Mittelschwaebische Nachrichten
Das verschönerte Geschlecht
Immer mehr Männer gehen zum plastischen Chirurgen
Augsburg Es gab einmal eine Zeit, da reichte es für einen Mann auf dem Markt der Geschlechter in der Regel aus, wenn er sauber war (Fingernägel!) und Arbeit hatte. In der noch jungen Bundesrepublik beispielsweise. Einen guten Teil des maskulinen Bestandes hatte der Krieg gefordert, die Trümmerfrauen waren froh, wenn es überhaupt noch etwas halbwegs Fesches im Angebot gab.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Die Deutsche Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie hat gestern die neuesten Trends der Branche vorgestellt. Die Quintessenz: Nicht nur ein Silvio Berlusconi, immer mehr Männer legen sich fürs Schönsein unters Messer. Besonders beliebt: Tränensäcke und Schlupflider müssen weg. Auf Platz zwei steht das Fettabsaugen. Bei den Frauen haben Augenlidkorrekturen die Brustvergrößerungen von Rang eins verdrängt. Die Branche boomt, die Umsätze wachsen. Nun unterliegt ja das, was wir als schön empfinden, manchmal recht eigenwilligen Moden. Ein paar Beispiele? Eine Analyse der Schönheitsideale in 62 Kulturkreisen ergab, dass in der Hälfte der Fälle dicke Frauen als attraktiv gelten (dünne aber nur in etwa einem Dutzend Kulturen). Im 15. Jahrhundert wiederum war bei Frauen die hohe Stirn chic – und sie rupften sich die Haare am Ansatz aus. In der Renaissance hatte das Doppelkinn Sexappeal.
Nicht auszudenken, wenn sich diese Trends eines Tages wiederholen (machen Trends ja gerne) oder fremde Schönheitsideale zu uns herüberschwappen. Dann müsste der ästhetische Chirurg umschulen: Fett soll dann wohl rein! Und nicht raus!
An einem Ort übrigens hilft Berlusconi seine neu gewonnene Schönheit nicht: vor Gericht. Weshalb er dort erscheinen muss, melden wir auf der