Mittelschwaebische Nachrichten
So stark ist der Standort Bayern
Eine Studie beleuchtet die Medienlandschaft im Freistaat und zeigt auf, vor welchen Herausforderungen die Unternehmen stehen
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 mit Sitz in Unterföhring bei München steckt in der Krise. Der Bayerische Rundfunk muss einen harten Sparkurs fahren – und will Stellen abbauen. Es gab schon weitaus bessere Nachrichten über den Medienstandort Bayern.
Und dennoch ist und wird die Medienlandschaft im Freistaat stark bleiben. Das jedenfalls geht aus einer aktuellen Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die 133 bayerische Arbeitgeberund Wirtschaftsverbände sowie 41 Einzelunternehmen vertritt, hervor. Durchgeführt wurde die Studie von der vbw und Wirtschaftsinformatik-Experten der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Demnach kommen etwa 60 Prozent des Umsatzes aller bayerischen Medienunternehmen vom Standort „Stadt und Kreis München“. Mehr als 2000 Unternehmen sind dort in der Medienbranche aktiv; allein im Jahr 2015 machten sie rund 12,7 Milliarden Euro Umsatz. Wie hoch die Gesamtumsätze aus anderen Großräumen, etwa Augsburg, sind, wird nicht ausgeführt. Doch mit München kann der Medienstandort Berlin (zusammen mit Potsdam) nicht mithalten. Er kommt auf 6,5 Milliarden, Hamburg auf 7,9 Milliarden Euro an Umsatz.
Laut Bertram Brossardt, dem vbw-Hauptgeschäftsführer, sei das in den Köpfen der Menschen jedoch nicht präsent: „Bayerns Medienlandschaft wird von der starken Automobilindustrie überlagert“, sagte er kürzlich bei der Vorstellung der Studie in München. Sowie: Der Freistaat zähle zu den wichtigsten Medienstandorten Deutschlands.
Im Zentrum der Studie steht eine Umfrage: Um die Vor- und Nachteile Bayerns als Medienstandort zu beleuchten, wurden 25 hochrangige Manager, Vertreter von Wirtschaftsverbänden und Wissenschaftler dazu befragt. Die gaben dem Medienstandort gute Noten. Als negativ stuften sie die Standortkosten ein. Auch die Lebenshaltungskosten seien hoch – vor allem im Raum München. Das schrecke einige davon ab, dort in Medienunternehmen zu arbeiten. Gerade Fachkräfte in technischen Berufsfeldern seien schwer zu finden.
Noch erheblichere Probleme für den Medienstandort Bayern sieht der schwäbische Medienstaatssekretär Franz Josef Pschierer darin, dass im Freistaat die größten Umsätze bei Rundfunk und Film entstehen, insbesondere diese Bereiche es aber mit enormen Herausforderungen zu tun hätten. „Web-basierte Formate greifen die klassischen Medien an“, nannte Pschierer nur ein Beispiel.
Umso wichtiger sei es, innovative Unternehmen in Bayern zu haben. Dies sei für die Zukunft des Medienstandorts von entscheidender Bedeutung. Der Blick auf das USUnternehmen Facebook verdeutlicht, was er meint: Es machte 2015 weltweit rund 18 Milliarden Dollar Umsatz – umgerechnet über zwei Milliarden Euro mehr als alle Münchner Medienunternehmen.