Mittelschwaebische Nachrichten
„Vereine müssen sich öffnen“
Wie steht es um die Schützenvereine im Gau Krumbach? Ein Gespräch über Nachwuchssorgen, Verantwortung und das perfekte Blatt’l
Wie viele Mitglieder hat der Gau Krumbach aktuell? Helmut Konrad: Der Gau hat derzeit 3562 Mitglieder, davon sind 1040 Frauen und 922 sind unter 27 Jahre alt. Wir sind damit der größte Gau im Landkreis, vor Günzburg und Burgau. Noch sind alle drei eigenständig, aber ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht, ob das in 15 Jahren noch so ist.
Weil der Nachwuchs fehlt? Torsten Kühl: Zur Zeit müssen wir noch nicht klagen, vor allem dank der Frauen. Von zehn Schülern, die anfangen, sind es sechs oder sieben Mädchen. Und die schießen oft verdammt gut. Konrad: Frauen durften erst in den 60er Jahren zum Schießen dazukommen. Jetzt haben wir immerhin in sieben von 38 Vereinen eine Schützenmeisterin, in Burg, Haupeltshofen, Winzer, Thannhausen, Kammeltal, Ursberg und Aletshausen.
Gerade in Sachen Führung haben viele Vereine Probleme, egal ob im Sport oder in anderen Bereichen. Ist das bei den Schützen auch so? Konrad: Diejenigen, die bereit sind ganz oben zu stehen, sind immer schwerer zu finden. Wenn ich mal eine Führung habe, dann ist es ein bisschen leichter, Beisitzer kriege ich genügend. Probleme gibt es auch immer wieder bei der Sport- und Jugendleitung. Manche Vereine haben mittlerweile drei gleichberechtigte erste Vorsitzende mit unterschiedlichen Aufgabengebieten. Einem allein ist oft die Verantwortung zu groß und immer mehr Vorschriften etwa in Sachen Waffenbesitz und Haftungsfragen sind eine zusätzliche Belastung. Das sieht man auch bei den Gauschützenfesten. Ich habe in den nächsten fünf Jahren keine Veranstalter mehr. Zu viel Verantwortung ... Sie haben Nachwuchsprobleme angesprochen. Was tun denn die Schützenvereine dagegen? Konrad: Wir machen Tage der offenen Tür, bei denen man die Eltern mit einlädt, damit die sich etwas darunter vorstellen können. Bei uns lernen die Kinder nämlich als erstes, ruhig dazustehen, und aufeinander achtzugeben. Das absolute Highlight ist: Handyverbot am Schießstand. Kühl: Bei uns ist es noch besser. Da gibt es gar keinen Empfang.
Aber Tage der offenen Tür allein werden kaum ausreichen. Konrad: Das Wichtigste ist, dass die Vereine sich öffnen und in die Jugend investieren. Es bringt nichts, wenn einer mit dem einzigen Jugendgewehr schießt und vier schauen zu. Und es braucht nicht nur Gewehre, sondern auch Schießjacken, Schießhosen, auch wenn es nicht ganz billig ist. Wenn zehn Jugendliche bei dir anfangen, dann bleibt vielleicht einer, maximal zwei als Erwachsener. Und wenn dir das alle zwei Jahre gelingt, dann kann ein Verein vielleicht weiter bestehen. Aber es gibt schon immer noch Leute, die mitmachen. Ich glaube auch, dass die Vereine weiter bestehen werden. Vielleicht müssen sich die einen oder anderen zusammenschließen. Und so wird das auch mit den Gauen passieren.
Wie läuft es denn sportlich im Gau Krumbach? Bernhard Fendt: Beim Luftgewehr ist der sportlich höchstklassige Verein Breitenthal in der Schwabenliga, in der Bezirksliga haben wir Ziemetshausen und Bleichen. Mit der Luftpistole schießen Balzhausen und Aletshausen in der Bezirksliga. Außerdem hatten wir einzelne Schützen bei den bayerischen Meisterschaften. Konrad: Und der Bernhard ist natür- lich unser Aushängeschild Gibt es im Gau auch Sportschützen, die mit scharfen Waffen schießen? Konrad: Ja, die gibt es. Die haben es aber noch schwerer, Nachwuchs zu finden. Das Waffenrecht ist immer wieder verschärft worden. Die neueste Änderung besagt, dass alle, die neu anfangen wollen, sich erst einmal einen neuen Waffenschrank kaufen müssen. Der kostet durchschnittlich 2000 Euro. Kühl: Aber es fängt ja erst mal damit an, dass ein Neuling ein Jahr regelmäßig im Verein schießen muss, bevor er überhaupt eine scharfe Waffe bekommt.
Immer mehr Anklang findet auch das Auflage-Schießen für Senioren. Konrad: Richtig, ab dieser Saison ist es sogar schon ab 51 Jahren möglich. Die Nachfrage steigt, auch die Hersteller von Schießbedarf haben sich darauf eingestellt. Und es ist ja auch gut, dadurch haben die Älteren auch wieder Spaß am Schießen. Kühl: Das geht aber nur, wenn es bei Wettkämpfen getrennte Wertungen gibt. Ein Auflageschütze trifft sechsbis achtmal einen Zehner, ein Durchschnittsschütze vielleicht vier Mal. Konrad: So ein Blatt’l wie das, mit dem ich Schützenkönig geworden bin, das macht mir aber keiner nach. Ein 0,0-Teiler, besser geht’s nicht. Das war natürlich Glück.
Zu den Personen Helmut Konrad aus Nattenhausen ist Gauschützenmeister des Gaus Krumbach. Torsten Kühl (Bay ersried) betreut die Rundenwettkämpfe im Gau, Bernhard Fendt (Krumbach) ist der Sportleiter. Alle drei wurden bei der jüngsten Gauversammlung in ihren Äm tern bestätigt.