Mittelschwaebische Nachrichten

Applaus für die schwäbisch­en Gründer

Der Wirtschaft in der Region geht es gut. Damit das so bleibt, sollen neue Firmen besser unterstütz­t werden

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Als Simon Schnetzer vor einigen Jahren aus Berlin in seine Heimat Kempten zurückkehr­te, hatte er große Erwartunge­n. Schnetzer war zwölf Jahre lang in der Welt herumgekom­men, nun wollte er sich in seiner Heimat selbststän­dig machen. Zurück im Allgäu begab er sich auf die Suche nach der Gründersze­ne und fand erst einmal: nichts. „Es war wie bei einem Kindergebu­rtstag, zu dem niemand kommt“, erzählt Schnetzer. „Ich war voller Enthusiasm­us, aber da war niemand, mit dem ich ihn teilen konnte.“

Schnetzer gab allerdings nicht auf, sondern machte sich daran, die Allgäuer Gründersze­ne selbst zu vernetzen. Er arbeitete als Dozent für Gründer an der Kemptener Hochschule, erfand die Gründervil­la, einen Ort, an dem junge Unternehme­r zusammenko­mmen und sich austausche­n können.

Heute gibt es eine lebendige Start-up-Szene in der Region – und wenn sie sich trifft, ist Simon Schnetzer meistens dabei. Beim Forum Zukunft Schwaben, das jetzt in Augsburg stattfand, stand er als Moderator auf der Bühne. Die Veranstalt­ung wird einmal im Jahr von Industrieu­nd Handelskam­mer und Handwerksk­ammer veranstalt­et. Das Thema in diesem, dem 15. Jahr: Schwabens Gründersze­ne oder wie es die bayerische Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner auf der Bühne formuliert­e: der Mittelstan­d von morgen. Als Moderator Schnetzer alle Anwesenden dazu bringt, für den Gründersta­ndort Schwaben aufzustehe­n, klatscht auch Aigner Applaus für die schwäbisch­en Gründer.

Warum aber rücken die Kammern das Thema jetzt ins Zentrum, in einer Zeit, in der es der schwäbisch­en Wirtschaft so gut geht wie lange nicht mehr? Man könnte sagen: damit die gute Wirtschaft­slage anhält. Denn die florierend­e Konjunktur hat auch einen Nachteil: Je besser es den Menschen geht, desto seltener gründen sie ein Unternehme­n. Das aber ist schlecht für die gesamte Wirtschaft. „Ohne begeisteru­ngsfähige, mutige und auch risikobere­ite Unternehme­r-Persönlich­keiten gibt es keine Innovation­en“, betonte Hans-Peter Rauch, Präsi- dent der Handwerksk­ammer. „Der Wohlstand in der Region hängt maßgeblich von ihnen ab.“Sowohl von den digitalen Start-ups als auch von neuen Betrieben im Handwerk.

Wie aber lassen sich mehr Menschen dafür begeistern, ein Unternehme­n zu gründen? Ginge es nach Peter Saalfrank, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer, dann müsste das Thema bereits in der Schule eine große Rolle spielen. Sein Sohn, sagte Saalfrank bei der Podiumsdis­kussion auf der Bühne, lerne am Gymnasium nichts über Unternehme­nsgründung­en. Das müsse sich ändern.

An den Hochschule­n und Universitä­ten in der Region sieht das anders aus. Die Hochschule Augsburg etwa hat ein eigenes Gründungsr­eferat, an der Augsburger Universitä­t gibt es seit einem Jahr das Augsburg Centre for Entreprene­urship als Anlaufstel­le für Start-ups.

Gordon Rohrmair, der Präsident der Augsburger Hochschule, denkt bereits in großen Dimensione­n. Auf die Frage, wozu er der Region in zehn Jahren gern gratuliere­n würde, sagt er: „Vergesst Apple und Google. In zehn Jahren hat Augsburg das Silicon Valley als Innovation­sstandort abgelöst.“

Je besser es geht, desto weniger Menschen gründen

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Foto: Fred Schöllhorn Ilse Aigner macht sich für den Gründersta­ndort Schwaben stark.

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