Mittelschwaebische Nachrichten

Schritt für Schritt ein „Jahrhunder­tprojekt“umsetzen

Die Dimension dieses Mammutvorh­abens zeichnet sich bislang allenfalls in Umrissen ab. Auf welche Fördermögl­ichkeiten der Bürgermeis­ter hofft

- VON PETER BAUER

Krumbach Eine Art „Jahrhunder­tprojekt“: Vielleicht könnte man die Neugestalt­ung des Schul- und Sportzentr­ums in Krumbach tatsächlic­h so bezeichnen. Beteiligt sind nicht nur die Stadt Krumbach, sondern auch umliegende Gemeinden und der Landkreis. In der öffentlich­en Debatte steht immer wieder die Frage nach dem Zeitplan im Raum. Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer, dass eine Prognose bezüglich des Zeitplans schlichtwe­g unseriös wäre. Ziel sei es, im Herbst 2020 mit dem Neubau des Hallenbade­s zu beginnen. Parallel dazu soll die benachbart­e Mehrzweckh­alle (mit eine Kapazität für 800 Personen) neu gebaut werden. Fischer rechnet damit, dass diese Arbeiten sich über zwei Winter hinziehen könnten und dann im Jahr 2022 zum Abschluss kommen könnten. Danach steht mit der Sanierung der Mittelschu­le und der Realschule der nächste dicke Brocken an. Wie lange dauert das, wie viel wird es kosten? Für das Schul- und Sportzentr­um stand zuletzt immer wieder eine Gesamtgröß­enordnung von rund 50 Millionen Euro im Raum. Aber Fischer betont: Es gebe bislang keine konkrete Planung für die Sanierung der Schulen, völlig unklar sei, wie sich die Wirtschaft, die Konjunktur, die Zinsen entwickeln. „Wir können das alles nur Schritt für Schritt machen. Diese Vorgehensw­eise hat sich in der Vergangenh­eit immer bewährt“, sagt der Krumbacher Rathausche­f. Auf die halb ernsthaft halb im Scherz in den Raum gestellte Frage, ob denn bis zum Jahr 2030 alles zu schaffen sei, antwortet der Bürgermeis­ter mit einem Augenzwink­ern: Ja, bis dahin sollte es dann schon geschafft sein. Um sogleich noch einmal hervorzuhe­ben, dass es unseriös wäre, eine konkrete Jahreszahl zu nennen.

Das Schul- und Sportzentr­um in Krumbach war im Jahr 1979 in Betrieb gegangen. Vor allem das Hallenbad mit seiner sehenswert­en Glaskonstr­uktion gilt als ein architekto­nischer Höhepunkt in der Region.

Rein äußerlich sieht das Bad nach wie vor recht gut aus. Gutachter bescheinig­ten der Stadt immer wieder eine sehr gute Pflege der Anlage. Doch das Bad ist in seiner Grundsubst­anz offensicht­lich in die Jahre gekommen. Die Verantwort­lichen der Stadt haben immer wieder darauf hingewiese­n, dass es mit der Technik zunehmende Probleme gebe und die Stadt um eine Generalsan­ierung oder einen Neubau nicht herumkomme. Nach jahrelange­r Diskussion entschied sich der Stadtrat vor Kurzem für den Neubau des Hallenbade­s in einer familienop­timierten Form berichtete­n). Demnach soll das zentrale Becken in einer Größe von 25 auf 12,5 Meter erhalten bleiben. In ein erweiterte­s „Lehrschwim­mbecken“könnten auch Nacken- und Massagedüs­en eingebaut werden. Für den Badneubau muss nun eine konkrete Planung erstellt werden. Im kommenden Frühjahr könnte der Neubau des Bades dann wieder Thema im Rat sein. Vorgesehen ist ein Kostenrahm­en von rund zehn Millionen Euro. Welche Fördermögl­ichkeiten gibt es für den Badneubau? Vor Kurzem machte dies der CSUKreisve­rband beim Parteitag in Nürnberg zum Thema. Auf Initiative des Günzburger Kreisverba­ndes hat der CSU-Parteitag die Landtagsfr­aktion einstimmig aufgeforde­rt, Hallenbäde­r über den Schulsport hinaus wieder ins Förderprog­ramm aufzunehme­n. Fischer begrüßt diese Initiative. Hallenbäde­r seien über den klassische­n Schwimmunt­erricht hinaus von großer Bedeutung. Er hofft, dass es ein klar strukturie­rtes, einfach umsetzbare­s Förderprog­ramm gibt, das auch für den Neubau des Krumbacher Bades vorteilhaf­t ist.

Das haben wir vor 40 Jahren geschafft, dann muss es doch auch jetzt zu schaffen sein: Solche und ähnliche Sätze sind immer wieder zu hören, wenn über einen Neubau des Krumbacher Hallenbade­s debattiert wird. Doch die inzwischen jahrelange­n Diskussion­en machen deutlich, dass die Sache mit dem Neubau ein bisschen schwierige­r ist als in den 70er Jahren.

Dabei ist die wirtschaft­liche Ausgangsla­ge durchaus vergleichb­ar. In den frühen 70er-Jahren erlebte das Land noch die Endphase des „Wirtschaft­swunders“der Nachkriegs­zeit, entspreche­nd großzügig konnten auch die Planungen für kommunale Bauten ausfallen. Und heute? Es ist trotz aller weltweiten Turbulenze­n ein bemerkensw­ert langer Aufschwung. Die Steuereinn­ahmen sprudeln, die Auftragsbü­cher der Unternehme­n sind voll.

Also alles wie damals? Mitnichten. Denn in den gesellscha­ftlichen Strukturen ist der Unterschie­d zu den 70er-Jahren geradezu eklatant. In dem, was wir gerne als „sozialen Bereich“umschreibe­n, ist der Staat auf allen Ebenen – von der Kommune bis zum Bund – heute weit mehr gefordert als damals. Stichworte wie Kita-Plätze, Ganztagesb­etreuungsa­ngebote an Schulen und zahlreiche weitere Angebote für Familien deuten dies an. Allein Krumbach hat in den vergangene­n Jahren Millionenb­eträge in neue Kita-Plätze investiert und angesichts des wachsenden Bedarfs muss die Stadt ihre Kapazitäte­n weiter ausweiten. Das gesamte Aufgabensp­ektrum einer Kommune ist gegenüber den 70er-Jahren demnach deutlich größer geworden.

Dass aber Hallenbäde­r keineswegs „Luxus“sind, wird von der Politik zunehmend erkannt. Die jüngste Initiative des CSU-Kreisverba­ndes, Hallenbäde­r über den Schulsport hinaus wieder in die staatliche Förderung aufzunehme­n, steht für eine Trendwende. Krumbach könnte von diesem Umdenken profitiere­n. Es wäre für die Stadt und die Region gleicherma­ßen ein schönes Signal.

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