Mittelschwaebische Nachrichten

Eine besondere Art, Menschen zu helfen

Wie ein sozialer Dienst schwerkran­ken Patienten durch eine umfassende Betreuung rund um die Uhr hilft

- VON HANS BOSCH

Krumbach „Intensivme­dizinische Versorgung in häuslicher Umgebung“und das rund um die Uhr bietet seit wenigen Wochen die Kronenhof Intensivpf­lege GmbH im neuen Gesundheit­shaus in der KarlMantel-Straße.

Sechs Patienten, die alle wegen notwendige­r Langzeitbe­atmung oder eines Luftröhren­schnitts einer ständigen Pflege bedürfen, werden hier von speziell ausgebilde­ten Fachkräfte­n betreut. Einbezogen in ihre Versorgung sind die Angehörige­n, um den Kranken möglichst viel Privatsphä­re zu erhalten. Geschäftsf­ührerin Sabine Heberer, die vom Firmensitz Kempten aus mehrmals in der Woche nach Krumbach kommt, ist zufrieden: „Wir fühlen uns in dem neuen Gebäude schon ganz heimisch und das gilt auch für unsere Patienten.“

Über 400 Quadratmet­er im zweiten Stock hat das Unternehme­n für die neuartige Wohngemein­schaft angemietet. Als Erstnutzer konnten vom Bauherrn praktisch alle Wünsche und Bedürfniss­e berücksich­tigt werden und so entstanden sechs Einzelzimm­er, wobei immer zwei Patienten ein gemeinsame­s Bad benutzen. Die 24-stündige Individual- Betreuung gewährleis­ten zehn Intensivpf­legerinnen, von denen auch nachts mindestens zwei ständig anwesend sind.

Das Fachperson­al hat eine Ausbildung in Sozialarbe­it, Intensivme­dizin und Beatmungst­echnik absolviert und wird durch Therapeute­n der verschiede­nsten Fachrichtu­ngen wie Logo-, Ergo- und Physiother­apie unterstütz­t, die von heimischen Praxen kommen.

Anna Dietrich, Leiterin der Krumbacher Einrichtun­g ergänzt: „Wir arbeiten eng mit diesen zusammen und das gilt ebenso für die gute Kooperatio­n mit den Ärzten und dem Krankenhau­s.“

Wer kommt für eine solche außerklini­sche Intensivpf­lege infrage? Die Geschäftsf­ührerin und Fachkranke­nschwester Sabine Heberer: „Häufig betreuen wir komplexe neurologis­che Folgeerkra­nkungen wie Wachkoma, Querschnit­tslähmunge­n nach Unfällen, schwerste Erkrankung­en der Atmungsorg­ane und Schädel-HirnVerlet­zungen sowie nach Luftröhren­schnitt-Operatione­n.“In Krumbach werden die weiter erforderli­chen Reha-Maßnahmen fortgesetz­t, die vorher in Fachklinik­en wie dem Therapieze­ntrum Burgau oder einer ähnlichen Einrichtun­g in Neresheim erfolgten. Die Aufenthalt­sdauer orientiert sich am Heilungsfo­rtschritt und erfordert in der Regel eine weitere vier bis sechsmonat­ige Intensivpf­lege.

Der Patient oder dessen Angehörige mieten von Kronenhof für diese Zeit das Zimmer. Die entspreche­nde medizinisc­he Betreuung erfolgt in enger Zusammenar­beit mit dem jeweiligen Haus- oder Facharzt. Eingebunde­n in den Tagesablau­f werden nach Möglichkei­t die Familienmi­tglieder, die für das Essen und eine möglichst häusliche Umgebung sorgen.

In der Praxis heißt dies für Sabine Heberer: „Ein herkömmlic­her Pflegedien­st kann die Rundum-Versorgung zumeist wegen fehlender intensivme­dizinische­r Qualifikat­ion der Mitarbeite­r nicht gewährleis­ten und außerdem liegt dort der Schwerpunk­t bei der ambulanten häuslichen Krankenpfl­ege.“Hier liege die Schnittste­lle zwischen der Arbeit einer herkömmlic­hen Sozialstat­ion und einer klinischen Therapie in häuslicher Umgebung.

Was die Kosten betrifft, so werden diese für die Intensivpf­lege von den Krankenkas­sen übernommen. Die umfassende­re und deutlich intensiver­e Versorgung ist nach Aussage von Anna Dietrich deutlich günstiger als der Aufenthalt des Patienten in einer stationäre­n Einrichtun­g. Im Klartext: Die Zuzahlung kostet den Betroffene­n oder dessen Angehörige monatlich etwa 1500 Euro. Kostensenk­ungen seien durch die aktive Mitarbeit der Familienmi­tglieder drin.

Außerdem habe sich in Krumbach bereits ein kleiner Kreis ehrenamtli­ch tätiger Frauen um Gisela Weilbach aus Neuburg gebildet, der die Patienten zu Lesestunde­n, Singen und Gesprächen in den großzügig ausgestatt­eten Aufenthalt­sraum einlädt oder bei kleinen Ausfahrten mit dem Rollator begleitet.

Die Kronenhof Intensivpf­lege ist eine der ersten Einrichtun­gen dieser Art in Deutschlan­d. Gegründet wurde sie 2013 von Peter Schroeter, einem ausgebilde­ten Notfall- und Intensivme­diziner, in Kempten. Bis heute gibt es gleicharti­ge Einrichtun­gen wie in Krumbach in Buchloe, Erkheim, Bolsterlan­g und Augsburg-Göggingen. Die Geschäftsf­ührung obliegt inzwischen Sabine Heberer, die sich durchaus vorstellen kann, in Krumbach oder seinem Umland eine zweite Wohngemein­schaft einzuricht­en, denn „wir sind hier gut aufgenomme­n worden, fühlen uns wohl und der Bedarf ist vorhanden“.

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Foto: Hans Bosch Gut aufgehoben fühlt sich diese Patientin in der Obhut von Pflegeteam Leiterin Anna Dietrich und Kronenhof Geschäftsf­ührerin Sabine Heberer (rechts).

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