Mittelschwaebische Nachrichten
Stachel im Fleisch der Vergesslichkeit
Warum der Volkstrauertag wichtig ist. Doch es kommen an vielen Orten immer weniger Menschen
Krumbach/Ziemetshausen Volkstrauertag: Es ist Jahr für Jahr ein Tag, der ein entschlossenes Zeichen setzt gegen Krieg und Gewalt. Die die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg verblasst. So kommen zu den Gedenkveranstaltungen an vielen Orten immer weniger Menschen. Deutschland lebt in Frieden und Wohlstand, viele Weltkonflikte sind „weit weg“. Doch der Volkstrauertag sei notwendig als Stachel im Fleisch der Vergesslichkeit, wie es Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer formulierte. Heute berichten wir exemplarisch über die Veranstaltungen in Krumbach und Ziemetshausen.
Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Krumbach, Eugen Ritter, brachte es bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf den Punkt: „Bewahre uns vor dem Vergessen“. Er wie die beiden Geistlichen der katholischen Pfarrgemeinden St. Michael, Stadtpfarrer Josef Baur, und Pfarrer Kazimierz Piotrowski, nahmen diesen Tag zum Anlass, ihre Gebete und Fürbitten auf die Geschehnisse aus Kriegen, Vertreibung, Terror, Gewalt und Tod auszurichten.
Neben den Fahnenabordnungen Krumbacher Vereine, Vertreter von Behörden und der politischen Gemeinde fanden nur wenige, meist ältere Besucher am Sonntagabend den Weg zur mit Blumen und Fackeln geschmückten Gedenkstätte beim Westfriedhof. In seiner bewegten Ansprache zitierte Bürgermeister Hubert Fischer den französischen Philosophen Gabriel Marcel „Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“und erinnerte daran, dass die meisten von uns in Deutschland heute nur die Zeit des Friedens, des Wirtschaftswachstums und des Wohlstandes kennen.
In solchen Zeiten falle es schwer, sich das Leid und die Entbehrungen der Kriegszeiten vorzustellen. Leider scheint es, als hätten die politisch Verantwortlichen die Ursachen der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts vergessen, man mache sich auf den Weg, dieselben Fehler nochmals und nochmals zu begehen. „Deshalb brauchen wir den Volkstrauertag als Stachel im Fleisch unserer Vergesslichkeit, als Aufschrei.“
Dieser Tag gehe auch die Jüngeren unter uns an, denn die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah, sondern sie sind verantwortlich, was in der Geschichte daraus wird, und dafür, dass es sich nicht wiederholt. „Geben wir den Toten eine Stimme, ihr Vermächtnis heißt Frieden. Ich wünsche uns, dass der Volkstrauertag zu einem Volksfriedenstag wird“so Fischer abschließend.
Dem Aufruf von Gerhard Tichy, Vorsitzender des ehemaligen Vereins „Kameradschaft ehemaliger Soldaten“folgend, senkten sich die Fahnen und der Musikverein intonierte das Lied vom guten Kameraden. Ein Choral beschloss die würdige Gedenkfeier.
In Ziemetshausen spendete Pfarrer Bernhard Endres nach dem Ge- denkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul am Kriegerdenkmal den gefallenen und vermissten Soldaten den Segen Gottes und gab der Hoffnung Ausdruck, dass sich Derartiges nie mehr wiederholen möge. „Frieden und Freiheit sind Grundlage jeder menschenwürdigen Existenz“– mit diesen Worten von Konrad Adenauer begann Bürgermeister Anton Birle, nach dem Auftakt von Kirchenchor und Musik- vereinigung mit Trauerliedern und -chorälen, die in Ziemetshausen von zahlreichen Bürgern begleitete Gedenkfeier am Kriegerdenkmal zum Volkstrauertag.
Er erinnerte an die schlimmsten Zeiten deutscher Geschichte, als unzählige Menschen viel zu jung sterben mussten, weil Frieden und Freiheit der Boden entzogen worden war. Die Frage nach Krieg und Frieden sei mit Blick auf zahlreiche Konflikte der Gegenwart aktueller denn je.
Es sei ein Gebot der Mitmenschlichkeit, nicht wegzuschauen. Mutige Politiker hätten nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf Annäherung und Aussöhnung gesetzt. Ein nicht leichter Weg, der sich aber als gangbar und wirkungsvoll erwies. Der Bürgermeister legte dann am Kriegerdenkmal einen Kranz als Zeichen des Gedenkens nieder und forderte zu einer Gedenkminute auf. Nach dem Abspielen der Deutschlandhymne durch die Musikvereinigung setzte sich nach einer wiederum beeindruckenden Gedenkfeier ein ansehnlicher Menschenzug mit der Reservistenkameradschaft Dinkelscherben an der Spitze, mit Mitgliedern des Soldaten- und Veteranenvereins, Fahnenabordnungen vieler Vereine und Marktgemeinderäten zum Rathaus in Bewegung. Der Schlussappell am Kriegerdenkmal beendete die Gedenkfeier. Eltern: Antonja und Alexander Ring Wohnort: Ursberg geboren: 2. November Größe: 52 Zentimeter Gewicht: 4000 Gramm Geschwister: eins