Mittelschwaebische Nachrichten
Die Mühen der Integration
Ressentiments gegen Ausländer und insbesondere gegen Muslime sind keine Randerscheinung. Für Sachsen haben Demoskopen jüngst ermittelt, dass 56 Prozent der Bevölkerung das Land bereits heute für „überfremdet“halten. Diese Zahl mag nicht ohne weiteres auf die ganze Bundesrepublik übertragbar sein, aber zweifellos sieht ein erheblicher Teil der Deutschen die Ankunft muslimischer Flüchtlinge sehr kritisch.
Im Internet kursieren verschiedene obskure Hochrechnungen, nach denen in Deutschland in absehbarer Zeit Menschen muslimischen Glaubens die Mehrheit stellen. Alle seriösen Studien verweisen – wie die aktuelle Untersuchung aus den USA – solche Berechnungen ins Reich der Fabeln. Wahr ist aber auch, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass der Anteil der muslimischen Bevölkerung wächst – und zwar selbst dann, wenn die Zuwanderung von heute auf morgen versiegen würde.
Völlig falsch wäre es, die verheerenden Folgen von misslungener Integration schönzureden – sie sind bereits in vielen deutschen Städten zu besichtigen. Genauso unsinnig wäre es aber, die Beispiele für eine gelungene Eingliederung zu ignorieren.
Wer Muslime pauschal mit Islamismus gleichsetzt, den Islam per se als Ideologie statt als Religion diffamiert, ist ein geistiger Brandstifter. Es bleibt nichts anderes übrig, als das mühsame Geschäft der Integration zu betreiben. Die Chancen dafür, dass es dabei mehr Erfolge als Rückschläge gibt, steigen, wenn es gelingt, die Zuwanderung zu begrenzen und zu kanalisieren.