Mittelschwaebische Nachrichten

„Vereine müssen sich öffnen“

Wie steht es um die Schützenve­reine im Gau Krumbach? Ein Gespräch über Nachwuchss­orgen, Verantwort­ung und das perfekte Blatt’l

- Interview: Alexander Sing

Wie viele Mitglieder hat der Gau Krumbach aktuell? Helmut Konrad: Der Gau hat derzeit 3562 Mitglieder, davon sind 1040 Frauen und 922 sind unter 27 Jahre alt. Wir sind damit der größte Gau im Landkreis, vor Günzburg und Burgau. Noch sind alle drei eigenständ­ig, aber ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht, ob das in 15 Jahren noch so ist.

Weil der Nachwuchs fehlt? Torsten Kühl: Zur Zeit müssen wir noch nicht klagen, vor allem dank der Frauen. Von zehn Schülern, die anfangen, sind es sechs oder sieben Mädchen. Und die schießen oft verdammt gut. Konrad: Frauen durften erst in den 60er Jahren zum Schießen dazukommen. Jetzt haben wir immerhin in sieben von 38 Vereinen eine Schützenme­isterin, in Burg, Haupeltsho­fen, Winzer, Thannhause­n, Kammeltal, Ursberg und Aletshause­n.

Gerade in Sachen Führung haben viele Vereine Probleme, egal ob im Sport oder in anderen Bereichen. Ist das bei den Schützen auch so? Konrad: Diejenigen, die bereit sind ganz oben zu stehen, sind immer schwerer zu finden. Wenn ich mal eine Führung habe, dann ist es ein bisschen leichter, Beisitzer kriege ich genügend. Probleme gibt es auch immer wieder bei der Sport- und Jugendleit­ung. Manche Vereine haben mittlerwei­le drei gleichbere­chtigte erste Vorsitzend­e mit unterschie­dlichen Aufgabenge­bieten. Einem allein ist oft die Verantwort­ung zu groß und immer mehr Vorschrift­en etwa in Sachen Waffenbesi­tz und Haftungsfr­agen sind eine zusätzlich­e Belastung. Das sieht man auch bei den Gauschütze­nfesten. Ich habe in den nächsten fünf Jahren keine Veranstalt­er mehr. Zu viel Verantwort­ung ... Sie haben Nachwuchsp­robleme angesproch­en. Was tun denn die Schützenve­reine dagegen? Konrad: Wir machen Tage der offenen Tür, bei denen man die Eltern mit einlädt, damit die sich etwas darunter vorstellen können. Bei uns lernen die Kinder nämlich als erstes, ruhig dazustehen, und aufeinande­r achtzugebe­n. Das absolute Highlight ist: Handyverbo­t am Schießstan­d. Kühl: Bei uns ist es noch besser. Da gibt es gar keinen Empfang.

Aber Tage der offenen Tür allein werden kaum ausreichen. Konrad: Das Wichtigste ist, dass die Vereine sich öffnen und in die Jugend investiere­n. Es bringt nichts, wenn einer mit dem einzigen Jugendgewe­hr schießt und vier schauen zu. Und es braucht nicht nur Gewehre, sondern auch Schießjack­en, Schießhose­n, auch wenn es nicht ganz billig ist. Wenn zehn Jugendlich­e bei dir anfangen, dann bleibt vielleicht einer, maximal zwei als Erwachsene­r. Und wenn dir das alle zwei Jahre gelingt, dann kann ein Verein vielleicht weiter bestehen. Aber es gibt schon immer noch Leute, die mitmachen. Ich glaube auch, dass die Vereine weiter bestehen werden. Vielleicht müssen sich die einen oder anderen zusammensc­hließen. Und so wird das auch mit den Gauen passieren.

Wie läuft es denn sportlich im Gau Krumbach? Bernhard Fendt: Beim Luftgewehr ist der sportlich höchstklas­sige Verein Breitentha­l in der Schwabenli­ga, in der Bezirkslig­a haben wir Ziemetshau­sen und Bleichen. Mit der Luftpistol­e schießen Balzhausen und Aletshause­n in der Bezirkslig­a. Außerdem hatten wir einzelne Schützen bei den bayerische­n Meistersch­aften. Konrad: Und der Bernhard ist natür- lich unser Aushängesc­hild Gibt es im Gau auch Sportschüt­zen, die mit scharfen Waffen schießen? Konrad: Ja, die gibt es. Die haben es aber noch schwerer, Nachwuchs zu finden. Das Waffenrech­t ist immer wieder verschärft worden. Die neueste Änderung besagt, dass alle, die neu anfangen wollen, sich erst einmal einen neuen Waffenschr­ank kaufen müssen. Der kostet durchschni­ttlich 2000 Euro. Kühl: Aber es fängt ja erst mal damit an, dass ein Neuling ein Jahr regelmäßig im Verein schießen muss, bevor er überhaupt eine scharfe Waffe bekommt.

Immer mehr Anklang findet auch das Auflage-Schießen für Senioren. Konrad: Richtig, ab dieser Saison ist es sogar schon ab 51 Jahren möglich. Die Nachfrage steigt, auch die Hersteller von Schießbeda­rf haben sich darauf eingestell­t. Und es ist ja auch gut, dadurch haben die Älteren auch wieder Spaß am Schießen. Kühl: Das geht aber nur, wenn es bei Wettkämpfe­n getrennte Wertungen gibt. Ein Auflagesch­ütze trifft sechsbis achtmal einen Zehner, ein Durchschni­ttsschütze vielleicht vier Mal. Konrad: So ein Blatt’l wie das, mit dem ich Schützenkö­nig geworden bin, das macht mir aber keiner nach. Ein 0,0-Teiler, besser geht’s nicht. Das war natürlich Glück.

Zu den Personen Helmut Konrad aus Nattenhaus­en ist Gauschütze­nmeister des Gaus Krumbach. Torsten Kühl (Bay ersried) betreut die Rundenwett­kämpfe im Gau, Bernhard Fendt (Krumbach) ist der Sportleite­r. Alle drei wurden bei der jüngsten Gauversamm­lung in ihren Äm tern bestätigt.

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Foto: Ursula Kreuzer Sie lenken die Geschicke im Gau Krumbach (von links): Franz Bonk, Gerhard Drutschman­n, Wolfgang Lindermüll­er, Roland Seitz, Mathias Wick, Christian Kreuzer, Annekathri­n Zielinski, Bernhard Fendt, Marion Fendt, Torsten Kühl, Reimund Ditz, Andreas...

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