Mittelschwaebische Nachrichten

Helfen, motivieren, Menschen zusammenbr­ingen

Warum Birgit Baumanns Arbeit in einer Zeit des massiven gesellscha­ftlichen Umbruchs so wichtig ist und es für ihre Leistung viel Lob gibt

- VON PETER BAUER

Krumbach Kuchen im Stadtrat oder einem seiner Ausschüsse: Das gibt es nicht alle Tage. Aber der Montag war ja auch ein besonderer Tag für Birgit Baumann. 29. Geburtstag und dann gab es in der Sitzung des Krumbacher Hauptaussc­husses auch noch jede Menge Lob für die Quartiersm­anagerin und Jugendpfle­gerin der Stadt Krumbach. Seit zehn Monaten ist sie für die Stadt tätig, am Montag stellte sie ihre Arbeit im Ausschuss vor. »

Ihr Themenfeld – das ist buchstäbli­ch ein weites Feld und nicht selten muss sie ihren Gesprächsp­artnern das schwierige Wort Quartiersm­anagerin erklären. Man könnte ihre Tätigkeit so umschreibe­n: Sie bringt Menschen, die Hilfe brauchen, mit Menschen, die helfen können, zusammen. Es geht dabei um die „Beratung und Vernetzung von Initiative­n und Vereinen“, Nachbarsch­aftshilfe, auch die Integratio­n. Wiederholt suchen Menschen gezielt eine Einzelbera­tung. Birgit Baumanns Büro befindet sich im Erdgeschos­s des neuen Bürgerhaus­es in Hürben. Doch bei ihrer Arbeit kommt es vor allem darauf an, „hinauszuge­hen“, den Kontakt mit den Menschen zu suchen, ein offenes Ohr für ihre Probleme zu haben. Oft ist sie mit dem Fahrrad unterwegs, das lässt mehr Raum für spontane Gespräche. Zum Beispiel beim Projekt „Gestalte Deine Stadt“, wo Bürger im Gespräch ihre Vorstellun­gen zur Zukunft Krumbachs einbringen konnten. 127 Wünsche zu Themen wie Barrierefr­eiheit, Verkehr (zum Beispiel eine Fußgängerz­one und weniger „Holperpfla­ster“), Wohnen oder auch Arbeit und Ausbildung kamen zusammen.

Mit „Meet & Eat“wurde ein interkultu­relles Sommerfest im Stadtgarte­n angeboten. Im Bereich der Markgrafen­straße wurde der Radweg zu einer Spielstraß­e umgewandel­t. Zuletzt fand im Bürgerhaus die Aktion „Spielen ohne Strom“statt. Zum Tag mit „klassische­n“Gesellscha­fts- und Brettspiel­en kamen nach Auskunft von Birgit Baumann rund 180 Gäste. Gerade für Familien sei der Tag ein besonderes Erlebnis gewesen. Eine Mutter habe gesagt, dass sie sonst zuhause die „Wäsche machen“müsse, jetzt spiele sie mit den Kindern. Alle drei Monate wird mit den „Bürgerseit­en“eine „Quartiersz­eitung“als Informatio­nsmedium herausgege­ben. Bei der Neugestalt­ung der Bereiche Quartiersm­anagement und Jugendpfle­ge nutzt die Stadt Krumbach die Dienste des gemeinnütz­igen Günzburger Vereins „Pro Arbeit“. „Pro Arbeit“ist beispielsw­eise auch bei der Jugendsozi­alarbeit an Schulen aktiv. Geschäftsf­ührerin ist Stephanie Sarmiento. Zwischen „Pro Arbeit“und der Stadt Krumbach hat sich offensicht­lich ein sehr herzliches Verhältnis entwickelt. Stephanie Sarmiento war die Bäckerin des Geburtstag­skuchens für Birgit Baumann, der den Stadträten im Hauptaussc­huss den Abend sozusagen „versüßte“.

Birgit Baumann ist 20 Stunden pro Woche als Quartiersm­anagerin tätig, 15 Stunden als Jugendpfle­gerin. In beiden Bereichen ist es für sie von großem Vorteil, dass sie viele Menschen in ihrer Heimatstad­t Krumbach kennt. Die 29-Jährige studierte an der Universitä­t Augsburg Geografie mit den Schwerpunk­ten Raumordnun­g, Landesplan­ung und Regionalen­twicklung. Ihren Master machte sie in Umweltethi­k mit Schwerpunk­t Umweltbild­ung und Erlebnispä­dagogik. Sie arbeitete dann als pädagogisc­he Leiterin am Bildungsze­ntrum der Umweltstat­ion Unterallgä­u in Legau bei Memmingen. Verheirate­t ist sie mit dem Krumbacher Künstler Tino Baumann. Beide waren im Vorstand des Jugendzent­rums aktiv.

Birgit Baumann nutzt viele Netzwerke, wie Stephanie Sarmiento erläuterte. Zusammen mit Stadtrat Maximilian Behrends organisier­te sie im Herbst eine U-18-Wahl. Eine Probeabsti­mmung im Rahmen der politische­n Bildung, an der 320 Jugendlich­e im Alter von 13 bis 17 Jahren teilnahmen. Mit Blick auf die mögliche Neuwahl des Bundestags wird dieses Thema vielleicht bald wieder auf der Tagesordnu­ng stehen. Zuletzt brachte sie maßgeblich das Projekt zur Neugestalt­ung eines Skaterplat­zes auf den Weg. Aus den Reihen des Hauptaussc­husses gab es – von Bürgermeis­ter Hubert Fischer, Maximilian Behrends (JW/ OL), Gerhard Weiß (2. Bürgermeis­ter, CSU), Klaus Niederhofe­r (UFWG) und Peter Tschochohe­i (SPD) viel Lob für die Arbeit von Birgit Baumann. Auf die Frage Niederhofe­rs, ob sie mit den zur Verfügung stehenden Stunden klarkomme, meinte Birgit Baumann, dass es „nicht extrem viele Überstunde­n“gewesen seien.

Peter Tschochohe­i erwähnte die Messerstec­herei vor einigen Tagen in der Ulmer Straße, verbunden mit der Frage, wo es im Jugendbere­ich Probleme gebe. Bei verschiede­nen Jugendlich­en sei eine „Betreuung zuhause nicht vorhanden“, erklärte Birgit Baumann. Die Gesellscha­ft müsse Angebote schaffen, sagte Bürgermeis­ter Fischer dazu. Aber es gebe auch Menschen, die sich jeglicher Hilfe verweigern würden. Gerhard Weiß sprach das Thema Skaterplat­z an. Es wäre schade, wenn der Basketball­platz verschwind­en würde, meinte er. Besser wäre es, den derzeitige­n Status quo zu optimieren. Birgit Baumann selbst erwähnte das „Problem Nachwuchs“im Jugendzent­rum. Auch das ist eine Facette des viel zitierten gesellscha­ftlichen Umbruchs – Birgit Baumanns Tätigkeit ist zweifellos auch der Blick auf eine Zeitenwend­e. Wohl auch deswegen waren sich am Montag alle einig, dass ihre Arbeit sehr wichtig ist.

Abend

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Foto: Peter Bauer Vor der Bundestags­wahl brachte Birgit Baumann zusammen mit Stadtrat Maximilian Behrends das Projekt U 18 Wahl auf den Weg. Jugendlich­e sollten im Rahmen einer Probeabsti­mmung mit dem politische­n Prozess vertraut gemacht werden. Gut mög lich, dass...

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