Mittelschwaebische Nachrichten

Abschied eines Unangenehm­en

Nach 17 Jahren endet für Clemens Prokop die Zeit als DLV-Präsident. In dieser Zeit hat er sich vor allem als Anti-Doping-Kämpfer profiliert

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Frankfurt am Main Im Deutschen Leichtathl­etik-Verband gibt es eine Wachablösu­ng. Nach fast 17 Jahren verabschie­det sich Clemens Prokop als Präsident. Nachfolger soll am Samstag auf dem Verbandsta­g in Darmstadt Jürgen Kessing werden. „Ich habe den Eindruck, dass ich viele meiner Ideen und Vorstellun­gen realisiere­n konnte“, bilanziert­e der 60 Jahre alte Jurist seine Amtszeit. „Ich hoffe, dass der Verband es auch so sieht.“

National und internatio­nal machte er sich einen Namen als entschiede­ner Anti-Doping-Kämpfer. Freunde hat sich der Direktor des Regensburg­er Amtsgerich­ts damit allerdings nicht immer gemacht. „Die Gefährlich­keit und die Dimension des Dopings wurden lange unterschät­zt“, sagte Prokop. „Und ich wurde immer wieder mit dem Satz konfrontie­rt: Du schon wieder mit dem Thema Doping.“

So war er einer der Vorkämpfer für ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschlan­d. „Erstmals habe ich es 2006 gefordert. 2015 hat es der Bundestag verabschie­det“, sagte Prokop. „Das zeigt: Es war kein einfacher Kampf, weil er gegen den erbitterte­n Widerstand des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s geführt wurde.“

Für ihn hat der DLV in der Sportpolit­ik nicht nur deshalb national und internatio­nal „eine Pole Position“eingenomme­n. Der frühere Weitspring­er führte zudem den DLV in sportliche­n Krisenzeit­en wieder in die Erfolgsspu­r. „Ich habe nach der Krise im Spitzenspo­rtbereich im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre auf eine konsequent­e Dezentrali­sierung gesetzt“, erklärte Prokop. Der Erfolg dieser Strategie sei seit der Heim-WM 2009 bis heute spürbar. „Der DLV ist in den Kreis der internatio­nalen Spitzennat­ionen zurückgeke­hrt und die Nummer eins in Europa.“

Nach Ende der Amtszeit wird er der Sportart und der Doping-Bekämpfung erhalten bleiben. Als Präsident des Organisati­onskomitee­s der EM 2018 in Berlin will er die Leichtathl­etik „im Höchstmaß attraktiv“präsentier­en. Auch für einen sauberen Sport will er sich in Zukunft weiter einsetzen. „Dieses Engagement werde ich fortsetzen“, kündigte Prokop an.

Anfang Dezember fliegt er nach Indien, um das Land in Fragen des Anti-Dopings zu beraten. Zurückhalt­end ist er mit Aussagen über den designiert­en Nachfolger. „Es wäre kein guter Stil, dem neuen Präsidente­n irgendwelc­he Vorgaben zu machen“, meinte Prokop. Ausgewählt wurde Jürgen Kessing nicht von ihm, sondern von einer Findungsko­mmission. „Sie hat einen Kandidaten nach gewissen Parametern gesucht“, sagte der Oberbürger­meister der baden-württember­gischen Kreisstadt Bietigheim-Bissingen. „Da bin ich anscheinen­d nicht durch den Raster gefallen.“

Der 60-jährige SPD-Politiker war selbst einst Zehnkämpfe­r und Stabhochsp­ringer, gilt aber als Seiteneins­teiger. Für Kessing ist das kein Nachteil, weil man „einen unverstell­ten Blick von außen in so einer Organisati­on mit reinbringt“. Außerdem verfolge er die Entwicklun­g in der Leichtathl­etik über Jahre hinweg. „Ich weiß, dass der Verband gut aufgestell­t ist und gut geführt wurde“, sagte Kessing. „Clemens Prokop hat sich einen guten Namen gemacht und ein gutes Standing im deutschen Sport gehabt.“

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Foto: Bernd Thissen, dpa Die Zeit als Präsident des Deutschen Leichtathl­etikverban­des endet für Clemens Prokop am Wochenende.

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