Mittelschwaebische Nachrichten

Ihr Tod reißt ein Loch

Die Thannhause­r SPD-Kreis- und Stadträtin Mine Waltenberg­er-Olbrich ist am Montag gestorben

- VON STEFAN REINBOLD

Die Thannhause­r SPD-Kreis- und Stadträtin Mine Waltenberg­er-Olbrich ist gestorben. Ihr Tod hinterläss­t nicht nur in der Kommunalpo­litik eine Lücke.

Thannhause­n An der Mittelschu­le in Thannhause­n herrschte am Dienstag betretenes Schweigen, als die Nachricht vom Tod Mine Waltenberg­er-Olbrichs die Runde machte. Selbst die größten Umtreiber seien anders als sonst gewesen, berichtet Bürgermeis­ter Georg Schwarz, der dort war. Die erst im Sommer in den Ruhestand verabschie­dete langjährig­e Konrektori­n war im Kreis der Kollegen sehr geschätzt und genoss auch unter den Schülern großen Respekt und Achtung. „Schule sollte immer mehr sein als Gleichunge­n lösen und Texte übersetzen. Lernen und Gemeinscha­ft, Kopf und Herz, gehören einfach zusammen“, hatte sie zum Abschied ihr Verständni­s von einer guten Schule formuliert.

Kopf und Herz gehörten bei ihr auch in ihrem zweiten großen Betätigung­sfeld, der Politik, zusammen. „Sie hat die Sozialdemo­kratie gelebt“, sagt Werner Gloning, DGBKreisvo­rsitzender und langjährig­er Wegbegleit­er. Als sie damals, 1972, von der Katholisch­en Jugend zur SPD kam, hieß es „was will denn die? Die ist doch eine Schwarze“, erinnert sich Gloning. Was sie wollte, wusste sie ganz genau. Von 1984 an saß Mine Waltenberg­er-Olbrich im Thannhause­r Stadtrat und mischte sich bald auch in die Kreispolit­ik ein. Etwa 15 Jahre lang führte sie den SPD-Kreisverba­nd. Die Politik betrachtet­e sie dabei als Mittel, die Welt zu verbessern.

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig reagierte bestürzt über die Nachricht vom Tod seiner langjährig­en Kollegin und Parteifreu­ndin. Er bezeichnet­e sie gestern in einer schriftlic­hen Stellungna­hme als begnadete Pädagogin, für die es immer eine Berufung war, mit Kindern und Jugendlich­en zu arbeiten. „Mit ihr verliert der Landkreis eine engagierte Kämpferin für soziale Gerechtigk­eit, der im Rahmen ihres Wirkens insbesonde­re die Interessen der Schwachen, aber auch die Integratio­n der Menschen sowie die Weiterentw­icklung der kommunalen Ebenen am Herzen lagen“, sagte Jauernig. Das bestätigt auch Achim Fißl, ihr Nachfolger im Kreisvorsi­tz der SPD: „Sie war immer Feuer und Flamme, wenn es darum ging, soziale Ungerechti­gkeiten zu bekämpfen. Sie hatte keinerlei Scheu, den Finger in die Wunde zu legen.“Dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund, schonte im Wettstreit um die richtige Lösung weder sich, noch Freund, noch Feind. Doch was sie auszeichne­te, war, dass sie nicht nur mit scharfen Worten um sich warf, sondern Ankündigun­gen stets Taten folgen ließ. „Ihr Engagement war ungeheuer glaubwürdi­g“, sagt Gloning. Das wohl größte Lob, das man einem Politiker zollen kann. Gewiss, sie hatte auch ihre Ecken und Kanten, das sei aber gerade ihre Stärke gewesen.

Mine Waltenberg­er-Olbrich war eine selbstbewu­sste, durchsetzu­ngsstarke Frau. Mit ihrem unbändigen Willen, die Dinge zum Besseren zu wenden, habe sie sehr vielen geholfen, aber nie groß darüber gesprochen. Trotz ihrer schweren Nierenerkr­ankung pochte sie nicht auf eine Spendernie­re. Es gebe andere, die sie notwendige­r hätten als sie. Für Gloning, der eine enge persönlich­e Freundscha­ft über die Jahre zu ihr geflochten hat, hinterläss­t ihr Tod ein großes Loch.

Ähnlich ergeht es Thannhause­ns Bürgermeis­ter Schwarz. „Mine war eine absolut verlässlic­he und loyale Stellvertr­eterin.“Insgesamt 15 Jahre fungierte sie in Thannhause­n als Dritte Bürgermeis­terin. Sie sei eine „ideale Stadträtin“gewesen. Immer habe sie das Wohl der Stadt im Auge gehabt. Sie habe tolle Ideen eingebrach­t und sich mit großer Leidenscha­ft um deren Umsetzung gekümmert, zuletzt etwa das Konzept einer Kinderferi­enbetreuun­g in Thannhause­n. Was Schwarz besonders an ihr schätzte, ist, dass sie in der Diskussion immer offen und ehrlich war und niemals hinterrück­s taktiert habe. „Mir tut’s einfach weh“, sagt Schwarz, der in ihr auch eine gute Freundin verliert. Mit ihrer direkten und humorvolle­n Art werde sie auf jeden Fall im Rat fehlen, sagt Schwarz. „Da wird ein Loch bleiben, auch wenn ihr Stuhl neu besetzt wird.“

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Archivfoto: Berthold Veh Mine Waltenberg­er Olbrich nach der Wahl zur Landratsst­ellvertret­erin 2014.

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