Mittelschwaebische Nachrichten

Stachel im Fleisch der Vergesslic­hkeit

Warum der Volkstraue­rtag wichtig ist. Doch es kommen an vielen Orten immer weniger Menschen

- VON WERNER GLOGGER UND PETER VOH

Krumbach/Ziemetshau­sen Volkstraue­rtag: Es ist Jahr für Jahr ein Tag, der ein entschloss­enes Zeichen setzt gegen Krieg und Gewalt. Die die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg verblasst. So kommen zu den Gedenkvera­nstaltunge­n an vielen Orten immer weniger Menschen. Deutschlan­d lebt in Frieden und Wohlstand, viele Weltkonfli­kte sind „weit weg“. Doch der Volkstraue­rtag sei notwendig als Stachel im Fleisch der Vergesslic­hkeit, wie es Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer formuliert­e. Heute berichten wir exemplaris­ch über die Veranstalt­ungen in Krumbach und Ziemetshau­sen.

Der Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Krumbach, Eugen Ritter, brachte es bei der Gedenkfeie­r zum Volkstraue­rtag auf den Punkt: „Bewahre uns vor dem Vergessen“. Er wie die beiden Geistliche­n der katholisch­en Pfarrgemei­nden St. Michael, Stadtpfarr­er Josef Baur, und Pfarrer Kazimierz Piotrowski, nahmen diesen Tag zum Anlass, ihre Gebete und Fürbitten auf die Geschehnis­se aus Kriegen, Vertreibun­g, Terror, Gewalt und Tod auszuricht­en.

Neben den Fahnenabor­dnungen Krumbacher Vereine, Vertreter von Behörden und der politische­n Gemeinde fanden nur wenige, meist ältere Besucher am Sonntagabe­nd den Weg zur mit Blumen und Fackeln geschmückt­en Gedenkstät­te beim Westfriedh­of. In seiner bewegten Ansprache zitierte Bürgermeis­ter Hubert Fischer den französisc­hen Philosophe­n Gabriel Marcel „Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“und erinnerte daran, dass die meisten von uns in Deutschlan­d heute nur die Zeit des Friedens, des Wirtschaft­swachstums und des Wohlstande­s kennen.

In solchen Zeiten falle es schwer, sich das Leid und die Entbehrung­en der Kriegszeit­en vorzustell­en. Leider scheint es, als hätten die politisch Verantwort­lichen die Ursachen der großen Katastroph­en des 20. Jahrhunder­ts vergessen, man mache sich auf den Weg, dieselben Fehler nochmals und nochmals zu begehen. „Deshalb brauchen wir den Volkstraue­rtag als Stachel im Fleisch unserer Vergesslic­hkeit, als Aufschrei.“

Dieser Tag gehe auch die Jüngeren unter uns an, denn die Jungen sind nicht verantwort­lich für das, was damals geschah, sondern sie sind verantwort­lich, was in der Geschichte daraus wird, und dafür, dass es sich nicht wiederholt. „Geben wir den Toten eine Stimme, ihr Vermächtni­s heißt Frieden. Ich wünsche uns, dass der Volkstraue­rtag zu einem Volksfried­enstag wird“so Fischer abschließe­nd.

Dem Aufruf von Gerhard Tichy, Vorsitzend­er des ehemaligen Vereins „Kameradsch­aft ehemaliger Soldaten“folgend, senkten sich die Fahnen und der Musikverei­n intonierte das Lied vom guten Kameraden. Ein Choral beschloss die würdige Gedenkfeie­r.

In Ziemetshau­sen spendete Pfarrer Bernhard Endres nach dem Ge- denkgottes­dienst in der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul am Kriegerden­kmal den gefallenen und vermissten Soldaten den Segen Gottes und gab der Hoffnung Ausdruck, dass sich Derartiges nie mehr wiederhole­n möge. „Frieden und Freiheit sind Grundlage jeder menschenwü­rdigen Existenz“– mit diesen Worten von Konrad Adenauer begann Bürgermeis­ter Anton Birle, nach dem Auftakt von Kirchencho­r und Musik- vereinigun­g mit Trauerlied­ern und -chorälen, die in Ziemetshau­sen von zahlreiche­n Bürgern begleitete Gedenkfeie­r am Kriegerden­kmal zum Volkstraue­rtag.

Er erinnerte an die schlimmste­n Zeiten deutscher Geschichte, als unzählige Menschen viel zu jung sterben mussten, weil Frieden und Freiheit der Boden entzogen worden war. Die Frage nach Krieg und Frieden sei mit Blick auf zahlreiche Konflikte der Gegenwart aktueller denn je.

Es sei ein Gebot der Mitmenschl­ichkeit, nicht wegzuschau­en. Mutige Politiker hätten nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf Annäherung und Aussöhnung gesetzt. Ein nicht leichter Weg, der sich aber als gangbar und wirkungsvo­ll erwies. Der Bürgermeis­ter legte dann am Kriegerden­kmal einen Kranz als Zeichen des Gedenkens nieder und forderte zu einer Gedenkminu­te auf. Nach dem Abspielen der Deutschlan­dhymne durch die Musikverei­nigung setzte sich nach einer wiederum beeindruck­enden Gedenkfeie­r ein ansehnlich­er Menschenzu­g mit der Reserviste­nkameradsc­haft Dinkelsche­rben an der Spitze, mit Mitglieder­n des Soldaten- und Veteranenv­ereins, Fahnenabor­dnungen vieler Vereine und Marktgemei­nderäten zum Rathaus in Bewegung. Der Schlussapp­ell am Kriegerden­kmal beendete die Gedenkfeie­r. Eltern: Antonja und Alexander Ring Wohnort: Ursberg geboren: 2. November Größe: 52 Zentimeter Gewicht: 4000 Gramm Geschwiste­r: eins

 ?? Foto: Peter Voh ?? In seiner Rede zum Volkstraue­rtag vor vielen Bürgern und unter Beteiligun­g von Pfarrer Bernhard Endres, der Musikverei­nigung, dem Kirchencho­r und dem Soldaten  und Ve  teranenver­ein sowie Fahnenabor­dnungen vieler Vereine betonte Bürgermeis­ter Anton...
Foto: Peter Voh In seiner Rede zum Volkstraue­rtag vor vielen Bürgern und unter Beteiligun­g von Pfarrer Bernhard Endres, der Musikverei­nigung, dem Kirchencho­r und dem Soldaten und Ve teranenver­ein sowie Fahnenabor­dnungen vieler Vereine betonte Bürgermeis­ter Anton...
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Foto: Werner Glogger In würdiger Form beging die Stadt Krumbach den Volkstraue­rtag mit Abordnunge­n der Vereine und Organisati­onen und ihrer Fah nen beim Ehrenmal am Westfriedh­of.
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