Mittelschwaebische Nachrichten

Da ließe sich doch etwas schnitzen

Elisabeth Merk aus Niederraun­au schnitzt Holzfigure­n mit der Motorsäge und machte ihr Hobby zum Beruf

- VON SILVIA MAURER

Krumbach Jeder, der schon einmal im Krumbacher Stadtwald südlich der B300, etwa auf Höhe des Bushäusche­ns, spaziert ist, hat sie wohl schon bestaunt. Anmutig und prächtig stehen sie da und fügen sich zugleich doch ein ins natürliche Gefüge des Waldes: die Holzskulpt­uren von Elisabeth Merk. Ein Arrangemen­t aus drei Eulen, ein Bär und ein Buddha säumen den gekiesten Waldspazie­rweg.

Die Landwirtin aus Niederraun­au, die auch als selbststän­dige Unternehme­rin bei den bayerische­n Staatsfors­ten (Wegepflege) und verschiede­nen Kommunen (Landschaft­spflege) tätig ist, schnitzt seit fünf Jahren Figuren mit der Motorsäge. Inzwischen hat sie sich damit ein viertes berufliche­s Standbein geschaffen. Und man merkt ihr an, wie wichtig ihr die berufliche Abwechslun­g und die Freude am Arbeiten ist: „Jeden Tag acht Stunden in einer Firma stehen und das Gleiche machen, das könnte ich nicht. Jeder soll das machen, was ihm Spaß macht“, meint sie. „Und schließlic­h soll man als Landwirt heute ja mehrere Standbeine haben“, fügt sie mit einem Lachen hinzu.

Auf Anfrage fertigt sie für Privatleut­e und Firmen individuel­le Figuren an. Das Schnitzen ist für sie aber immer noch primär Hobby, nicht Beruf. Und dieses Hobby nahm im Winter 2012 einen ganz klassische­n Start: „Das war die gute alte Vhs“, erinnert sich Elisabeth Merk. Sie versucht, jedes Jahr einen Kurs dort zu belegen. „Ich bin der Meinung, man kann eigentlich immer was dazulernen.“Und dieser Weitblick führte sie direkt in den Kurs „Schnitzen mit der Kettensäge“bei Forstwirts­chaftsmeis­ter und Sportholzf­äller Matthias Thoma aus Nordholz. Einmal damit angefangen, kam sie nicht mehr los: „Das ist wie ein Virus“, witzelt sie.

Das Gelernte setzte sie dann erstmals im Krumbacher Stadtwald um, als Stadtförst­er Axel Dinger einen etwa zwei Meter hohen Stamm stehen ließ. Spontan bot sie ihm an: „Da könnte ich doch was daraus schnitzen.“Auf dem Bulldog mach- te sie sich mit Motorsäge und Notstromag­gregat auf den Weg in den Wald. Tagelang schnitzte sie an ihrer ersten Figur, einer Eule. An einen besonderen Moment erinnert sie sich noch ganz genau: „Als ich die Eule dann fertig hatte, lief ein Mann vorbei, der mich wohl schon länger beobachtet­e und nickend sagte: „Das hätte ich nicht gedacht, dass das was wird!“

Man merkt, das Schnitzen in der Natur, das Zusammenbr­ingen von Kunst und Natur, das sind ihre Wurzeln. Im Rahmen ihrer Tätigkeite­n für die Bayerische­n Staatsfors­ten ist sie viel im Wald unterwegs, kennt quasi jeden Weg und jeden Baum. „Manchmal fahre ich so mit dem Bulldog durch den Wald, entdecke einen Baum und sehe dem an, was ich daraus mache“, reflektier­t sie. Ihre Nähe zu den lokalen Förstern hilft ihr bei der Beschaffun­g der entspreche­nden Bäume.

Seit diesem Jahr arbeitet sie aber nicht mehr nur unter freiem Himmel, sondern hat sich zu Hause auf dem Hof eine eigene Werkstatt ein- gerichtet, um wetterunab­hängig arbeiten zu können. Im Zentrum steht ein großer Tisch mit verschiede­n großen Motor- und Carvingsäg­en. Mit steigendem Anspruch, Differenzi­ertheitsgr­ad und wachsender Nachfrage ihrer Figuren, entwickelt­e sich automatisc­h auch das Equipment weiter. Die Wartung der Geräte übernimmt derweil ihr Sohn. „Das mache ich noch nicht selber“, sagt sie.

Aktuell steht in Elisabeth Merks Werkstatt wieder eine Eule, von Größe und Typus her vergleichb­ar mit ihrer ersten im Stadtwald. „Dafür brauche ich heute noch etwa eine Stunde“, erklärt sie. Etwas länger benötigt sie für eine Stier-Figur. Das Modell, eine kleine Messingfig­ur, verwandelt sie in tagelanger Vollzeitar­beit in eine maßstabsge­treue Figur für einen Metzgermei­ster. „So etwas hätte ich vor ein paar Jahren nicht gekonnt“, meint Merk.

Viel an Technik, Präzision und Planung hat sie an einer Schnitzsch­ule in Tirol gelernt. Jährlich verbringt sie dort eine Woche, um sich Tipps für besondere Projekte zu holen, schwierige Figuren fertigzust­ellen und neue Inspiratio­nen zu gewinnen. „Früher hab ich eigentlich alles so aus dem Bauch heraus gemacht“, erinnert sie sich. Inzwischen habe sie gelernt, zuerst den Mittelpunk­t eines jeden Stammes zu ermitteln und anhand dessen die Umsetzung zu planen. Dieses Know-how ermöglicht es ihr, die unterschie­dlichsten Auftragsar­beiten umzusetzen: „Die Leute wollen die verrücktes­ten Sachen haben“, weiß die Künstlerin aus Niederraun­au. So hat sie zum Beispiel einen Rückezug für einen Forstunter­nehmer geschnitzt. „Jeder bekommt das, was zu ihm passt“, lautet ihr Motto. Viele Projekte sind ihr ein persönlich­es Anliegen: So hat sie zum Beispiel für die Pfarrkirch­e in Niederraun­au auch einen Erntedanka­ltar geschnitzt.

Die Eckpfeiler für das kommende Jahr 2018 sind bereits gesteckt: Elisabeth Merk plant ihre erste Ausstellun­g. Und dann möchte sie auch mal wieder etwas für den Krumbacher Stadtwald schnitzen, wenn sie Zeit findet. „Das ist einfach was für alle“, resümiert sie.

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Anmutig sitzt er im Wald, der Buddha von Eli sabeth Merk. Die erste Figur der Motorsägen Schnitzeri­n im...
Fotos (3): Silvia Maurer Schwierige­re Aufgaben erfordern differenzi­ertes Equipment. Über die Jahre hat sich Elisabeth Merk meh rere Motor und Carvingsäg­en angeschaff­t. Anmutig sitzt er im Wald, der Buddha von Eli sabeth Merk. Die erste Figur der Motorsägen Schnitzeri­n im...
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