Mittelschwaebische Nachrichten
Schritt für Schritt ein „Jahrhundertprojekt“umsetzen
Die Dimension dieses Mammutvorhabens zeichnet sich bislang allenfalls in Umrissen ab. Auf welche Fördermöglichkeiten der Bürgermeister hofft
Krumbach Eine Art „Jahrhundertprojekt“: Vielleicht könnte man die Neugestaltung des Schul- und Sportzentrums in Krumbach tatsächlich so bezeichnen. Beteiligt sind nicht nur die Stadt Krumbach, sondern auch umliegende Gemeinden und der Landkreis. In der öffentlichen Debatte steht immer wieder die Frage nach dem Zeitplan im Raum. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer, dass eine Prognose bezüglich des Zeitplans schlichtweg unseriös wäre. Ziel sei es, im Herbst 2020 mit dem Neubau des Hallenbades zu beginnen. Parallel dazu soll die benachbarte Mehrzweckhalle (mit eine Kapazität für 800 Personen) neu gebaut werden. Fischer rechnet damit, dass diese Arbeiten sich über zwei Winter hinziehen könnten und dann im Jahr 2022 zum Abschluss kommen könnten. Danach steht mit der Sanierung der Mittelschule und der Realschule der nächste dicke Brocken an. Wie lange dauert das, wie viel wird es kosten? Für das Schul- und Sportzentrum stand zuletzt immer wieder eine Gesamtgrößenordnung von rund 50 Millionen Euro im Raum. Aber Fischer betont: Es gebe bislang keine konkrete Planung für die Sanierung der Schulen, völlig unklar sei, wie sich die Wirtschaft, die Konjunktur, die Zinsen entwickeln. „Wir können das alles nur Schritt für Schritt machen. Diese Vorgehensweise hat sich in der Vergangenheit immer bewährt“, sagt der Krumbacher Rathauschef. Auf die halb ernsthaft halb im Scherz in den Raum gestellte Frage, ob denn bis zum Jahr 2030 alles zu schaffen sei, antwortet der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern: Ja, bis dahin sollte es dann schon geschafft sein. Um sogleich noch einmal hervorzuheben, dass es unseriös wäre, eine konkrete Jahreszahl zu nennen.
Das Schul- und Sportzentrum in Krumbach war im Jahr 1979 in Betrieb gegangen. Vor allem das Hallenbad mit seiner sehenswerten Glaskonstruktion gilt als ein architektonischer Höhepunkt in der Region.
Rein äußerlich sieht das Bad nach wie vor recht gut aus. Gutachter bescheinigten der Stadt immer wieder eine sehr gute Pflege der Anlage. Doch das Bad ist in seiner Grundsubstanz offensichtlich in die Jahre gekommen. Die Verantwortlichen der Stadt haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es mit der Technik zunehmende Probleme gebe und die Stadt um eine Generalsanierung oder einen Neubau nicht herumkomme. Nach jahrelanger Diskussion entschied sich der Stadtrat vor Kurzem für den Neubau des Hallenbades in einer familienoptimierten Form berichteten). Demnach soll das zentrale Becken in einer Größe von 25 auf 12,5 Meter erhalten bleiben. In ein erweitertes „Lehrschwimmbecken“könnten auch Nacken- und Massagedüsen eingebaut werden. Für den Badneubau muss nun eine konkrete Planung erstellt werden. Im kommenden Frühjahr könnte der Neubau des Bades dann wieder Thema im Rat sein. Vorgesehen ist ein Kostenrahmen von rund zehn Millionen Euro. Welche Fördermöglichkeiten gibt es für den Badneubau? Vor Kurzem machte dies der CSUKreisverband beim Parteitag in Nürnberg zum Thema. Auf Initiative des Günzburger Kreisverbandes hat der CSU-Parteitag die Landtagsfraktion einstimmig aufgefordert, Hallenbäder über den Schulsport hinaus wieder ins Förderprogramm aufzunehmen. Fischer begrüßt diese Initiative. Hallenbäder seien über den klassischen Schwimmunterricht hinaus von großer Bedeutung. Er hofft, dass es ein klar strukturiertes, einfach umsetzbares Förderprogramm gibt, das auch für den Neubau des Krumbacher Bades vorteilhaft ist.
Das haben wir vor 40 Jahren geschafft, dann muss es doch auch jetzt zu schaffen sein: Solche und ähnliche Sätze sind immer wieder zu hören, wenn über einen Neubau des Krumbacher Hallenbades debattiert wird. Doch die inzwischen jahrelangen Diskussionen machen deutlich, dass die Sache mit dem Neubau ein bisschen schwieriger ist als in den 70er Jahren.
Dabei ist die wirtschaftliche Ausgangslage durchaus vergleichbar. In den frühen 70er-Jahren erlebte das Land noch die Endphase des „Wirtschaftswunders“der Nachkriegszeit, entsprechend großzügig konnten auch die Planungen für kommunale Bauten ausfallen. Und heute? Es ist trotz aller weltweiten Turbulenzen ein bemerkenswert langer Aufschwung. Die Steuereinnahmen sprudeln, die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll.
Also alles wie damals? Mitnichten. Denn in den gesellschaftlichen Strukturen ist der Unterschied zu den 70er-Jahren geradezu eklatant. In dem, was wir gerne als „sozialen Bereich“umschreiben, ist der Staat auf allen Ebenen – von der Kommune bis zum Bund – heute weit mehr gefordert als damals. Stichworte wie Kita-Plätze, Ganztagesbetreuungsangebote an Schulen und zahlreiche weitere Angebote für Familien deuten dies an. Allein Krumbach hat in den vergangenen Jahren Millionenbeträge in neue Kita-Plätze investiert und angesichts des wachsenden Bedarfs muss die Stadt ihre Kapazitäten weiter ausweiten. Das gesamte Aufgabenspektrum einer Kommune ist gegenüber den 70er-Jahren demnach deutlich größer geworden.
Dass aber Hallenbäder keineswegs „Luxus“sind, wird von der Politik zunehmend erkannt. Die jüngste Initiative des CSU-Kreisverbandes, Hallenbäder über den Schulsport hinaus wieder in die staatliche Förderung aufzunehmen, steht für eine Trendwende. Krumbach könnte von diesem Umdenken profitieren. Es wäre für die Stadt und die Region gleichermaßen ein schönes Signal.