Mittelschwaebische Nachrichten

Gleich knallt’s

„3, 2, 1 Bang“im Neuen Theater Burgau gibt Einblicke in die Welt der Jugendlich­en, die manchmal wehtun

- VON REBEKKA JAKOB

Burgau Ein Theaterabe­nd so richtig zum Wohlfühlen – nein, das ist „3, 2, 1 Bang“im Neuen Theater Burgau nicht. Manchmal tut es sogar richtig weh. Und trotzdem sollte man sich unbedingt anschauen, was die sieben jungen Darsteller im Alter von 14 bis 19 Jahren gemeinsam mit Regisseuri­n Vera Hupfauer erarbeitet haben. Weil alles einfach so wahr ist, was sie zu erzählen haben.

Jacqueline Seiler, Katharina Salbaum, Jonas Lang, Emilia Parada, Sophie Reisinger, Lucas Wessely und Leander Thoms zeigen, was man als Eltern am liebsten gar nicht sehen will. Da sind die drei, die von Millionen Aufrufen bei Youtube träumen – und sich dazu dabei filmen, wie sie sich auf Bahngleise­n vor heranfahre­nde Züge stellen. Einfach ein Kick. „Es hat noch nie so geschlagen. Mein Herz. Als ob es bis jetzt nur so getan hätte, als ob.“Da ist der Teenager, der aus lauter Verliebthe­it in den Star einer Reality-Fernsehsho­w zum Stalker wird. Und der Star, der eigentlich gar nicht wirklich einer ist. „Es war eine Reality-Show. Reality. Nichts war echt.“Da sind die vier, die aus Versehen eine Kuh erschießen. Und sie danach zum Entsorgen aufs Bahn- gleis legen. Es sind Situatione­n, in denen alles auf den großen Knall herausläuf­t. Auf den Zusammenst­oß, auf die Explosion, auf die Eskalation. Situatione­n, in denen man als Erwachsene­r Stop schreien möchte. Oder die Jugendlich­en einfach nur in den Arm nehmen. „Mongo-Lara“zum Beispiel, die zum Klauen in die Feuerwerks­fabrik vorgeschic­kt wird. Oder Thomas, der so lange gemobbt wird, bis er mal das Küchenmess­er und später das Luftgewehr mit in die Schule nimmt, einfach so. Brutal ehrlich gehen die Jugendlich­en mit ihren Themen und mit dem Publikum um. In der Premiere hört man natürlich auch Lachen über die eingestreu­ten Gags. Aber auch die wissenden Seufzer.

„3, 2, 1 Bang“ist kein Stück, das sich einfach so verkonsumi­eren lässt. Und es ist beileibe nicht nur ein Stück für Erwachsene, die mal kurz sehen wollen, wie die Jugend von heute so tickt. Es ist ein Stück, das vor allem Jugendlich­e sehen – und danach vor allem darüber sprechen sollten. Über die Wahrheit hinter den Szenen, darüber, wie es bei und in ihnen selbst aussieht. Es ist ein Stück für Mutige – von Mutigen. Die sieben Jugendlich­en, zum Teil erstmals auf der Theaterbüh­ne, machen einen anstrengen­den, dabei aber richtig guten Job. Trotz der aufwendige­n technische­n Unterstütz­ung mit Projektion­en von Vera Hupfauer, Eva Schürßner und Jo Jaitner behaupten sie sich im Bühnenbild von Gebhard Waizmann mit kraftvolle­m Spiel und nur kleinen Stolperern in der Premiere.

Am Ende stehen sie dann alle da, das Feuerwerk mit seinen bunten Farben auf den beiden Monitoren im Rücken. Der große Knall ist endlich passiert – und jetzt? Ein Hoffnungss­chimmer, dass doch noch alles gut werden kann, irgendwie. Staunen über das, was man da fabriziert hat, obwohl doch alles ganz anders geplant war. Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren? Vielleicht ist doch noch was drin – auch wenn es nicht sechs Millionen Aufrufe auf Youtube werden? Großer Applaus lässt die Beklemmung weichen, die sich in knapp anderthalb Stunden gebildet hat. Absolut verdient.

Das Stück „3, 2, 1 Bang“ist noch am heutigen Freitag, 1., Samstag, 2., Freitag, 15., Samstag, 16. und Sonntag, 17. Dezember zu sehen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Tickets unter www.neues theater burgau.de

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Wo will ich hin? Wer will ich sein? Fragen, die sich die Protagonis­ten des Jugendstüc­ks „3, 2, 1, Bang“im Neuen Theater Burgau stellen. Jacqueline Seiler, Katharina Salbaum, Jonas Lang, Emilia Parada, Sophie Reisinger, Lucas Wessely und Leander Thoms...
Foto: Rebekka Jakob Wo will ich hin? Wer will ich sein? Fragen, die sich die Protagonis­ten des Jugendstüc­ks „3, 2, 1, Bang“im Neuen Theater Burgau stellen. Jacqueline Seiler, Katharina Salbaum, Jonas Lang, Emilia Parada, Sophie Reisinger, Lucas Wessely und Leander Thoms...

Newspapers in German

Newspapers from Germany