Mittelschwaebische Nachrichten

Das digitale Klassenzim­mer

Das Johann-Sailer-Gymnasium in Dillingen ist bundesweit eine der ersten Schulen, die eine sogenannte „Schul-Cloud“nutzt. Wie das funktionie­rt und wie die Schüler mit der Technik zurechtkom­men

- VON PHILIPP KINNE

Dillingen So selbstvers­tändlich wie Mäppchen und Heft liegen auf den Tischen der Schulklass­e 8a seit einiger Zeit Tablets. Thomas und Kim berechnen damit, welches Taxiuntern­ehmen sich in einem bestimmten Tarif lohnen könnte. Eine Matheaufga­be, die man zwar auch mit Stift und Lineal lösen könnte, doch das Tablet liefert blitzschne­ll den passenden Graphen im Koordinate­nsystem. „Den kann man sich zu Hause auch noch einmal ansehen, wenn man etwas nicht verstanden hat“, erklärt der 13-jährige Thomas. Seine Schulklass­e am JohannSail­er-Gymnasium ist eine der ersten, die mit der sogenannte­n „Schul-Cloud“arbeitet. Sie ist ein bundesweit­es Pilotproje­kt zur Digitalisi­erung an Schulen. Durch ein modernes Cloud-Programm können die Schüler beispielsw­eise auf Hausaufgab­en oder Stundenplä­ne zugreifen. Finanziert wird das Projekt vom Hasso-Platter-Institut, dem Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung und dem Schulnetzw­erk MINT-EC.

Eine der bundesweit ersten Lehrerinne­n, welche die Schul-Cloud für ihren Unterricht nutzt, ist Monika Nürnberger. Sie unterricht­et Mathematik und Physik am SailerGymn­asium in Dillingen. Sie sagt: „Die Schul-Cloud ist eine sehr nützliche Erweiterun­g zum Unterricht.“Denn durch spezielle Matheprogr­amme oder Videos könne der Unterricht­sstoff so vermittelt werden, wie es mit Arbeitsblä­ttern und Büchern nicht funktionie­re. „Die Cloud ist interaktiv“, meint Nürnberger. „Die Schüler können mit einem Matheprogr­amm gleich loslegen.“Außerdem kann die Lehrerin ihren Schülern durch die Cloud direktes Feedback geben. Sobald die Schüler ihre Ergebnisse in die Cloud geladen haben, kann Nürnberger das kommentier­en. Das spare nicht nur Zeit, sondern auch Kraft, erklärt die Lehrerin: „Ich muss nicht mehr 25 Hefte mit nach Hause schleppen.“Und auch die Schüler können das dicke Mathebuch getrost in der Schule lassen.

Für Schulleite­r Kurt Ritter ist das Pilotproje­kt an seiner Schule bisher ein voller Erfolg. „Wir sind stolz, eine der bundesweit ersten Schulen des Projekts zu sein“, sagt er. Das Gymnasium schaffe damit beste Voraussetz­ungen für zeitgemäße­n Unterricht. Bislang sind an der Schule zwar erst wenige Klassenzim­mer mit Tablets, Beamer und Whitebo- ausgestatt­et, in Zukunft werde aber immer mehr damit unterricht­et, erklärt Ritter: „Die Digitalisi­erung macht auch vor Schulen nicht Halt.“

Für die Schüler der 8a in Dillingen ist die neue Technik keine große Herausford­erung. „Das erklärt sich alles von selbst“, sagt der 13-jährige Thomas. Keiner der Achtklässl­er habe sich schwergeta­n im Umgang mit den neuen Tablets, sagt auch Nürnberger. Dass auf die Frage, wer in der Klasse ein Smartphone besitze, alle Hände im Klassenzim­mer nach oben gehen, liegt auf der Hand. Auch dass die Schüler ihren Lehrern immer wieder mit der Technik helfen müssen, überrascht da nicht. „Das ist eine Generation­enfrage“, sagt Schulleite­r Ritter. Er wünsche sich von seinen Kollegen, dass sie die SchulCloud mit in den Unterricht einbeard ziehen. Bisher aber arbeiten noch nicht viele Lehrer damit. Lediglich in den Fächern Mathematik und Geschichte kommt die Cloud zurzeit zum Einsatz. „Ich denke, dass sich das nach der Pilotphase des Projekts ändern wird“, meint Lehrerin Nürnberger. Denn an Ideen, wo das Programm noch zum Einsatz kommen könnte, mangelt es nicht. Für das Fach Erdkunde eigne es sich beispielsw­eise gut, da die MöglichLeh­rerin keit besteht, Kartenmate­rial zu nutzen. Sprachen könnten über Songs vermittelt werden und selbst in Chemie könnten passende YoutubeVid­eos den Unterricht bereichern.

„Eure Hausaufgab­en findet ihr in der Cloud“, sagt Nürnberger ganz selbstvers­tändlich am Ende der Stunde. „Bitte ladet die Ergebnisse hoch.“Die Ausrede, das Heft zu Hause vergessen zu haben, nutzt da wohl keinem Schüler mehr.

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Der 13 jährige Thomas und seine Klassenkam­eradin, die 14 jährige Kim, arbeiten im Unterricht mit der Schul Cloud.
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Die 8a am Johann Sailer Gymnasium in Dillingen im digitalen Klassenzim­mer.
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Fotos: Philipp Kinne Die Schul Cloud ist über alle Endgeräte abrufbar.

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