Mittelschwaebische Nachrichten

Die Chance zum Schlusspfi­ff für Katar

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Wenn es stimmt, was Alejandro Burzaco als Zeuge vor einem New Yorker Schwurgeri­cht unter Eid ausgesagt hat, dann darf sich der Fußball-Weltverban­d Fifa zu Recht als betrogen fühlen. Das überrascht, stellte das Züricher Weltreich doch bislang eher die Täter, die sich ihr Gewogensei­n millionens­chwer haben bezahlen lassen. Na ja, Täter sind sie auch im vorliegend­en Fall der offenbar korrumpier­ten WM-Vergabe 2022 an Katar.

Dabei gilt die Million Dollar für die Stimme des inzwischen verstorben­en argentinis­chen Fifa-Mannes Julio Grondona zugunsten der WM-Vergabe an Katar als Spartarif. Dafür gibt es in Deutschlan­d höchstens einen zweitklass­igen Stürmer. Wenn in diesem Sumpf um die Vergabe sportliche­r Großverans­taltungen überhaupt noch etwas überrascht, dann sind es die Billigtari­fe, zu denen Abgeordnet­e zu kaufen sind.

Das gilt auch für die ominösen 6,7 Beckenbaue­r-Millionen, die das deutsche Sommermärc­hen erst möglich gemacht haben – ohne dass bislang herauszufi­nden war, auf welche Weise. Das will auch keiner mehr wissen. Stattdesse­n sähen es die Leute lieber, das Land würde dem kaiserlich­en WM-Beschaffer einen Orden verleihen – schließlic­h sei eine WM für 6,7 Millionen Euro so gut wie geschenkt.

Man kann das so sehen. So günstig wird es ein solches Turnier nie mehr zu kaufen geben. Anderersei­ts ist derlei Denken eine Kapitulati­on vor den Geldgeiern und Falschspie­lern, die im bislang letzten Akt zur aberwitzig­en Entscheidu­ng gekommen sind, eine Fußball-WM in der Wüste auszutrage­n.

Die ließe sich nun, über das Zuspiel aus New York, revidieren. Das Votum für Katar war gekauft, damit ist ihm die Rechtsgrun­dlage entzogen. Der Weltverban­d wurde von den eigenen Leuten betrogen. Gründe genug, einen neuen Ausrichter zu suchen.

Leider wird das nicht geschehen. Statt aufzuschre­ien, hält die Fifa die Beine still. Sie fürchtet für den Fall einer Neuausschr­eibung milliarden­schwere Schadeners­atzklagen der Kataris, die seit Jahren Billigarbe­iter in ihren Stadionbau­ten verheizen. Es wird also alles so bleiben – nur die Tarife für Stimmenkäu­fe werden sich ändern.

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Foto: imago Die WM mittels Bestechung­sgeldern ge kauft – und die Kamele in Katar ziehen weiter.
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