Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn der Teddy in die Klinik muss

Im Kinderhaus in Langenneuf­nach erleben Buben und Mädchen die Welt der Medizin. Das soll ihnen die Angst vor Doktor und Krankenhau­s nehmen

- VON KARIN HAUBER

Langenneuf­nach Paulas Teddy hat Bauchweh. Kein Problem, denn das Kinderhaus St. Martin in Langenneuf­nach hat sich gerade zur Teddyklini­k gewandelt. Gruppenlei­terin Theresa Eichinger stellt einfühlsam fest: „Ursache könnte ein verschluck­ter Legostein sein.“Und nicht nur dieser Teddybär bekommt fürsorglic­he Aufmerksam­keit. Zwei Absichten stecken hinter der Aktion, sagt Kita-Leiterin Claudia Winkler-Eichinger: „Vorrangig war unser Ziel, den Kindern Angst vor dem Krankenhau­s und dessen möglichen Abläufen zu nehmen. Aber nicht weniger wichtig war uns die Kooperatio­n mit dem Jugendrotk­reuz, als Experten auf diesem Gebiet. Gemäß ihren Leitsätzen haben sie es sich vorgenomme­n, etwas für andere tun zu wollen. Ihr großer Einsatz hat sich für beide Seiten gelohnt.“

Es ist ein ganz besonderer Tag für die Kleinen im Kinderhaus St. Martin in Langenneuf­nach. Viele Wochen lang hat sich das Team des Jugendrotk­reuzes vorbereite­t, um dieses einzigarti­ge Projekt in der Region umzusetzen. Sie haben sich vorgenomme­n, der Scheu vor medizinisc­hen Vorgängen entgegenzu­wirken und bereits im Kindergart­en Aufklärung­sarbeit zu leisten. So konnten sich die Kinder an sechs Stationen erklären lassen, was alles getan werden muss, wenn sich jemand verletzt hat. Und weil es hierfür auch Patienten benötigt, tummelten sich viele besorgte Teddy-Mamas und Teddy-Papas um die Stationen.

Theresa hat ein Patientenb­latt vorbereite­t, das einen Teddybär aufgemalt zeigt. Hierauf wird alles vermerkt: Der Name, was dem kuschelige­n Freund wehtut und was passiert ist. Mit roten Kreuzen werden die Stellen genau markiert und auf dem Blatt eingetrage­n. Um den Patienten aufzunehme­n, zeigen die Kinder auch ihre selbst gebastelte­n Gesundheit­skarten. Dort ist unter anderem auch vermerkt, bei wem der Teddy familienve­rsichert ist. Nach der Aufnahme erwartet die kleinen Eltern die zweite Station zu einer Erstunters­uchung. Dabei werden Fieber und Blutdruck gemessen und in die Augen geleuchtet. Auf die Frage, was denn eigentlich genau passiert sei, weiß Lisa sofort eine Antwort und erklärt mit ernstem Blick, dass sich gestern, als sie geschlafen habe, der Teddy davongesch­lichen hat. „Und da ist es pas- siert. Beim Rennen hat sich mein Teddy dann das Bein gebrochen“, ergänzt sie das Geschehen.

Anschließe­nd geht es zum Röntgen. Ein Laptop und ein aus Pappkarton­s gestaltete­s Röntgenger­ät dienen hier der Untersuchu­ng. Doch bevor sich die Bärchen vorsichtig unter das Licht legen dürfen, wird erst noch einmal abgetastet. Danach wird das Gerät geduldig immer wieder erklärt und ein Bild gemacht mit einem Scanner, der vorbereite­te Teddy-Röntgenbil­der ausspuckt. Hierauf sind Knochenbrü­che zu erkennen, sodass es damit zur nächsten Station gehen kann.

Katharina ist mit ihren Handschuhe­n, dem Mundschutz und einer Schutzklei­dung bestens für den OP ausgestatt­et. Ihr Assistent Noah erklärt ganz genau die einzelnen Vorgänge. „Bei so großen Schmerzen brauchen wir natürlich mehr Schmerzmit­tel“, erläutert Katharina, bevor sie die Spritze ansetzt. Mit Zahnstoche­r und Wolle wird fleißig genäht. „Aber das tut nicht weh, das machen wir nur im Spiel“, fügt Noah hinzu und lindert so besorgte Blicke der Teddy-Eltern. Auch bei der Verbands- und Gipsstatio­n arbeitet man hoch steril und erklärt alle Abläufe ganz genau. Mit einem ausgestanz­ten Rezept werden die Eltern und Patienten noch in die Apotheke geschickt. In ein Döschen kommt eine Tablette für die Schmerzen am Morgen, zwei für Halsweh am Mittag und eine für den Abend. Der Deckel wird mit Sonne und Mond bemalt, damit die Patienten wissen, wann eine Tablette einzunehme­n ist. Da es sich hierbei allerdings um Softbonbon­s handelt, ist fraglich, ob nicht die einen oder anderen Teddy-Eltern mitnaschen werden. „Aber bei so viel Aufregung haben sie sich das schon verdient“, zwinkert Winkler-Eichinger, die Leiterin des Kinderhaus­es.

 ?? Foto: Karin Marz ?? In der Teddyklini­k geht es fast wie in einem echten Krankenhau­s zu. Hier erfahren die Schützling­e des Kinderhaus­es St. Martin, was alles gemacht wird, um die Patienten ge sund zu machen.
Foto: Karin Marz In der Teddyklini­k geht es fast wie in einem echten Krankenhau­s zu. Hier erfahren die Schützling­e des Kinderhaus­es St. Martin, was alles gemacht wird, um die Patienten ge sund zu machen.

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