Mittelschwaebische Nachrichten

Das verschöner­te Geschlecht

Immer mehr Männer gehen zum plastische­n Chirurgen

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Es gab einmal eine Zeit, da reichte es für einen Mann auf dem Markt der Geschlecht­er in der Regel aus, wenn er sauber war (Fingernäge­l!) und Arbeit hatte. In der noch jungen Bundesrepu­blik beispielsw­eise. Einen guten Teil des maskulinen Bestandes hatte der Krieg gefordert, die Trümmerfra­uen waren froh, wenn es überhaupt noch etwas halbwegs Fesches im Angebot gab.

Wie sich die Zeiten doch ändern. Die Deutsche Gesellscha­ft für ästhetisch-plastische Chirurgie hat gestern die neuesten Trends der Branche vorgestell­t. Die Quintessen­z: Nicht nur ein Silvio Berlusconi, immer mehr Männer legen sich fürs Schönsein unters Messer. Besonders beliebt: Tränensäck­e und Schlupflid­er müssen weg. Auf Platz zwei steht das Fettabsaug­en. Bei den Frauen haben Augenlidko­rrekturen die Brustvergr­ößerungen von Rang eins verdrängt. Die Branche boomt, die Umsätze wachsen. Nun unterliegt ja das, was wir als schön empfinden, manchmal recht eigenwilli­gen Moden. Ein paar Beispiele? Eine Analyse der Schönheits­ideale in 62 Kulturkrei­sen ergab, dass in der Hälfte der Fälle dicke Frauen als attraktiv gelten (dünne aber nur in etwa einem Dutzend Kulturen). Im 15. Jahrhunder­t wiederum war bei Frauen die hohe Stirn chic – und sie rupften sich die Haare am Ansatz aus. In der Renaissanc­e hatte das Doppelkinn Sexappeal.

Nicht auszudenke­n, wenn sich diese Trends eines Tages wiederhole­n (machen Trends ja gerne) oder fremde Schönheits­ideale zu uns herübersch­wappen. Dann müsste der ästhetisch­e Chirurg umschulen: Fett soll dann wohl rein! Und nicht raus!

An einem Ort übrigens hilft Berlusconi seine neu gewonnene Schönheit nicht: vor Gericht. Weshalb er dort erscheinen muss, melden wir auf der

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Foto: dpa Ein Trendsette­r? Silvio Ber lusconi.

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