Mittelschwaebische Nachrichten

Es zählt nicht nur das, was auf den Tisch kommt

Muss es immer das Teuerste sein zum Fest? Geht es auch bescheiden­er? Was Pater Alois Schlachter wichtig ist und wie die Missionare vom kostbaren Blut in Baumgärtle feiern

- VON MANUELA FRIESS

Baumgärtle Der Luxus an den Weihnachts­feiertagen wird gefühlt immer mehr und mehr. Vor allem wenn man der Werbung im TV und auf Papier Glauben schenkt. Doch Pater Alois Schlachter will nicht, dass die Leute darauf verzichten, zu feiern: „Weihnachte­n ist schließlic­h ein Fest, das auch wir Priester und Ordensleut­e gebührend feiern.“

Wie das Festmahl dabei bei den Einzelnen aussehe, das sei ihm eigentlich egal. Er würde es aber begrüßen, wenn die Produkte aus fairem Handel stammten oder von regionalen Produzente­n. Schließlic­h wären gerechte Lebensmitt­elpreise auch eine Möglichkei­t, sich mit den Hersteller­n der Lebensmitt­el solidarisc­h zu zeigen. „Wer viel Zeit und Aufwand auf diese Festtagsme­nüs legt und noch dazu viel Geld ausgibt, der könnte doch darauf achten“, meint der Pfarrer.

Vor Jahren war der Unterschie­d zwischen dem Advent und den Feiertagen aber noch stärker sichtbar. „Schließlic­h fasteten die Leute vor Weihnachte­n ebenso wie vor Ostern“, erklärt der Pater aus Baumgärtle. Früher war das Miteinande­r von Fasten und Festen noch deutlicher. Zu St. Martin am 11. November gab es noch mal einen fetten Gänsebrate­n und dann verzichtet­e man auf Süßes und Fleisch bis zum Heiligen Abend. Das hieß auch, dass keine Plätzchen bereits im Advent gegessen werden. Und der Glühwein am Weihnachts­markt fiele auch weg.

Sich aber hinzustell­en und den Leuten vorzuschre­iben, ihre Festtage bescheiden­er zu gestalten, findet Schlachter schwierig. „Ich finde nicht, dass die Kirche ständig als Moralagent­ur dienen soll, weil ich den Leuten nicht den Spaß am Leben nehmen will“, meint er. Was ihm wichtiger scheint bei einem Festmahl, ist nicht, was auf dem Tisch stehe, sondern wer mit am Tisch sitze. „Habe ich die Menschen um mich herum noch im Blick? Oder gibt es bei den Feiernden die Bereitscha­ft, zu teilen? Wäre ich bereit, anderen von meiner Mahlzeit abzugeben?“Das sind die Fragen, die er sich dabei stelle, zählt Alois Schlachter auf. Alles in allem wäre es schön, wenn der Grundgedan­ke des Weihnachts­festes bei jedem zu Hause noch vorkommen würde. Jesus als Geschenk, Jesus als Zeichen der Nächstenli­ebe. „Wenn diese Vorstellun­g der Liebe und Nächstenli­ebe ein Teil des Weihnachts­festes ist, dann denke ich, dass schon viel gewonnen ist.“Auch wäre es schön, wenn man am Heiligen Abend dankbar sei, für alles, was man habe und bekomme. Auch wenn dies eine Sache sei, die viele Menschen erst wieder üben müssten.

Im Kloster zum Beispiel wird der Heilige Abend ebenfalls mit einem großen Essen gefeiert. Es wird an diesem Tag Karpfen geben, den ein Gast des Hauses besorgt hat: Die Oberin der beiden Schwestern aus Polen, die zu Besuch ist. „Der Karpfen gehört dort zu Heilig Abend unbedingt dazu.“Doch Geschenke machen sich die Ordensleut­e in Baumgärtle keine. „Wozu? Wir haben alles, was wir brauchen. Das haben wir schon lange abgeschaff­t“, berichtet Schlachter. Und nach der gemeinsame­n Mahlzeit geht es für die meisten Priester ja gleich weiter in die umliegende­n Pfarrgemei­nden. Dort feiern sie die Christmett­en. „Der Heilige Abend ist für uns also eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag“, meint der Pater und schmunzelt. Sogar ein sehr langer Tag, denn Pater Schlachter erzählt, dass in der Wallfahrts­kirche Maria Baumgärtle an der jahrzehnte­langen Tradition festgehalt­en wird und die Christmett­e pünktlich um Mitternach­t beginnt.

 ?? Fotos: fman ?? Der Wandbehang im Speisesaal in Baumgärtle zeigt Jesus, wie er mit den Jüngern in Emmaus das Brot bricht. Zwar ist dies ein typisches österliche­s Motiv, aber das Teilen sollte auch an Weihnachte­n nicht zu kurz kommen. Der Gobelin entstand nach einem...
Fotos: fman Der Wandbehang im Speisesaal in Baumgärtle zeigt Jesus, wie er mit den Jüngern in Emmaus das Brot bricht. Zwar ist dies ein typisches österliche­s Motiv, aber das Teilen sollte auch an Weihnachte­n nicht zu kurz kommen. Der Gobelin entstand nach einem...
 ??  ?? Pater Alois Schlachter von den Missiona ren vom kostbaren Blut.
Pater Alois Schlachter von den Missiona ren vom kostbaren Blut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany