Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn man mit der Seele hört

Das traditione­lle Adventssin­gen in Ziemetshau­sen stimmte einfühlsam auf das Weihnachts­fest ein

- VON PETER VOH

Ziemetshau­sen Traditione­ll war das Adventssin­gen in der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul am Abend des 3. Advents wieder sehr gut besetzt. Das Turmbläser­ensemble Altstetter hatte die Besucher vor der Kirche bereits mit adventlich­en Klängen empfangen. Mit dem Bozener Wiegenjodl­er eröffneten sie dann sogleich vom Altarraum aus das diesjährig­e Adventssin­gen. Moderatori­n Gerlinde Flödl wollte die Veranstalt­ung nicht als Konzert, sondern mehr als Andacht, als innere Einkehr betrachtet wissen. So wünschte sie den Gästen ein inniges Hören mit der Seele. „Jetzt fangen wir zum Singen an“verkündete der Chor der Chorgemein­schaft mit hellen Frauenstim­men. Das Klarinette­nquartett der Musikverei­nigung schloss sich mit dem „Marcia di Bonaparte“an, ehe sich die Saitenmusi­k Kronwitter mit Hackbrett, Zither und Ziehharmon­ika erstmals mit einschmeic­helnden Soli zu Gehör brachte. Zur Vorweihnac­htszeit bat Gerlinde Flödl zu bedenken, dass Christen sich leichter tun, auch in Zeiten von Not oder Unzufriede­nheit den Schöpfer um Hilfe zu bitten. Der Frauenchor tat das mit „O tauet ihr Himmel“für alle im Raum Versammelt­en. Süße, alpenländi­sche Klänge kommen darauf von Hackbrett, Zither und Harfe. Trompeten- und Posaunenkl­änge, „Inmitten der Nacht“mit sanftem Ausklang endend, schallen dann durch das Kirchensch­iff.

Maria ging ihren manchmal sicherlich beschwerli­chen Weg mit Vertrauen und Hoffnung. Mit „Maria ging übers Gebirge“widmete ihr der Chor ein Loblied, „Cantabile“spielten die Klarinette­n mit leicht tänzelnden Akkorden. Manchmal hilft schon ein kurzes Innehalten, so die Moderatori­n, um zu sich selbst zu finden, um die Präsenz Gottes zu spüren. Haben wir Angst vor Gottes Willen? „Fürchte dich nicht“, das gelte für uns wie damals für Maria, als ihr Erzengel Gabriel die Mutterscha­ft mit Jesu verkündigt­e. „Der Engel hat aus Gottes Macht ...“intoniert der Frauenchor inbrünstig, „Gegrüßet seist du Maria“lässt das Turmbläser­ensemble mit warmen Tönen aus dem Hintergrun­d hören. Die Hirten durften die Geburt Christi, des Erlösers der Menschheit, als Erste wahrnehmen. Ganz einfache Leute konnten das göttliche Licht erkennen. „O selige Nacht, in himmlische­r Pracht“pries der Chor, Gitarre und Hackbrett folgten der ganz leise und dennoch freudig klingenden diatonisch­en Harmonika. Der Chor forderte die Hirten auf, das Kindelein zu grüßen und sang „Kommt auch ihr Engel vom Himmel zu Bethlehems Stall“. Posaunen und Trompeten brachten fröhliche, jubilieren­de Klänge, die Klarinette­n antwortete­n mit dem schmeichel­nden „Bauernmars­ch“.

Bei einem Fest wie Weihnachte­n werden unsere Sinne angesproch­en – Hören und Sehen. Mit der Seele erahnen wir eine Kraft, die über allem steht, der wir uns öffnen dürfen, es ist die Liebe Gottes. So singt der Chor „Zu Bethlehem überm Stall“und mit jubilieren­den Tönen „Es blühen die Maien, es singt die schöne Nachtigall“. „Ich steh´ an deiner Krippen hier“berichten die Turmbläser mit getragenem Spiel, „Zu Bethlehem geboren“singt der gesamte Chor mit dem sich wiederhole­nden in dulci jubilo, die Klarinette­n glänzen mit einem dezenten „Tanz aus der Steiermark“. Das Kind ist geboren, „Schlaf Jesulein süß“bittet der Frauenchor und die Klarinette­n spielen es mit einem andächtige­n und getragen gespielten „Mozart-Menuett“in den Schlaf.

Stimmungsv­oll piano stimmt der gemischte Chor den „Lengenwang­er“an, die Moderatori­n, vom Chor im Hintergrun­d bei ihren Abschiedsw­orten begleitet, wünscht den Zuhörern ein leichtes, freudvolle­s Leben für die anstehende Zeit und Geborgenhe­it in der Obhut und Fürsorge Gottes. Beim Schlussstü­ck der Stubenmusi­k kann man spüren, dass Freude in der Luft, im Raum des Gotteshaus­es liegt. So kann Pfarrer Bernhard Endres den Versammelt­en Gottes Segen erteilen, bevor nach altem Brauch beim Adventssin­gen der Frauendrei­gesang den Andachtsjo­dler anstimmt. Der gesamte Chor stimmt mit ein und letztlich fordert der wiederum umsichtig leitende Dirigent Wolfgang Flödl die Besucher auf, mitzusinge­n. Mit diesem finalen Höhepunkt endet ein Adventssin­gen, das von Wolfgang Flödl und der Chorgemein­schaft in großartige­r Form zusammenge­stellt und dargeboten wurde. Lang anhaltende­r Beifall war der verdiente Lohn für eine innige vorweihnac­htliche Stunde.

 ?? Foto: Peter Voh ?? Das Turmbläser­ensemble Altstetter begeistert­e die Zuhörer des Adventssin­gens mit herrlichen Trompeten und Posaunenkl­ängen aus dem Altarraum.
Foto: Peter Voh Das Turmbläser­ensemble Altstetter begeistert­e die Zuhörer des Adventssin­gens mit herrlichen Trompeten und Posaunenkl­ängen aus dem Altarraum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany