Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn Krampus und Percht über die Stränge schlagen
In Österreich gibt es immer wieder Verletzte – und jetzt auch sexuelle Übergriffe. Wie sieht es im Allgäu aus?
Wien Die aktuelle Meldung: „Nach einem Krampustreiben am Samstag im Bad Reichenhaller Ortsteil Marzoll soll es nach Angaben der Polizei zu sexuellen Übergriffen auf vier Besucherinnen gekommen sein. Offenbar betrunkene Mitglieder einer Krampus-Gruppe aus dem benachbarten Österreich hätten die jungen Frauen nach deren Aussagen auf die Ladefläche eines Anhängers gezogen und begrapscht.“Das berichtet die Es ist die neueste Eskalation eines ohnehin grenzüberschreitenden Problems …
Sie nennen sich „Bergteifl“, „Schluchtenteufl“, „Eisenfürsten“oder „Stollenknechte“. Zwischen dem St.-Martins-Tag und Dreikönig sind die Burschen mit schaurigen Fratzen in Österreich an fast jedem Wochenende auf irgendeinem Umzug unterwegs. Entweder als Furcht einflößende und rutenbewährte Begleiter des Nikolaus – als Krampus – oder als Percht, einer gruseligen Gestalt mutmaßlich heidnischer Tradition, die den Winter oder die Geister des Winters vertreiben soll. Perchten tragen wie ein Krampus auch Ruten und Peitschen aus Kuh- oder Pferdeschwänzen – und hauen damit zu. Die Zuschauer ernsthaft verletzen dürfen sie aber natürlich nicht. Doch das kommt leider immer wieder vor.
Seit dem Martinitag am 11. November finden überall in Österreich Perchten- und Krampusläufe statt. Doch schon in den ersten Tagen der diesjährigen Saison wurden allein in Kärnten mehr als zehn Verletzte registriert. Beim großen Lauf in Klagenfurt Ende November, an dem auch die „Wolferer“aus Bayern teilnahmen, wurden deshalb strenge Maßnahmen ergriffen: Teilnehmer mussten sich vorher Alko-Tests unterziehen, denn Alkohol ist als Krampus oder Percht verboten. Sie wurden registriert und mit Startnummern ausgestattet. Außerdem mussten Zuschauer hinter Absperrgittern bleiben. Ein großes Polizeiaufgebot mit Hundestaffel wirkte zudem auf manche einschüchternder als die Perchten selbst.
Viele Brauchtumsgruppen in Österreich fühlen sich dadurch ungerecht behandelt. Schauumzüge der Perchten sind ein eher neues Phänomen. Erst vor einigen Jahrzehnten haben Sport- und Burschenvereine begonnen, Umzüge zu organisieren, in denen sie ihre Kostüme und Masken präsentieren. Perchten- und Krampusumzüge werden zudem immer mehr vermischt und unterhalten auch Touristen.
Probleme, die sich daraus ergeben, sind kein rein österreichisches Phänomen. Auch im Allgäu gibt es immer wieder Ärger. So hatten etwa 2014 zwei Klausen beim Klausentreiben in Sonthofen eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder minutenlang mit Ruten geschlagen und sie dabei verletzt. Inzwischen ist man mancherorts dazu übergegangen, die Klausen zu nummerieren, um sie identifizieren zu können. Auch halten die Vereine ihre Klausen an, erst nach dem Lauf Alkohol zu konsumieren. Trotzdem kommt es immer wieder zu Problemen. Erst vergangenes Wochenende hatte ein Klaus auf einem Adventsmarkt in Blaichach ein neunjähriges Mädchen mit Rutenschlägen verletzt. Die Polizei ermittelt.