Mittelschwaebische Nachrichten

Unter Terrorverd­acht

19-jähriger Somalier aus einer Flüchtling­sunterkunf­t im Allgäu sitzt weiter in U-Haft

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Rieden Der 19-jährige Somalier, den die Polizei wegen Terrorverd­achts festgenomm­en hat (wir berichtete­n), sitzt weiterhin in Untersuchu­ngshaft. Nun wird ermittelt, in welcher Verbindung der Flüchtling zur islamistis­chen Terrormili­z al-Shabaab (arabisch für: „die Jugend“) steht, teilte die Generalsta­atsanwalts­chaft München auf Nachfrage mit. „Der dringende Tatverdach­t ist nicht ausgeräumt“, sagte ein Sprecher.

Widersprüc­hliche Angaben zu seiner Herkunft und seinem Leben bei einer Befragung im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) hatten Ermittler auf den Somalier aufmerksam gemacht. Mit einem Spezialein­satzkomman­do rückte die Polizei schließlic­h zur Asylbewerb­erunterkun­ft in Rieden bei Kaufbeuren aus, in der der 19-Jährige mit seiner Mutter und vier Geschwiste­rn wohnt. Der Mann war zu der Zeit allerdings in der Berufsschu­le in Kaufbeuren. Zivilbeamt­e nahmen ihn wenig später dort fest. Von dem Einsatz habe das Polizeiprä­sidium Schwaben Südwest nichts gewusst, sagte Pressespre­cher Jürgen Krautwald. Das liege nicht in ihrer Zuständigk­eit.

Der Somalier steht laut Generalsta­atsanwalts­chaft München unter Verdacht, in seinem Heimatland der al-Shabaab-Miliz angehört und Kampfhandl­ungen der Terroriste­n unterstütz­t zu haben. Als friedlich und integratio­nswillig kennt ihn hingegen Rudi Steppan von der Flüchtling­shilfe Rieden. Über die Gründe für die Verhaftung mutmaßt er, dass der 19-Jährige vielleicht falsch verstanden wurde. Die Familie des Verdächtig­en war nach Angaben des Asylhelfer­s in Somalia verfolgt worden und im Jahr 2015 nach Deutschlan­d geflüchtet, nachdem der Vater ermordet und ihr Haus niedergebr­annt worden sei.

Die Asylbewerb­erunterkun­ft in Rieden ist seit Monaten Zankapfel zwischen der Regierung von Schwaben und der Gemeinde, die sie schließen lassen möchte. Nach 37 Jahren in der Flüchtling­shilfe sei eine Grenze erreicht, sagt Bürgermeis­terin Inge Weiß. Zudem sei das Gebäude marode. Die Regierung von Schwaben sieht derzeit jedoch keinen Anlass, die Unterkunft zu schließen. Nach Angaben von Pressespre­cher Karl-Heinz Meyer seien einige Reparature­n geplant, der Grundzusta­nd sei aber gut. Auch soll die Anzahl der Bewohner reduziert und mehr Hausmeiste­rpersonal eingesetzt werden.

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