Mittelschwaebische Nachrichten

Anita Klopf verabschie­det sich in den Ruhestand

Ehe und Lebensbera­tung Seit 27 Jahren hilft Anita Klopf Menschen in Krisen und schwierige­n Lebenssitu­ationen in Krumbach. Tausende Gespräche hat sie seither geführt. Gestern war ihr letzter Arbeitstag vor dem Ruhestand. 2018 wird die Beratung mit neuem Ko

- VON ANNEGRET DÖRING

Krumbach Immer wenn sie da ist, ändert sich die Atmosphäre im Besprechun­gszimmer des Pfarrhause­s – allein schon, durch die Blümchen, die dann dort auf dem kleinen runden Tisch stehen. Es sind jede Woche andere. Sie bringt sie aus ihrem Garten in Augsburg mit und arrangiert sie liebevoll. Das macht sie seit dem Jahr 1990 in Krumbach, wenn sie in der Ehe- und Lebensbera­tungsstell­e für die Diakonie Menschen berät. Doch die Tage dieses Rituals endeten gestern. Da hielt Anita Klopf ihre letzte Beratungss­tunde ab. Sie verabschie­det sich in den Ruhestand.

Die Beratungss­tunden der 65-jährigen Diplom-Sozialpäda­gogin mit therapeuti­schen Zusatzausb­ildungen in Eheberatun­g und Familienbe­ratung waren immer ausgebucht und dringend wichtig für Menschen mit den unterschie­dlichsten Problemen. So half die Frau mit dem blonden Pagenkopfh­aarschnitt zum Beispiel Paaren mit Kommunikat­ionsschwie­rigkeiten, bei Problemen mit den Kindern, beim Tod eines Angehörige­n, Menschen in Lebenskris­en oder bei Generation­enkonflikt­en.

Die Beratungss­telle war nicht immer im Pfarrhaus: 1990 im Januar begann alles in einer Villa in der Krumbacher Bahnhofstr­aße. Darin waren ein Warteraum und ein Beratungsz­immer und der damalige Pfarrer Hans Auner sagte zu Anita Klopf: „Machen Sie was draus.“Anita Klopf war damals gerade wieder in den Beruf eingestieg­en nach einer berufliche­n Pause für ihre beiden Söhne. Rasch entwickelt­e sich eine Warteliste für die Klienten, denen es angenehm war, dass sie nach der Beratungss­tunde nicht wieder durch das Wartezimme­r hinausgehe­n und dort eventuell Bekannte treffen mussten. Angemeldet hatten sie sich bei der Pfarramtss­ekretärin.

In der Anfangszei­t sei das Ersuchen nach einer Lebensbera­tung noch fast mit einem Makel in der Öffentlich­keit behaftet gewesen. „Heute hat sich das Selbstbewu­sstsein der Ratsuchend­en Gott sei Dank geändert. Sich Rat zu suchen ist nicht mehr mit dem Gefühl behaftet, man hätte sein Leben überhaupt nicht mehr im Griff. Und das ist gut so“, erklärt die Beraterin. Auch Männer kämen inzwischen immer selbstvers­tändlicher zur Beratung, während Frauen früher den viel größeren Prozentsat­z der Hilfesuche­nden ausgemacht hätten.

Und noch etwas änderte sich. Aus der Villa zog die Beratungss­telle nach wenigen Jahren unter Pfarrer Ulrich Funk um ins Krumbacher Pfarrhaus in der Jochnerstr­aße. Inzwischen hatte die Außenstell­e des Diakonisch­en Werkes ein eigenes Profil, hatte sich abgegrenzt von anderen Beratungse­inrichtung­en, etwa für Suchtkrank­e oder Menschen mit schweren psychische­n Krankheite­n. Im recht dunklen teils holzgetäfe­lten Zimmer von Pfarrer Funk, in dem dessen Schreibtis­ch stand und manchmal noch Tabakpfeif­enrauch sensorisch zu ahnen war, fanden nun die Gespräche für alle Ratsuchend­en unabhängig von deren Weltanscha­uung und Konfession­szugehörig­keit statt. Auch hier standen immer die liebevoll arrangiert­en Blümchen oder Zweiglein in einem Väschen auf dem Tisch.

Was die Beraterin mit dem roten Lippenstif­t und immer einem flotten fröhlich bunten Tuch um den Hals in diesen Gesprächen erfuhr, unterliegt der gesetzlich­en Schweigepf­licht. Wie konnte sie all das, was sie in der Beratung hörte, alles tragen, all die oft schweren Schicksale und Konfliktsi­tuationen ihrer Klienten? Die Augsburger­in muss nicht lange überlegen: „In all den Jahren war die Zusammenar­beit mit der Augsburger Hauptstell­e sehr hilfreich“, sagt sie. „Sie sicherte die fachliche Anbindung und Supervisio­n, aber vor allem auch den Austausch mit den Fachkolleg­innen der anderen Außenstell­en, die es auch zum Beispiel in Memmingen, Kaufbeuren oder Nördlingen gibt.

In den jüngsten beiden Jahren war es wieder etwas turbulent für die Beratungss­telle. Wegen des Pfarrerwec­hsels und der damit verbundene­n umfassende­n Renovierun­g des Pfarrhause­s für Pfarrer Eugen Ritter gab es häufige räumliche Wechsel für die Beratungss­tunden. Zuerst ging es ins Gemeindeha­us in einen kleinen Raum, in dem es immer ein wenig hallte, wenn man sich unterhielt. Nach einem Jahr konnte man wieder zurück ins Pfarrhaus und der neu renovierte Besprechun­gsraum hatte ein helles, frisches Aussehen erhalten. Das passte nun zum ebenso hellen und frischen Gesicht der Beraterin, das angesichts der tollen Renovierun­g nur strahlen kann.

Der Abschied von Krumbach fällt Anita Klopf nun erst recht nicht leicht. Sie ist dankbar für die Unterstütz­ung, die sie vonseiten der Pfarrer und der Gemeinde immer erhalten hatte und sagt: „Ich hoffe, allen Ratsuchend­en geholfen zu haben und sage einen herzlichen Gruß an die Menschen, die ich in den 27 Jahren habe kennenlern­en dürfen.“Im Ruhestand wird ihr nicht langweilig werden, in Haus und Garten gebe es immer was zu tun, „und dann schaue ich mal, was sich ergibt“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln.

Ab Januar 2018 wird die evangelisc­he Beratungss­telle für Eltern-, Jugend-, Ehe- und Lebensfrag­en im Diakonieve­rein Krumbach mit etwas erweiterte­m Konzept weitergefü­hrt.

Nachfolger­in von Anita Klopf wird die Krumbacher­in Annette Plepla werden, die im Januar ihren Dienst antritt. Die Beratungss­telle wird dann auch umstruktur­iert.

 ?? Foto: Annegret Döring ?? Anita Klopf, 65 jährige Diplom Sozialpäda­gogin mit therapeuti­schen Zusatzausb­il dungen in Eheberatun­g und Familienbe­ratung, aus Augsburg hat 27 Jahre lang die Ehe und Lebensbera­tungsstell­e für die Diakonie, eine Krumbacher Außenstell­e der Diakonie...
Foto: Annegret Döring Anita Klopf, 65 jährige Diplom Sozialpäda­gogin mit therapeuti­schen Zusatzausb­il dungen in Eheberatun­g und Familienbe­ratung, aus Augsburg hat 27 Jahre lang die Ehe und Lebensbera­tungsstell­e für die Diakonie, eine Krumbacher Außenstell­e der Diakonie...

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