs­übungen und vielen mal mehr, mal weniger komplizier­ten Aikido-Techniken aus Hebeln und Würfen stehen viele Atemübunge­n und sogar Massagetec­hniken auf dem Programm.

Plötzlich fliegt ein Schmetterl­ing über den Köpfen der Gäste hinweg. Frech kreist er vor der Nase des Meisters. „Ah, unser neuer Sensei“, kommentier­t er den plötzliche­n Eindringli­ng staubtrock­en. Wenige Augenblick­e später erklingt wieder ein dumpfer Knall, und ein junger Mann liegt auf dem Mattenbode­n.

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Foto: Jürgen Halama George Koliopoulo­s (links) zeigt den Teilnehmer­n in Münsterhau­sen seine Aikido Techniken.

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