Mittelschwaebische Nachrichten
Eine besondere Art, Menschen zu helfen
Wie ein sozialer Dienst schwerkranken Patienten durch eine umfassende Betreuung rund um die Uhr hilft
Krumbach „Intensivmedizinische Versorgung in häuslicher Umgebung“und das rund um die Uhr bietet seit wenigen Wochen die Kronenhof Intensivpflege GmbH im neuen Gesundheitshaus in der KarlMantel-Straße.
Sechs Patienten, die alle wegen notwendiger Langzeitbeatmung oder eines Luftröhrenschnitts einer ständigen Pflege bedürfen, werden hier von speziell ausgebildeten Fachkräften betreut. Einbezogen in ihre Versorgung sind die Angehörigen, um den Kranken möglichst viel Privatsphäre zu erhalten. Geschäftsführerin Sabine Heberer, die vom Firmensitz Kempten aus mehrmals in der Woche nach Krumbach kommt, ist zufrieden: „Wir fühlen uns in dem neuen Gebäude schon ganz heimisch und das gilt auch für unsere Patienten.“
Über 400 Quadratmeter im zweiten Stock hat das Unternehmen für die neuartige Wohngemeinschaft angemietet. Als Erstnutzer konnten vom Bauherrn praktisch alle Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt werden und so entstanden sechs Einzelzimmer, wobei immer zwei Patienten ein gemeinsames Bad benutzen. Die 24-stündige Individual- Betreuung gewährleisten zehn Intensivpflegerinnen, von denen auch nachts mindestens zwei ständig anwesend sind.
Das Fachpersonal hat eine Ausbildung in Sozialarbeit, Intensivmedizin und Beatmungstechnik absolviert und wird durch Therapeuten der verschiedensten Fachrichtungen wie Logo-, Ergo- und Physiotherapie unterstützt, die von heimischen Praxen kommen.
Anna Dietrich, Leiterin der Krumbacher Einrichtung ergänzt: „Wir arbeiten eng mit diesen zusammen und das gilt ebenso für die gute Kooperation mit den Ärzten und dem Krankenhaus.“
Wer kommt für eine solche außerklinische Intensivpflege infrage? Die Geschäftsführerin und Fachkrankenschwester Sabine Heberer: „Häufig betreuen wir komplexe neurologische Folgeerkrankungen wie Wachkoma, Querschnittslähmungen nach Unfällen, schwerste Erkrankungen der Atmungsorgane und Schädel-HirnVerletzungen sowie nach Luftröhrenschnitt-Operationen.“In Krumbach werden die weiter erforderlichen Reha-Maßnahmen fortgesetzt, die vorher in Fachkliniken wie dem Therapiezentrum Burgau oder einer ähnlichen Einrichtung in Neresheim erfolgten. Die Aufenthaltsdauer orientiert sich am Heilungsfortschritt und erfordert in der Regel eine weitere vier bis sechsmonatige Intensivpflege.
Der Patient oder dessen Angehörige mieten von Kronenhof für diese Zeit das Zimmer. Die entsprechende medizinische Betreuung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Haus- oder Facharzt. Eingebunden in den Tagesablauf werden nach Möglichkeit die Familienmitglieder, die für das Essen und eine möglichst häusliche Umgebung sorgen.
In der Praxis heißt dies für Sabine Heberer: „Ein herkömmlicher Pflegedienst kann die Rundum-Versorgung zumeist wegen fehlender intensivmedizinischer Qualifikation der Mitarbeiter nicht gewährleisten und außerdem liegt dort der Schwerpunkt bei der ambulanten häuslichen Krankenpflege.“Hier liege die Schnittstelle zwischen der Arbeit einer herkömmlichen Sozialstation und einer klinischen Therapie in häuslicher Umgebung.
Was die Kosten betrifft, so werden diese für die Intensivpflege von den Krankenkassen übernommen. Die umfassendere und deutlich intensivere Versorgung ist nach Aussage von Anna Dietrich deutlich günstiger als der Aufenthalt des Patienten in einer stationären Einrichtung. Im Klartext: Die Zuzahlung kostet den Betroffenen oder dessen Angehörige monatlich etwa 1500 Euro. Kostensenkungen seien durch die aktive Mitarbeit der Familienmitglieder drin.
Außerdem habe sich in Krumbach bereits ein kleiner Kreis ehrenamtlich tätiger Frauen um Gisela Weilbach aus Neuburg gebildet, der die Patienten zu Lesestunden, Singen und Gesprächen in den großzügig ausgestatteten Aufenthaltsraum einlädt oder bei kleinen Ausfahrten mit dem Rollator begleitet.
Die Kronenhof Intensivpflege ist eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Gegründet wurde sie 2013 von Peter Schroeter, einem ausgebildeten Notfall- und Intensivmediziner, in Kempten. Bis heute gibt es gleichartige Einrichtungen wie in Krumbach in Buchloe, Erkheim, Bolsterlang und Augsburg-Göggingen. Die Geschäftsführung obliegt inzwischen Sabine Heberer, die sich durchaus vorstellen kann, in Krumbach oder seinem Umland eine zweite Wohngemeinschaft einzurichten, denn „wir sind hier gut aufgenommen worden, fühlen uns wohl und der Bedarf ist vorhanden“.