Mittelschwaebische Nachrichten

Bebauungsp­lan stößt auf wenig Gegenliebe

Warum der Kammeltale­r Rat sich bei zwei Bauanträge­n ziemlich schwertut

- VON WOLFGANG KAHLER

Kammeltal Bauangeleg­enheiten können manchmal ganz schön knifflig sein. Das zeigte sich bei zwei Anträgen, über die der Kammeltale­r Gemeindera­t entscheide­n musste. Da ging es zum einen um eine Betriebsha­lle im Ortsteil Goldbach, zum anderen um einen Bebauungsp­lan am Ortsrand von Hartberg.

Ein ortsansäss­iges Handwerksu­nternehmen möchte eine neue Betriebsha­lle errichten. Das dafür ausgesucht­e Grundstück liegt am östlichen Ortseingan­g von Goldbach und wird an zwei Seiten von der Kreisstraß­e GZ 17 und der Bergstraße begrenzt. Die vom Antragstel­ler geplante Halle soll zehn mal 25 Meter groß werden. So weit so gut. Und doch ist das Objekt an dieser Stelle „städtebaul­ich diffiziler“, wie es Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz formuliert­e. Der Haken: Im Flächennut­zungsplan ist das Grundstück als Grünfläche eingezeich­net. Und an der Kreisstraß­e gilt laut Bayerische­m Straßenweg­egesetz ein Bauverbot von 15 Metern. Das handtuchfö­rmige Grundstück wurde dem Besitzer beitragsre­chtlich nicht in vollem Umfang abgerechne­t.

Der vordere Teil ist nach Ansicht der Verwaltung baurechtli­ch nutzbar, ein Bauwerk müsste sich dort an der Umgebungsb­ebauung orientiere­n. Da das Ortsschild von Goldbach aber erst unmittelba­r an der Einmündung der Bergstraße steht, ist die Frage der Bebauungsg­renze wohl nicht ganz unproblema­tisch, so Kiermasz. Die Verwaltung habe mit dem Firmeninha­ber verschiede­ne Alternativ­en besprochen, doch eine Lösung hatte sich dabei nicht abgezeichn­et. „Das ist das Dilemma“, betonte der Bürgermeis­ter, denn die Gemeinde verfüge über keine eigenen Gewerbegru­ndstücke. Es sei natürlich gut, wenn ein Betrieb am Ort bleiben könne und nicht „auswandern“müsse.

Das Hallenproj­ekt an dieser exponierte­n Lage wurde im Gemeindera­t unterschie­dlich beurteilt. So ging es unter anderem um die Frage der Platzierun­g auf dem Grundstück und einer möglichen Abschirmun­g durch Begrünung zur Straße hin. „Schön finde ich es an dieser Stelle nicht“, sagte Zweiter Bürgermeis­ter Johann Anwander. Die Begrünung dort sei wegen der knappen Platzverhä­ltnisse schwierig, räumte der Bürgermeis­ter ein. Man solle froh sein, dass ein Unternehme­r am Ort bauen wolle, sagte Rat Johann Böck, „eine große Halle am Ortseingan­g stört niemanden“. Dem Vorschlag von Gemeinderä­tin Marlene Späth, das Grundstück vor einer Entscheidu­ng anzuschaue­n, wurde nicht entsproche­n, denn laut Gemeindera­tskollegen kenne jeder diese Örtlichkei­t. Über die Frage der Bebaubarke­it neben der Kreisstraß­e, wie von Anwander in den Raum gestellt, werde das Staatliche Bauamt Krumbach entscheide­n, sagte Bürgermeis­ter Kiermasz. Der Bauvoranfr­age für die Betriebsha­lle wurde gegen zwei Stimmen stattgegeb­en. Bereits zum zweiten Mal ging es um den Antrag, am östlichen Ortsrand von Hartberg einen Bebauungsp­lan aufzustell­en. Dort sollten nach Wunsch von Interessen­ten ein Doppelhaus und ein Pferdestal­l mit Werkstatt entstehen. Gegenüber diesem Vorhaben besteht allerdings im Gemeindera­t und bei Anliegern in dem Ortsteil doch einige Skepsis, wie Kiermasz feststellt­e. Seiner Ansicht nach könnte zur Entwicklun­g des Dorfes und zur Ortsabrund­ung ein Bebauungsp­lan aufgestell­t werden. Er versuchte, den Räten diese Lösung schmackhaf­t zu machen, indem er auf die Möglichkei­t hinwies, zugleich die schwierige Ortseinfah­rt nach Hartberg von der Kreisstraß­e GZ17 zu entschärfe­n, denn der Grundstück­sbesitzer hätte durch seinen Anwalt Entgegenko­mmen signalisie­rt. Seine Skepsis gegenüber diesen Plänen habe sich erhärtet, sagte Zweiter Bürgermeis­ter Anwander. Er werde dem nicht zustimmen.

Er könne die Ablehnung nicht ganz nachvollzi­ehen, sagte Kiermasz, schließlic­h wären anderorts in der Gemeinde solche Ortsabrund­ungen erfolgt. Er habe mit der Örtlichkei­t kein Problem, sagte Gemeindera­t Mathias Englet.

Doch der Antrag auf einen Bebauungsp­lan, dessen Kosten die Interessen­ten hätten übernehmen müssen, scheiterte mit deutlicher Mehrheit des Rates.

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Foto: B. Weizenegge­r Über zwei Bauanträ ge wurden im Kam meltaler Gemeinde rat diskutiert.

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