Mittelschwaebische Nachrichten

Die Causa Karin S.

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Es gibt Gegenden in Ober- und Niederbaye­rn, da beginnen alle weiblichen Vornamen mit einem S. Also: s’Marerl, s’Annerl, s’Reserl und so weiter – außer d’Susi, die beginnt mit einem D.

Nun gut, diese Geschichte wird, weil’s halt ein netter Wortwitz mit einem gewissen historisch­en Wahrheitsg­ehalt ist, immer wieder erzählt. Zutreffend ist sie schon lange nicht mehr und zeitgemäß sowieso nicht. Die Frau von heute lässt es zu Recht nicht mehr zu, verniedlic­ht oder als Neutrum („s’Reserl = das Reserl) angesproch­en zu werden.

Das musste zum Beispiel der frühere CSU-Vorsitzend­e Edmund Stoiber lernen, als er die niederbaye­rische CSU-Landtagsab­geordnete Reserl Sem auffordert­e, sich doch auf dem Wahlzettel bitte schön mit Theresia Sem zu bewerben. Die resolute Niederbaye­rin belehrte ihren Chef: „Ich bin die Reserl und ich bleib die Reserl.“So schaffte sie es auch in den Landtag und machte dort der Männerwelt schnell klar, dass es was setzt, wenn einer nicht „die Reserl“, sondern „s’Reserl“sagt.

Für ganz Bayern gilt seit Jahrzehnte­n, dass die Ministerpr­äsidenten mit einem S beginnen: Strauß, Streibl, Stoiber und Seehofer (Beckstein darf wegen seiner kurzen Amtszeit als Ausnahme gelten). Da ist es nur folgericht­ig, dass diese Tradition jetzt mit Söder fortgesetz­t werden soll.

Und nicht nur das! Quasi nebenbei scheint sich im Freistaat eine weitere Tradition zu etablieren. Wenn Söder Ministerpr­äsident wird, dann bekommt Bayern zum dritten Mal in Folge eine First Lady namens Karin – Karin S.

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