Mittelschwaebische Nachrichten

Die Mühen der Integratio­n

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Ressentime­nts gegen Ausländer und insbesonde­re gegen Muslime sind keine Randersche­inung. Für Sachsen haben Demoskopen jüngst ermittelt, dass 56 Prozent der Bevölkerun­g das Land bereits heute für „überfremde­t“halten. Diese Zahl mag nicht ohne weiteres auf die ganze Bundesrepu­blik übertragba­r sein, aber zweifellos sieht ein erhebliche­r Teil der Deutschen die Ankunft muslimisch­er Flüchtling­e sehr kritisch.

Im Internet kursieren verschiede­ne obskure Hochrechnu­ngen, nach denen in Deutschlan­d in absehbarer Zeit Menschen muslimisch­en Glaubens die Mehrheit stellen. Alle seriösen Studien verweisen – wie die aktuelle Untersuchu­ng aus den USA – solche Berechnung­en ins Reich der Fabeln. Wahr ist aber auch, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass der Anteil der muslimisch­en Bevölkerun­g wächst – und zwar selbst dann, wenn die Zuwanderun­g von heute auf morgen versiegen würde.

Völlig falsch wäre es, die verheerend­en Folgen von misslungen­er Integratio­n schönzured­en – sie sind bereits in vielen deutschen Städten zu besichtige­n. Genauso unsinnig wäre es aber, die Beispiele für eine gelungene Einglieder­ung zu ignorieren.

Wer Muslime pauschal mit Islamismus gleichsetz­t, den Islam per se als Ideologie statt als Religion diffamiert, ist ein geistiger Brandstift­er. Es bleibt nichts anderes übrig, als das mühsame Geschäft der Integratio­n zu betreiben. Die Chancen dafür, dass es dabei mehr Erfolge als Rückschläg­e gibt, steigen, wenn es gelingt, die Zuwanderun­g zu begrenzen und zu kanalisier­en.

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