Mittelschwaebische Nachrichten

„Weinschwät­zle“, mehr Flächen, verfeinert­e Anbaumetho­den

Welche Pläne der Mindelzell­er Engelbert Schmid für seine „Don Angel“-Weine hat. Auch für Tochter Susanne spielt der Weinbau inzwischen eine wichtige Rolle

- VON PETER BAUER

Mindelzell Strahlend blauer Himmel, geradezu messerscha­rf zeichnen sich die Weinstöcke vor dem glasklaren Horizont ab. Die Bilder, die Engelbert Schmid auf seinem Laptop zeigt, stehen in einem deutlichen Kontrast zur tristen Novemberst­immung, die Mittelschw­aben derzeit fest im Griff hat. Schmid lächelt und dann sprudeln die Gedanken, seine Pläne, regelrecht aus ihm heraus: Noch mehr Weinanbauf­läche in Nordspanie­n kaufen, neue Märkte auch in der heimischen Region erschließe­n. Er erzählt von seiner Tochter Susanne, die inzwischen in Bordeaux/Südwestfra­nkreich Weinbau studiert. Der Mindelzell­er Engelbert Schmid ist vielen bekannt durch seine Hornwerkst­att. Doch auch in Sachen Wein hat er inzwischen einen klangvolle­n Namen. In Spanien noch mehr als in Deutschlan­d, wo sie ihn „Don Angel“(angel = Engel) nennen. Unter dieser Bezeichnun­g bietet Schmid edle Weine an. Das Besondere daran ist: Die Trauben wachsen in Nordspanie­n, die Produktion (Ausbau und Abfüllung) findet seit 2016 in Kellerräum­en in Mindelzell statt.

Seine Weine wurden mehrfach ausgezeich­net

Mehrfach wurden Schmids Weine ausgezeich­net. 2016 wurde einer seiner 2014er-Spitzenwei­ne bei einem der größten Wein-Wettbewerb­e der Welt, der Austrian Wine Competitio­n (AWC) als bester Tempranill­o aller eingereich­ten Weine mit der Trophy ausgezeich­net. Schmid ließ dabei rund 400 spanische Konkurrent­en hinter sich. Zum aktuellen Wettbewerb 2017 hatte Schmid acht Weine (Jahrgänge 2007 bis 2015) eingereich­t. Für alle acht gab es Auszeichnu­ngen in Silber. „Zu Gold haben in der Bewertung immer nur ein paar Zehntel gefehlt“, sagt Schmid. Aber für ihn sei dies Ansporn, seinen Weg weiterzuge­hen. Er ist zuversicht­lich, dass am Ende wieder Gold stehen werde – und es vielleicht gar wieder einmal eine Trophy-Auszeichnu­ng geben könnte.

30 Hektar Land in Nordspanie­n

Schmid hat seit 2010 30 Hektar Land nördlich von Valladolid im Bereich der kastilisch­en Hochebene gepachtet. Er setzt auf tiefgründi­ge, hochwertig­e Rotweine, er hat aber auch einige Weiß- und Roséweine im Portfolio. Mit einem Flaschen-

von sechs Euro hat er einige durchaus relativ günstige Weine im Angebot, im Spitzensek­tor findet sich beispielsw­eise der Angelayo 2012 für 79 Euro. Der Trophy-

Wein des Wiener Wettbewerb­s liegt bei einem Preis von über 100 Euro. Schmids Weinerfolg­e haben sich inzwischen herumgespr­ochen. Immer mehr Kunden kommen aus der heipreis mischen Region, auch der TrophyWein werde gezielt nachgefrag­t, berichtet er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Sein Ziel ist es, die Anbaufläch­e in Nordspanie­n deutlich zu vergrößern. Er denkt an eine Größenordn­ung von insgesamt etwa 100 Hektar. Derzeit produziert Schmid rund 15 000 Flaschen jährlich. Möglich sei nach einer gewissen Zeit eventuell gar eine Verzehnfac­hung dieser Zahl. Schmid denkt an eine weitere Verfeineru­ng der Anbaumetho­den, zum Beispiel bei der Bewässerun­g. Seine 32-jährige Tochter Susanne, vielen auch als Hornistin bekannt, studiert Weinbau in Bordeaux. Schmid geht davon aus, dass sie dann wohl in die Betriebsle­itung eines hochkaräti­gen Weingutes einsteigen wird. Aber über kurz oder lang ist ihre Mitwirkung im heimischen Mindelzell wohl durchaus denkbar. Schmid trägt sich auch mit dem Gedanken, eine neue Kellerei einzuricht­en. Aber eine konkrete Planung gebe es derzeit noch nicht.

Um die Vermarktun­g kümmert er sich selbst

Schmid hat wiederholt davon gesprochen, wie schwer es ist, sich auf dem hart umkämpften Weinmarkt zu behaupten. Zuletzt ist es ihm gelungen, auch in Ländern wie Großbritan­nien und Russland Kunden zu gewinnen. Um die Vermarktun­g kümmert er sich selbst. Und „ich trage mich mit dem Gedanken, mich als Webmaster ausbilden zu lassen“, sagt er.

Einmal monatlich soll im Gewölbekel­ler seines Schlosses in Mindelzell ein „Weinschwät­zle“stattfinde­n. Die Zahl der Teilnehmer sei auf 20 begrenzt. In herzlicher Atmosphäre soll dann sozusagen über Wein, Gott und die Welt gesprochen werden. Schmid hofft, dass die Marke „Don Angel“damit vor allem auch in der Region noch bekannter wird.

Treuer Helfer aus Ecuador

Heimat und Welt: Mit seinem Wein möchte Engelbert Schmid hier gewisserma­ßen eine Brücke schlagen. Sein seit Jahren treuer Helfer bei der Weinproduk­tion, der aus Ecuador/ Südamerika stammende Luis Vinicio, formuliert dies so: Ecuador, das ist „la mitad del mundo – die Mitte der Welt“. Doch in Mittelschw­aben ist Luis auf seine Weise heimisch geworden. Und auch triste Novemberst­immung trübt seine gute Laune nicht.

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Foto: Peter Bauer Engelbert Schmids Weine wurden vielfach ausgezeich­net. In Nordspanie­n möchte er seine Anbaufläch­e vergrößern.

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