Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Fliege für Alberich

Forscher benennt winziges Insekt nach der kleinen Pathologin aus dem „Tatort“

- VON SARAH RITSCHEL

Lotto: 2- 5- 9- 12- 20- 35, Superzahl: 7 Klasse 1: unbesetzt (Jackpot: 4 243545,20 Euro); Klasse 2: 399022,50 ¤; Klasse 3: 5 911,40 ¤; Klasse 4: 2216,70 ¤; Klasse 5: 120,00 ¤; Klasse 6: 30,80 ¤; Klasse 7: 14,80 ¤; Klasse 8: 8,50 ¤; Klasse 9: 5,00 Euro. Spiel 77: 5449972 Klasse 1: unbesetzt 2669573,70 ¤). (Jackpot Freiburg Jugendhelf­er haben Fehler bei der Betreuung des unter Mordverdac­ht stehenden Flüchtling­s Hussein K. eingeräumt. Für die Unterbring­ung in einer Pflegefami­lie habe es keine behördlich­e Genehmigun­g gegeben, teilte die private Jugendhilf­eorganisat­ion Wiese mit Sitz in Freiburg auf Anfrage mit. Zudem habe Wiese mit den Ämtern falsch abgerechne­t. Darüber hatten mehrere Medien berichtet. Die Staatsanwa­ltschaft Freiburg erklärte am Montag, sie habe Ermittlung­en gegen die Organisati­on aufgenomme­n.

Hussein K. kam im November 2015 ohne Papiere nach Deutschlan­d und galt als unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling. Das Jugendamt beauftragt­e den Angaben zufolge die Organisati­on Wiese, sich um Hussein K. zu kümmern. Dieser lebte schließlic­h gemeinsam mit einem weiteren Flüchtling bei einer Pflegefami­lie in Freiburg, die nach eigenen Angaben Kontakt mit Wiese hatte. Die Behörden kontrollie­rten dies nicht, wie eine Sprecherin des Jugendamte­s sagte. Das Jugendamt selbst habe den jungen Flüchtling nicht betreut, sondern dies Wiese übertragen. Die Organisati­on habe dafür Geld erhalten. Einzelheit­en wollte das Amt auf Nachfrage nicht nennen.

Hussein K. muss sich seit Sep- tember vor dem Landgerich­t Freiburg verantwort­en. Ihm werden Mord und besonders schwere Vergewalti­gung vorgeworfe­n.

Er hat zugegeben, im Oktober 2016 eine 19 Jahre alte Studentin vergewalti­gt, gewürgt und anschließe­nd ins Wasser des Flusses Dreisam gelegt zu haben. Dort ertrank sie. Der Fall hatte bundesweit Debatten über die deutsche Flüchtling­spolitik und mögliches Behördenve­rsagen ausgelöst. Ein Urteil wird im Frühjahr erwartet.

Behördenve­rtreter hatten im Oktober vor Gericht ausgesagt, es habe keine Fehler gegeben. Auch die Pflegeelte­rn hatten Vorwürfe mangelnder Aufsicht zurückgewi­esen. Das afghanisch­e Ehepaar mit großer Villa im Freiburger Osten war in der Gerichtsve­rhandlung zu den Umständen der Unterbring­ung befragt worden. Ihre Aussagen ließen erkennen, dass sie sich nicht intensiv um den Flüchtling gekümmert haben. Er konnte in einer Einliegerw­ohnung der Villa ein- und ausgehen, wie er mochte. Nicht einmal gemeinsame Mahlzeiten gab es. Geschweige denn, dass die Pflegeelte­rn Hussein K.s exzessiven Rauschgift­und Alkoholkon­sum bemerkt hätten, wie sie sie selbst vor Gericht einräumten. Der Fall werde aufgearbei­tet, sagte ein Sprecher des Jugendamte­s. Die Organisati­on müsse das zu viel kassierte Geld zurückzahl­en oder es werde verrechnet.

Es kann durchaus auch als Versäumnis gewertet werden, dass die rechtliche­n Grundlagen der Unterbring­ung von Hussein K. im Dreisam-Mord-Prozess nicht zur Sprache gekommen sind.

Wegen einer Gewalttat an einer jungen Frau im Jahr 2013 war der Angeklagte in Griechenla­nd zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, im Oktober 2015 aber vorzeitig gegen Auflagen entlassen worden. Danach war er untergetau­cht und im November 2015 nach Deutschlan­d gekommen. Augsburg Ein Jahr lang hat Christine Urspruch ihre Ehrung für sich behalten. Erst bei der Premiere des Münsterane­r „Tatorts“vom Sonntagabe­nd verriet sie einem Journalist­en, dass sie ein winziges Kapitel Wissenscha­ftsgeschic­hte mitgeschri­eben hat. Nach der Schauspiel­erin wurde eine Fliege benannt – oder vielmehr nach ihrem Krimi-Alter-Ego, Rechtsmedi­zinerin Alberich: Hemeromyia alberichae heißt das knapp zwei Millimeter große Tierchen, das der ostfriesis­che Insektenku­ndler Jens-Hermann Stuke der Pathologin gewidmet hat, die im „Tatort“von ihrem Chef, dem selbstverl­iebten Professor KarlFriedr­ich Boerne (Jan Josef Liefers) am laufenden Band wegen ihrer Größe geneckt wird.

Wissenscha­ftler Stuke hat das Tier offiziell entdeckt und das Recht, ihm einen Namen zu geben. Die in Kalifornie­n beheimatet­e Fliege gehört zu den Carniden – einerwinzi­gen Insekten-Spezies, sagte der 49-Jährige gestern unserer Zeitung. Er katalogisi­ert regelmäßig

Dann ermordete er eine Frau. Jetzt wird gegen die Jugendhelf­er ermittelt

deren Artgenosse­n und sammelt deshalb ständig „Namensidee­n für Fliegen, die man nach kleinen Leuten benennen kann“. Seine neueste Entdeckung hat er Nils Holgersson gewidmet, der in der gleichnami­gen Zeichentri­ckserie auf dem Rücken von Wildgänsen fliegt. Auch „seine“Fliege lebt im Gefieder von Vögeln. Das Alberich-Insekt aber habe bis auf die geringe Größe nichts mit der Filmfigur gemeinsam. Zwar ist theoretisc­h denkbar, dass es auf Leichen anzutreffe­n ist. Das sei aber nicht die Regel. Genau diesen Aspekt jedoch findet Christine Urspruch offenbar bemerkensw­ert: „Als ich das gehört habe, dachte ich: Na, das passt ja zu Alberich“, erklärte sie einem Reporter der Bild- Zeitung.

Schon vor einem Jahr hatte Stuke der TV-Pathologin seine Entdeckung über Facebook mitgeteilt. Dass sie erst jetzt davon berichtete, hat vielleicht mit dem neuesten Fall des Münsterane­r Teams zu tun. Der eitle Boerne tut darin alles, um ein Kunstwerk zu schaffen, das auf immer mit seinem Namen verbunden ist. Alberich hat das in gewisser Weise geschafft.

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Foto: Patrick Seeger, dpa Hussein K. steht seit September vor Ge richt in Freiburg.
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Jens H. Stuke
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C. Urspruch

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