Mittelschwaebische Nachrichten
Bayern könnte mehr tun für die Familien
Schlusslicht oder Nummer 1? Die Frage, wie kinder- und familienfreundlich die Sozial- und Bildungspolitik in Bayern tatsächlich ist, stellt sich seit Jahren und wird seit Jahren so oder so beantwortet. Die Staatsregierung lobt sich selbst in den höchsten Tönen – auch weil es sonst niemand tut. SPD und Grüne werden nicht müde, Versäumnisse anzuprangern – ohne in jedem Fall den konkreten Nachweis führen zu können, dass es den Bedarf, von dem sie reden, wirklich gibt.
Unabweisbar ist der Bedarf in den großen Städten. Junge Familien, für die zwei Einkommen existenziell sind, brauchen für ihr Kind oder ihre Kinder eine Ganztagsbetreuung – und zwar eine möglichst flexible. Wer da keine vitalen Großeltern in greifbarer Nähe hat, ist arm dran.
Nicht belegbar ist ein genereller Mangel in ländlichen Regionen, weil dort die Lebenswirklichkeiten noch unterschiedlicher sind. Das gilt zum einen für die Familien selbst, die sich zum Teil ganz anders organisieren können. Das gilt zum anderen auch für die Kommunen, die sich leichter tun, Kinderbetreuungsplätze zu schaffen und dafür vor allem auch Personal zu bekommen.
In den Statistiken, Ländervergleichen und Fördersummen, die sich Regierung und Opposition gegenseitig vorhalten, bilden sich diese Probleme nicht oder nur unzureichend ab. Fest steht allerdings, dass die Staatsregierung weit hinter ihren Möglichkeiten bleibt, dort zu helfen, wo es nötig ist. Bayern ist reich genug, um mehr zu tun als bisher. Es ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens.