Mittelschwaebische Nachrichten
Die Chance zum Schlusspfiff für Katar
Wenn es stimmt, was Alejandro Burzaco als Zeuge vor einem New Yorker Schwurgericht unter Eid ausgesagt hat, dann darf sich der Fußball-Weltverband Fifa zu Recht als betrogen fühlen. Das überrascht, stellte das Züricher Weltreich doch bislang eher die Täter, die sich ihr Gewogensein millionenschwer haben bezahlen lassen. Na ja, Täter sind sie auch im vorliegenden Fall der offenbar korrumpierten WM-Vergabe 2022 an Katar.
Dabei gilt die Million Dollar für die Stimme des inzwischen verstorbenen argentinischen Fifa-Mannes Julio Grondona zugunsten der WM-Vergabe an Katar als Spartarif. Dafür gibt es in Deutschland höchstens einen zweitklassigen Stürmer. Wenn in diesem Sumpf um die Vergabe sportlicher Großveranstaltungen überhaupt noch etwas überrascht, dann sind es die Billigtarife, zu denen Abgeordnete zu kaufen sind.
Das gilt auch für die ominösen 6,7 Beckenbauer-Millionen, die das deutsche Sommermärchen erst möglich gemacht haben – ohne dass bislang herauszufinden war, auf welche Weise. Das will auch keiner mehr wissen. Stattdessen sähen es die Leute lieber, das Land würde dem kaiserlichen WM-Beschaffer einen Orden verleihen – schließlich sei eine WM für 6,7 Millionen Euro so gut wie geschenkt.
Man kann das so sehen. So günstig wird es ein solches Turnier nie mehr zu kaufen geben. Andererseits ist derlei Denken eine Kapitulation vor den Geldgeiern und Falschspielern, die im bislang letzten Akt zur aberwitzigen Entscheidung gekommen sind, eine Fußball-WM in der Wüste auszutragen.
Die ließe sich nun, über das Zuspiel aus New York, revidieren. Das Votum für Katar war gekauft, damit ist ihm die Rechtsgrundlage entzogen. Der Weltverband wurde von den eigenen Leuten betrogen. Gründe genug, einen neuen Ausrichter zu suchen.
Leider wird das nicht geschehen. Statt aufzuschreien, hält die Fifa die Beine still. Sie fürchtet für den Fall einer Neuausschreibung milliardenschwere Schadenersatzklagen der Kataris, die seit Jahren Billigarbeiter in ihren Stadionbauten verheizen. Es wird also alles so bleiben – nur die Tarife für Stimmenkäufe werden sich ändern.