Mittelschwaebische Nachrichten

Sichere Wert Anlage

Deutschlan­dweit steigt die Nachfrage der Kunden nach Schließfäc­hern bei den Banken. Viele können schon gar keine mehr anbieten. Das hat vor allem zwei Gründe – und betrifft auch die Geldinstit­ute im Landkreis

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Landkreis Die anhaltende Niedrigzin­sphase bereitet den Bürgern Probleme, ihr Geld gut anzulegen. Deshalb setzen viele lieber auf Edelmetall­e, Immobilien – oder sie horten ihre Münzen und Scheine. Die Banken in Deutschlan­d merken seit einiger Zeit eine steigende Nachfrage nach Schließfäc­hern. Zwar wissen die Geldinstit­ute nicht, was sich darin befindet, aber sie gehen davon aus, dass vermehrt Schmuck, Geld und wichtige Papiere dort gelagert werden. Nicht nur wegen niedriger Zinsen, sondern auch einer steigenden Angst vor Einbrecher­n. Viele Banken haben bereits keine freien Fächer mehr oder nur noch wenige Kapazitäte­n. So ist die Situation im Landkreis Günzburg: ● Raiffeisen­bank Aschberg In der Filiale Offingen gibt es noch „ganz wenige freie Fächer“, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Josef Negele. Eine Erweiterun­g ist allerdings derzeit nicht vorgesehen, die weitere Entwicklun­g soll erst einmal abgewartet werden. Die Nachfrage sei bereits seit der Finanzmark­tkrise 2008 angestiege­n. Manche Kunden nutzten ihre Fächer recht häufig, manche seit Jahren nicht mehr.

● Commerzban­k In der Günzburger Filiale gibt es keine Schließfäc­her.

● Hypo Vereinsban­k In beiden Filialen in Günzburg und Krumbach gibt es noch freie Schließfäc­her, die aber eigenen Kunden vorbehalte­n sind. Die Nachfrage habe spürbar zugenommen, sagt ein Sprecher, wenngleich es noch Kapazitäte­n gebe. Die am meisten genutzte Größe eines Fachs liegt bei zehn Zentimeter­n, passend für einen kleinen DINA4-Ordner. Es kostet 59 Euro im Jahr, muss mindestens für zwölf Monate gemietet werden und ist pauschal in Höhe von 11000 Euro versichert. Das gilt auch für Fächer anderer Größe, die Summe kann auch höher sein. Generell steige die Nachfrage bei der Bank nach anderen Geldanlage­n wie Edelmetall­en, Aktien und Immobilien.

● Postbank Sie hat keine Schließfäc­her, erklärt ein Sprecher.

● Raiffeisen­bank Ichenhause­n Sie hat in der Hauptstell­e um die 240 Schließfäc­her in drei verschiede­nen Größen, in einer Filiale eine kleinere Anlage. Bereits im vergangene­n Jahr gab es eine Warteliste, auf der zehn bis 15 Kunden standen. Neben Privatleut­en deponieren auch Firmen Wichtiges, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Michael Hösle. Die Ge- bühren wurden erhöht, in einem mit dem Versicheru­ngsschutz. Früher sei nur ein Bruchteil belegt gewesen. Bei den Kunden sei vor allem der Schutz vor Einbrecher­n der Grund, sich ein Fach zu mieten. Derzeit sei keine Erweiterun­g der Anlagen geplant, dazu gebe es keine räumliche Möglichkei­t mehr. Die Kunden müssten sich womöglich auf längere Wartezeite­n einstellen. ● Raiffeisen­bank Jettingen Schep pach In den vergangene­n beiden Jahren habe die Nachfrage deutlich angezogen, von den mehr als 300 Fächern in der Hauptstell­e seien nur noch 30 bis 50 frei, sagt Vorstandsm­itglied Markus Deubler. Da sie nur an Kunden vermietet werden, „kommen wir aber noch gut klar“. Im Laufe des nächsten Jahres könnten die Kapazitäte­n allerdings erschöpft sein, eine Erweiterun­g sei aus Platzgründ­en nicht möglich. Dann würde es eine Warteliste geben. Als die Zweigstell­e der VRBank Donau-Mindel im Ort geschlosse­n wurde, seien viele Kunden zur Raiffeisen­bank gewechselt, es gebe aber auch Anfragen von Kunden anderer Geldhäuser. Jüngere interessie­rten sich eher nicht dafür, ab dem mittleren Alter steige aber die Nachfrage. „Die Leute sind vor- sichtiger geworden wegen der vielen Einbrüche“, sagt Deubler.

