Mittelschwaebische Nachrichten
Es zählt nicht nur das, was auf den Tisch kommt
Muss es immer das Teuerste sein zum Fest? Geht es auch bescheidener? Was Pater Alois Schlachter wichtig ist und wie die Missionare vom kostbaren Blut in Baumgärtle feiern
Baumgärtle Der Luxus an den Weihnachtsfeiertagen wird gefühlt immer mehr und mehr. Vor allem wenn man der Werbung im TV und auf Papier Glauben schenkt. Doch Pater Alois Schlachter will nicht, dass die Leute darauf verzichten, zu feiern: „Weihnachten ist schließlich ein Fest, das auch wir Priester und Ordensleute gebührend feiern.“
Wie das Festmahl dabei bei den Einzelnen aussehe, das sei ihm eigentlich egal. Er würde es aber begrüßen, wenn die Produkte aus fairem Handel stammten oder von regionalen Produzenten. Schließlich wären gerechte Lebensmittelpreise auch eine Möglichkeit, sich mit den Herstellern der Lebensmittel solidarisch zu zeigen. „Wer viel Zeit und Aufwand auf diese Festtagsmenüs legt und noch dazu viel Geld ausgibt, der könnte doch darauf achten“, meint der Pfarrer.
Vor Jahren war der Unterschied zwischen dem Advent und den Feiertagen aber noch stärker sichtbar. „Schließlich fasteten die Leute vor Weihnachten ebenso wie vor Ostern“, erklärt der Pater aus Baumgärtle. Früher war das Miteinander von Fasten und Festen noch deutlicher. Zu St. Martin am 11. November gab es noch mal einen fetten Gänsebraten und dann verzichtete man auf Süßes und Fleisch bis zum Heiligen Abend. Das hieß auch, dass keine Plätzchen bereits im Advent gegessen werden. Und der Glühwein am Weihnachtsmarkt fiele auch weg.
Sich aber hinzustellen und den Leuten vorzuschreiben, ihre Festtage bescheidener zu gestalten, findet Schlachter schwierig. „Ich finde nicht, dass die Kirche ständig als Moralagentur dienen soll, weil ich den Leuten nicht den Spaß am Leben nehmen will“, meint er. Was ihm wichtiger scheint bei einem Festmahl, ist nicht, was auf dem Tisch stehe, sondern wer mit am Tisch sitze. „Habe ich die Menschen um mich herum noch im Blick? Oder gibt es bei den Feiernden die Bereitschaft, zu teilen? Wäre ich bereit, anderen von meiner Mahlzeit abzugeben?“Das sind die Fragen, die er sich dabei stelle, zählt Alois Schlachter auf. Alles in allem wäre es schön, wenn der Grundgedanke des Weihnachtsfestes bei jedem zu Hause noch vorkommen würde. Jesus als Geschenk, Jesus als Zeichen der Nächstenliebe. „Wenn diese Vorstellung der Liebe und Nächstenliebe ein Teil des Weihnachtsfestes ist, dann denke ich, dass schon viel gewonnen ist.“Auch wäre es schön, wenn man am Heiligen Abend dankbar sei, für alles, was man habe und bekomme. Auch wenn dies eine Sache sei, die viele Menschen erst wieder üben müssten.
Im Kloster zum Beispiel wird der Heilige Abend ebenfalls mit einem großen Essen gefeiert. Es wird an diesem Tag Karpfen geben, den ein Gast des Hauses besorgt hat: Die Oberin der beiden Schwestern aus Polen, die zu Besuch ist. „Der Karpfen gehört dort zu Heilig Abend unbedingt dazu.“Doch Geschenke machen sich die Ordensleute in Baumgärtle keine. „Wozu? Wir haben alles, was wir brauchen. Das haben wir schon lange abgeschafft“, berichtet Schlachter. Und nach der gemeinsamen Mahlzeit geht es für die meisten Priester ja gleich weiter in die umliegenden Pfarrgemeinden. Dort feiern sie die Christmetten. „Der Heilige Abend ist für uns also eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag“, meint der Pater und schmunzelt. Sogar ein sehr langer Tag, denn Pater Schlachter erzählt, dass in der Wallfahrtskirche Maria Baumgärtle an der jahrzehntelangen Tradition festgehalten wird und die Christmette pünktlich um Mitternacht beginnt.