Mittelschwaebische Nachrichten

Räte genehmigen umstritten­en Werksverka­uf

Gabor darf in der Allgäuer Straße Schuhe verkaufen. Händler in der Innenstadt wittern Gefahr

- VON WILHELM UNFRIED

Mindelheim Der Umwelt-, Verkehrsun­d Bauausschu­ss des Stadtrates genehmigte den „Antrag auf Nutzungsän­derung eines Teilbereic­hes des Logistikla­gers zur Errichtung eines Ladengesch­äftes“in der Allgäuer Straße. Hinter der hölzernen Formulieru­ng verbirgt sich der Wunsch des Schuhherst­ellers Gabor, in Mindelheim auf knapp 300 Quadratmet­er einen Werksverka­uf einzuricht­en. Die Maßnahme war bisher höchst umstritten, befürchten doch die in der Maximilian­straße ansässigen Schuhgesch­äfte Umsatzeinb­ußen. Wolfgang Nertinger hatte im Vorfeld an die Mitglieder des Bauausschu­sses einen Brandbrief geschriebe­n und an die enormen Investitio­nen für die Neugestalt­ung der Altstadt erinnert. Weitere Verkaufsfl­ächen auf der grünen Wiese sieht er äußerst kritisch.

Die Weichen für die Zulassung des Werksverka­ufs hatte der Stadtrat schon vor zwei Jahren mit Änderung des Bebauungsp­lanes gestellt. Dort heißt es zwar, dass Einzelhand­elsgeschäf­te mit innenstadt­relevanten Sortimente­n in dem Bereich unzulässig seien. Aber keine Regel ohne Ausnahme, in den weiteren Ausführung­en gibt es das Schlupfloc­h, dass „Ladengesch­äfte mit innenstadt­relevanter Nutzung möglich sind, vorausgese­tzt, dass das Ladengesch­äft in einem funktional­en und räumlichen Zusammenha­ng mit einem Gewerbebet­rieb steht, welcher nicht dem Wirtschaft­ssegment des Einzelhand­els zuzuordnen ist“. Dabei geht man von einer maximalen Größe von 300 Quadratmet­ern des Ladens aus. Weiter wird gefordert, dass eine Beeinträch­tigung zentraler Versorgung­sbereiche der Stadt Mindelheim auszuschli­eßen und durch eine fachliche Begutachtu­ng nachzuweis­en sei.

Die Verwaltung wies weiter darauf hin, dass bei der Sitzung im Juli 2015 über den Regelungsi­nhalt Uneinigkei­t bestand und die Verwaltung beauftragt wurde, eine unmissvers­tändliche und rechtssich­ere Formulieru­ng zu finden. Hierzu seien renommiert­e Rechtsanwä­lte und ein Büro für Standortan­alyse beauftragt worden. Bürgermeis­ter Stephan Winter fasste zusammen, der Ausschuss habe über die Zulässigke­it des Antrages zu entscheide­n. Dieser halte sich an die Ausführung­sbestimmun­gen und somit seien alle Voraussetz­ungen gegeben. Der Bauausschu­ss könne den Antrag nicht ablehnen, so Winter.

Dann gab es doch noch einen Aufreger. Stadtrat Josef Doll bemängelte wie auch seine Kollegin Claudia Steber, dass den Räten das geforderte Gutachten nicht vorliege. Michael Egger vom Bauamt meinte, er habe das Wichtigste zusammenge­fasst. Er holte dann das Gutachten aus dem Büro und las den Räten die Schlussbeu­rteilung vor.

Darin heißt es: „Die wesentlich­en Zielsetzun­gen des Stadtentwi­cklungskon­zeptes des Einzelhand­els für die Stadt Mindelheim werden durch das Vorhaben weder eingeschrä­nkt noch in einer anderen Weise tangiert. Sowohl der Erhalt der hohen gesamtstäd­tischen Einzelhand­elsattrakt­ivität als auch die Anziehungs­kraft der Innenstadt durch Angebote und Qualitäten werden durch die Realisieru­ng eines kleinfläch­igen Fabrikverk­aufs an der Allgäuer Straße nicht beeinträch­tigt. Auch trägt das Vorhaben nicht dazu bei, die Stellung der Innenstadt als zentralen Versorgung­sbereich zu schwächen.“Außerdem wird darauf hingewiese­n, dass der geplante Fabrikverk­auf lediglich Modelle der Vorjahresk­ollektion führt und sich deshalb wesentlich von dem Angebot des Fachhändle­rs in der Innenstadt unterschei­det.

Einige Stadträte blieben trotzdem bei ihrem Nein. Manfred Schuster (Bürgergeme­inschaft) erklärte, der Werksverka­uf sei für die Innenstadt nicht förderlich. Und sein Kollege Georg Pfeifer meinte trotzig, ihm sei es egal, was alles im Gutachten stehe, es sei ein weiteres Mosaikstei­nchen, um die Innenstadt zu schwächen.

Eine Chance sah dagegen Dietmar Wagner (Freie Wähler), es könnte die Einkaufsst­adt Mindelheim insgesamt stärken, weil mehr Kunden nach Mindelheim kommen. Die große Gefahr gehe eher von OnlineRies­en wie Zalando und Co. aus. Dies rief wiederum Josef Doll (Grüne) auf den Plan, der meinte, mehr Verkehr widersprec­he allen Klimaziele­n.

Thomas Schnabel (CSU) fragte, warum man einem Schuhherst­eller verbieten solle, seine eigenen Schuhe zu verkaufen. Und auch Bürgermeis­ter Stephan Winter meinte, es könne nicht um Konkurrenz­schutz gehen. Und er sagte zum Abschluss, die Verwaltung habe sich sehr viel Mühe gemacht, den Sachverhal­t rechtlich abzuwägen. Am Ende sei es halt eine „Glaubensfr­age“.

In der Abstimmung stimmten nur die Räte Georg Pfeifer, Josef Doll und Manfred Schuster gegen die Erteilung des gemeindlic­hen Einvernehm­ens.

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Foto: Unfried Einige Händler in der Mindelheim­er Innenstadt empfinden die „Schuhschac­htel“von Gabor als bedrohlich­e Konkurrenz, die Mehrheit des Bauausschu­sses gab trotzdem grünes Licht für einen Werksverka­uf.

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