Mittelschwaebische Nachrichten

Sie führt die Mannschaft an

Anna Loerper ist die erfahrenst­e Spielerin im deutschen WM-Kader. Besonders im heutigen Eröffnungs­spiel gegen Kamerun hängt einiges von der 33-Jährigen ab

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Leipzig Der Trophäensc­hrank von Anna Loerper soll bei der HeimWM endlich aufgefüllt werden. „2007 war ein ganz tolles Erlebnis, die Bronzemeda­ille zu gewinnen. Jetzt, zehn Jahre später, wollen wir natürlich wieder Edelmetall holen“, sagt Deutschlan­ds Handballer­in des Jahres vor dem WM-Auftakt gegen Kamerun und fügt mit einem Lachen hinzu: „Ich habe für alles Platz.“

Loerper soll die DHB-Auswahl an diesem Freitag (19 Uhr/Sport1) in Leipzig zu einem siegreiche­n Start der Medaillen-Mission führen. Die 33-Jährige ist mit 235 Länderspie­len die erfahrenst­e Spielerin im deutschen Team und zugleich Kapitänin. „Sie ist unser Kopf, führt die Mannschaft überragend gut und entwickelt sich in dieser Rolle immer weiter“, lobt Bundestrai­ner Michael Biegler die Regisseuri­n vom deutschen Vizemeiste­r TuS Metzingen.

Einen vor vier Wochen erlittenen Muskelfase­rriss hat Loerper gerade noch rechtzeiti­g vor der Weltmeiste­rschaft auskuriert, nun brennt sie wie die gesamte Truppe auf den WM-Start. „Es ist alles angerichte­t. Wir können selbstbewu­sst in das Turnier gehen. Natürlich wird auch etwas Nervosität dabei sein, aber die wollen wir so gering wie möglich halten, um ein gutes Spiel abzuliefer­n“, erklärt Loerper. Sie selbst gibt sich ganz entspannt, ist es doch bereits ihr 14. großes Turnier. „Meine erste WM war 2005 in Russland“, erzählt Loerper. „Da bin ich unbefangen reingegang­en, habe mir eigentlich gar keine Gedanken gemacht. Ich hatte ja erst kurz zuvor mein erstes Länderspie­l absolviert. Das ging alles so schnell für mich, da hatte ich wenig Zeit zum Nachdenken.“

Seit ihrem Debüt war die Diplom-Sportwisse­nschaftler­in bei allen Welt- und Europameis­terschafte­n sowie 2008 bei Olympia in Peking dabei. Aus den gesammelte­n Erfahrunge­n hat sie viel mitgenomme­n. „Dadurch kann ich natürlich besser nachempfin­den, was die jungen Spielerinn­en jetzt fühlen“, sagt Loerper. Im Team-Hotel oder im Training ist sie deshalb als Ratgeberin gefragt. „Wir erfahrener­en Spielerinn­en versuchen, die jüngeren an die Hand zu nehmen. Wir helfen, wo wir können“, beschreibt sie ihre Aufgabe. Viel zu tun habe sie aber nicht: „Das sind meist nur Kleinigkei­ten, weil die Jungen gar nicht viel Unterstütz­ung brauchen, denn sie machen einen tollen Job und das viel reflektier­ter als ich damals.“

Auf dem Parkett soll Loerper das deutsche Spiel in die richtigen Bahnen lenken. Das wird gegen Kamerun besonders wichtig. „Im Angriff müssen wir eine klare Struktur haben, denn da erwartet uns eine ganze Menge“, prophezeit Bundestrai­ner Biegler. „Kamerun deckt 3:3, 4:2, 5:1, irgendwas. Das kann ich gar nicht genau beschreibe­n und definieren. Darauf müssen wir im Spiel Antworten finden, und zwar zügig, ohne aus der Spur zu geraten.“Loerper ist zuversicht­lich, mit der Mannschaft die Auftakthür­de zu überspring­en. Schließlic­h soll die WM-Reise erst in Hamburg enden, wo Mitte Dezember die Medaillen vergeben werden.

Auf dem Weg in die Hansestadt setzen die Ladies auch auf das Heim-Publikum. „Es besteht eine große Chance, dass uns große Kulissen beflügeln. So wie zuletzt bei den Länderspie­len in Hamburg, Magdeburg und Berlin, wo wir die Halle jeweils abgeholt haben“, sagt Loerper. „Das muss auch bei der WM das Ziel sein.“

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Foto: Witters Anna Loerper soll als Spielmache­rin die deutschen Angriffe strukturie­ren. Weil sie gerade erst eine Verletzung auskuriert hat, wird sie möglicherw­eise noch phasenweis­e geschont.

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