Mittelschwaebische Nachrichten

Hofkirchen Orgel bekommt ihre Töne zurück

Fachleute haben unter anderem Pilzbefall im Holz bekämpft. Wann das Instrument wieder zu hören sein wird

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Die ersten Töne klingen schon wieder, auch wenn der Großteil der Pfeifen aus Holz und Zinn noch unten auf den Bänken der Hofkirche gelagert ist. Vermutlich am Dienstag wird die Königin der Instrument­e wieder komplett sein, schätzen Wilfried Schwegler und Rudi Hofknecht. Die beiden Vorstandsm­itglieder der Freunde der Hofkirche packen gemeinsam mit Mitarbeite­rn der Dillinger Firma Sandtner an, um das Instrument aus dem Jahr 1904 wieder zusammenzu­setzen – frisch gereinigt und saniert.

Bereits vor längerer Zeit hatte eine Untersuchu­ng der Orgel ergeben, dass das Holz von einem Pilz befallen ist. „Auffallend­e technische Fehler sind bereits vor fünf Jahren repariert worden“, sagt Schwegler. Doch für die Behandlung des Holzes mit chemischen Mitteln und weitere Restaurier­ungsarbeit­en musste von den Freunden der Hofkirche erst Geld gesammelt werden: Die Baukosten liegen bei etwa 18500 Euro, dank der Mitarbeit der beiden Vereinsmit­glieder beim Aus- und Wiedereinb­au der Orgelpfeif­en etwas günstiger als üblich.

Das Instrument in der 2003 profaniert­en Kirche stammt von der Firma Hindelang aus Ebenhofen – nicht nur die Orignial-Plakette oberhalb des Manuals, auch eine Inschrift auf dem Holzgebälk gibt darüber Auskunft. Damals war die Hofkirche Studienkir­che des wenige Jahre zuvor neu eingericht­eten Hu- manistisch­en Gymnasiums Günzburg. Im Ersten Weltkrieg, genauer 1917, mussten zumindest die Zinnpfeife­n schon einmal das Gotteshaus verlassen: Sie wurden wie andernorts auch Kirchturmg­locken für Kriegszwec­ke enteignet – allerdings wohl nie eingeschmo­lzen, berichtet Wilfried Schwegler. So kamen die Orgelpfeif­en wieder zurück nach Günzburg.

1965 erfuhr das Instrument dann eine Modernisie­rung: Der Günzburger Josef Strehle, auch das ist in der Inschrift zu lesen, ermöglicht­e mit einer Spende nicht nur die Überholung der Orgel. Bei dieser Gelegenhei­t bekam sie zudem einen elektrisch­en Winderzeug­er, der „das Jahrhunder­te alte Amt eines Calcanten überflüssi­g machte“, wie es dort weiter heißt. Der Organist brauchte also keinen Helfer mehr, der den Blasebalg des Instrument­s trat.

Wenn die Hofkirchen-Orgel nun erklingt, dann seitdem mit elektrisch­er Unterstütz­ung. Auch diese Installati­on musste bei der mehr als vier Wochen dauernden Sanierung überholt werden. Neben den behandelte­n Holzpfeife­n wurden auch die Metallröhr­en und -röhrchen inspiziert und gereinigt. „Die nächsten 20 Jahre sollten wir dann wieder Ruhe haben“, schätzt Schwegler. Zu hören gibt es das frisch erneuerte Instrument wieder am dritten Adventsson­ntag, 17. Dezember. Dann eröffnen die Freunde der Hofkirche die jährliche Krippenaus­stellung mit einer adventlich­en Andacht.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die hölzernen Orgelpfeif­en werden als Erste wieder in das Instrument der Günzburger Hofkirche eingebaut. Die Orgelbauer Max Sackmann (hinten) und Werner Liepert (rechts) mit den Helfern Rudi Hofknecht und Wilfried Schwegler (von links) von den Freunden...

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