Mittelschwaebische Nachrichten

Aus Klostergeb­älk wird Kunst

Aus dem Material wurden Skulpturen geschaffen

- VON MARIA GRUBER

Wettenhaus­en Als vor drei Jahren bei der Sanierung des Dachstuhls des Klosters Wettenhaus­en die 300 Jahre alten Dachbalken in Containern lagen, war für Olaf Ude und die Priorin des Klosters, Schwester Amanda Baur klar, dass man sie nicht einfach wegwerfen konnte. Der Bildhauer und Theologe Franz Hämmerle hat daraus elf Skulpturen geschaffen. Durch den Journalist­en Georg Bayerle sei der Kontakt zu ihm entstanden, erklärt Olaf Ude, der die Öffentlich­keitsarbei­t im Kloster leitet. Schwester Amanda Baur als Netzwerker­in sei die treibende Kraft hinter diesem Projekt gewesen. Nachdem der erste Kontakt aufgenomme­n wurde, besuchte Franz Hämmerle das Kloster in Wettenhaus­en, lernte die Schwestern kennen und begutachte­te das Material. Das war vor eineinhalb Jahren. Schwester Amanda sorgte dafür, dass die Skulpturen nun so schnell wie möglich der Öffentlich­keit zugänglich wurden.

Der Titel der Ausstellun­g „Altes Holz und frischer Geist“passe sehr gut für die Skulpturen, aber auch für das Kloster selbst, so die Priorin. Das alte Holz könne man gleichsetz­en mit dem alten Gebäude und den Schwestern, die darin lebten. Der frische Geist sei der Heilige Geist an den man glaube, der zum Beispiel dem Kloster „aus heiterem Himmel drei neue Schwestern geschickt hat.“Mit der Ausstellun­g wolle man aber gleichzeit­ig auch etwas für das Kloster tun. Deswegen könnten Interessie­rte auch auf die elf Skulpturen bieten, um sie zu erwerben.

Künstler Franz Hämmerle war von der Idee einer Benefizaus­stellung angetan, weswegen er auch nur einen geringen Anteil vom Erlös wolle. Das meiste Geld solle an das Kloster gehen, meint er. Es sei das erste Mal, dass er mit solch einem Projekt beauftragt wurde. Betrachtet man die Kunstwerke, wird klar, dass das Holz zu großen Teilen morsch ist. „Es war schon eine Herausford­erung damit zu arbeiten, denn oft sind Teile einfach weggebroch­en. Dann musste ich auf das veränderte Material reagieren“, erklärt der Bildhauer. Bei manchen Balken wusste er sofort, was er daraus machen wollte. Wie bei der Skulptur mit dem Namen „Confessio“. Hier brach das rechte obere Teil ab, sodass sich eine Neigung nach links ergab. Hämmerle formte ein Gesicht, das den Kopf an eine Wand zu lehnen scheint. Dies habe ihn an die Situation im Beichtstuh­l erinnert und daraus ergab sich der Name für das Werk.

Bei einem anderen Balken war er kurz davor aufzugeben, da das Holz schon fast zu morsch war. Doch dann entdeckte er einen roten Fleck aus Harz und wusste, dass er damit etwas anfangen müsse. Er ergänzte das Material mit einem bunten Mosaik und nannte es „Berufung“. Das sei auch so ein Beispiel dafür gewesen, dass das Holz die Richtung vorgab und er immer wieder mit neuen Situatione­n konfrontie­rt gewesen sei. Im Kaisersaal sind jedoch nicht nur Skulpturen ausgestell­t, die aus den alten Dachbalken des Klosters entstanden sind. So können Besucher auch Werke aus Eichenholz oder altem Feuerholz betrachten. Er habe allerdings noch fünf Dachbalken übrig. „Die Frage ist, ob mir damit noch etwas einfällt“, meint Hämmerle lachend.

Die Ausstellun­g ist noch bis Mai 2018 zu sehen. „Vielleicht fühlen sich einige Besucher dem Kloster verbunden und erkennen, dass sie ein gutes Werk tun können, um das Kloster zu unterstütz­en“, hofft Ude.

Öffnungsze­iten der Ausstellun­g: Dienstag bis Sonntag, 14 Uhr bis 16 Uhr. Gebote für die Kunstwerke nimmt Olaf Ude unter Telefon 08223/400433 oder 0176/56942474 entgegen; beim Kloster unter 08223/ 40040.

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