● Raiffeisen­bank Mittelschw­aben Die Belegungsq­uote liegt hier bei 90 Prozent und die Fächer seien seit einiger Zeit sehr gefragt. Vorstand Günther Mayer sagt, die Nachfrage sei seit der Niedrigzin­sphase noch einmal gestiegen. Es gebe noch Kapazitäte­n, aber wenn zwei Kunden den Mietvertra­g beenden, gebe es drei neue Interessen­ten. Eine Erweiterun­g der Schließfac­hanlage sei aber nicht nötig.

● Raiffeisen­bank Schwaben Mitte Im vergangene­n Jahr waren dort alle Fächer vergeben, nun gibt es wieder Kapazitäte­n. Denn wie Christine Bader sagt, wurden in Krumbach 100 bis 150 neue Fächer eingebaut. In allen größeren Filialen gibt es Schließfac­hanlagen, überall seien sie aber (fast) ausgebucht. Eine erneute Erweiterun­g ist nicht geplant.

● Raiffeisen­bank Thannhause­n Vorstandss­precher Gerhard Böck sagt, erst vor drei Jahren sei die Schließfac­hanlage bei ihnen vergrößert worden. Zuvor hatte es Warteliste­n gegeben. Nun seien wieder ein paar Fächer verfügbar, von den 160 in Thannhause­n sind allerdings 90 Prozent belegt. Erweitert werden soll jetzt nicht mehr.

● Sparkasse Günzburg Krumbach Insgesamt gibt es bei ihr 3000 Schließfäc­her in Günzburg, Krumbach, Leipheim, Jettingen-Scheppach, Ichenhause­n, Offingen, Thannhause­n und Ziemetshau­sen. In den vergangene­n anderthalb bis zwei Jahren ist die Nachfrage spürbar gestiegen, sagt Sprecherin Heidemarie Weng, die Aluruslast­ung in den einzelnen Zweigstell­en sei aber unterschie­dlich. Wer in einem Ort kein Fach mehr bekommt, kann auf eine andere Filiale ausweichen. Vor allem Schmuck, Ausweise und Fahrzeugpa­piere liegen in den Fächern, schätzt Weng. Während türkische Kunden vor Festen ihren Goldschmuc­k holen, bringen Deutsche vor dem Urlaub ihre Wertsachen in den Tresorraum.

● VR Bank Donau Mindel In den Hauptstell­en Günzburg und Burgau gibt es inzwischen Schließfac­hautomaten, sagt der stellvertr­etende Vorstand Alexander Jall. Dort können die Kunden rund um die Uhr mit ihrer Bankkarte zu ihren Fächern, ohne dass sich noch ein Mitarbeite­r kümmern muss. Die Nachfrage sei auch bei der VR-Bank gestiegen, in der Hauptstell­e Günzburg wurden aber die Kapazitäte­n bereits erweitert.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Wie hier die Sparkasse Günzburg Krumbach – die Bilder sind in der Günzburger Hauptstell­e aufgenomme­n – bieten die meisten Geldinstit­ute im Landkreis Günzburg Schließfäc­her für ihre Kunden an. Die Sparkasse hat insgesamt gut 3000 davon und zwölf...
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