Mittelschwaebische Nachrichten
Das Problem heißt nicht Futsal
Es fällt leicht, scheinbare Zusammenhänge zu konstruieren. In Wahrheit steckt das komplette System Amateurfußball in Schwierigkeiten. Vielleicht genügt es bei der Analyse nicht, nur auf die Zahlen zu schauen
Günzburg Reinhold Mießl gibt sich keinen Illusionen hin. „Hallenfußball ist auf einem absteigenden Ast“, sagt der kommissarisch tätige Bezirks-Spielleiter vor den heute beginnenden Vorrunden zur Schwäbischen Futsal-Meisterschaft (siehe
Die Ursachen seien vielfältig. Auf den seit Jahren unter Fachleuten, Fußballern und Fans schwelenden Disput „modernes versus klassisches Modell“allein lasse sich das Problem jedenfalls nicht reduzieren, betont der Funktionär. Realistisch betrachtet habe der Niedergang natürlich schon lange vor der Umstellung auf das international gültige Regelwerk begonnen. Seit statt Hallenfußball Futsal gespielt wird (heuer in der fünften Saison), gehe es eben schneller, hat Mießl beobachtet.
Wer allein auf die Zahlen blickt, muss dem Mann Recht geben: Vor zwei Jahren hatten sich noch stattliche 54 Teams um den Pott beworben, zwölf Monate später waren’s 48 und diesmal, bei der 39. Schwäbischen Hallenmeisterschaft um den Lotto Bayern-Hallencup (so die offizielle Bezeichnung des Turniers) versuchen noch ganze 43 Mannschaften, den Titel zu holen. Im vergangenen Winter gab’s mit 2150 Zuschauern in den Vorrunden die schlechteste Kulisse aller Zeiten, das Finale in Günzburg lockte ungefähr 1200 Menschen an. Niemand glaubt ernsthaft daran, dass der Zuspruch angesichts von nur noch sieben statt bislang acht Qualifikationsturnieren diesmal sprunghaft ansteigt. Zumal die ersten Gradmesser in der laufenden Hallen-Saison, die Vereinsturniere in Günzburg und Gundelfingen, in Sachen Besucherandrang keine Mutmacher waren. Mießl sagt mit einem Achselzucken: „Ich wage für die Bezirksmeisterschaft keine Zuschauerprognose zu stellen.“
Möglicherweise genügt es aber nicht, nur auf die Zahlen zu schauen. Das System Amateurfußball beklagt ja nicht nur in seiner WinterVariante einen bedenklichen Zuschauerschwund und dass die Zahl teilnehmender Mannschaften rückläufig ist, betrifft den Hallensport keineswegs exklusiv. Das wahre Problem im Fußball ist doch vielmehr, dass sich die Spitze sportlich wie finanziell unendlich weit von der Basis entfernt hat und dass „die da unten“überhaupt keinen Anlass haben anzunehmen, „die da oben“würden sich auch nur einen Deut um ihre Belange scheren. Die Kluft zwischen den Ansprachen der Verbandsoberen und den Verhältnissen beim FC Großkennstenicht ist in der Wahrnehmung vieler Sportfreunde unüberbrückbar.
Futsal bildet da allenfalls einen winzigen Ausschnitt; es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass in den Jahren des klassischen Budenzaubers immer alles toll war. Zudem hat die Spielqualität im Futsal über die vergangenen Jahre kontinuierlich zugenommen und inzwischen finden sich in nennenswerter Zahl Unterstützer dieser Variante.
Was aus Sicht der Vereine in der Region vor allem fehlt, ist ein wirkliches Erfolgserlebnis. Seit in Günzburg um die schwäbische Hallenkrone gespielt wird, gab’s vier Sieger aus dem Fußball-Kreis Augsburg und drei aus dem Kreis Allgäu. Vier Vereine aus dem Landkreis Günzburg machen diesmal mit und träumen davon, sich die BezirksTrophäe zu schnappen. ● TSV Ziemetshausen Der Bezirksligist hat nach Ansicht von Trainer Rainer Amann in den vergangenen Winter-Runden „relativ gut ge- spielt“und wird in Fischach „ordentlich aufgestellt antreten“. Beim TSV wie in vielen anderen Vereinen verzichtet allerdings der eine oder andere talentierte Kicker auf Futsal – aus Prinzip oder, weil er sich nach der anstrengenden Herbstrunde erholen möchte. Sportliches Ziel ist das Erreichen der Überkreuzspiele. „Das wäre super“, bekräftigt Amann. „Ab da brauchst du auch ein bisschen Glück.“
Unterdessen deutet sich an, dass die von vielen Verletzungen geplagten Ziemetshauser einigermaßen komplett in die Vorbereitung starten können. Neuzugänge gibt es „Stand heute“(Amann) nicht.
● SC Bubesheim Es ist kein Geheimnis, dass Abteilungsleiter Karl Dirr seit jeher ein Riesenfreund des Hallenspektakels ist. Entsprechend motiviert und erfolgsorientiert treten seine Teams immer an. „Wir waren die vergangenen drei Jahre unter den besten vier Teams in Schwaben und sind jedes Mal an der TraumTruppe aus Neugablonz gescheitert“, blickt der Spartenchef zurück. Heuer allerdings sei sein Hallen-Kader verletzungsbedingt nicht ganz so stark einzuschätzen, argwöhnt Dirr. „Hallenspezialisten wie Christian Berscheit, Simon Hille oder Steffen Hain können wir nicht ersetzen. Aber wir werden auch diesmal mit der bestmöglichen Mannschaft antreten – weil wir das so wollen.“
Die Endspiel-Teilnahme hat Dirr den Seinen als Ziel genannt. Sein persönlicher Favorit für das Erreichen der Endrunde ist aber der Landesligist FC Gundelfingen.
● TSV Offingen Vor dem Hallenauftritt stand die Vertragsverlängerung: Vereinspräsident und Abteilungsleiter Manfred Schuster hat sich mit Spielertrainer Christoph Bronnhuber frühzeitig darauf verständigt, die Liaison bis Ende der Spielzeit 2018/19 fortzusetzen – „ohne Einschränkungen“, wie Schuster hinzufügt. „Bronnhuber ist aus fachlicher Perspektive, aber auch menschlich ein absoluter Reingewinn für jeden Verein. Die Mannschaft steht zu 200 Prozent hinter ihm. Und für unsere Planungen – wir wollen uns noch besser etablieren in der Bezirksliga – war es wichtig, dass er mitmacht“, begründet der Vereinschef die Entscheidung.
Beim Futsal in Günzburg freilich wird der Spielertrainer fehlen: Er hat sich beim Hallenfußball in Höchstädt einen Außenbandriss am rechten Sprunggelenk zugezogen
● TSV Burgau So schwach die Mannschaft in der aktuellen Kreisliga-Spielzeit zuweilen aufgetreten ist: in der Halle ist den Burgauern alles zuzutrauen. Im vergangenen Winter schnappten sie sich gegen scheinbar übermächtige Konkurrenz verdient den Sparkassen-Cup. Warum also sollte nicht auch auf Bezirksebene was gehen? Marco Zahler (derzeit min Doppelfunktion Abteilungsleiter und Trainer) zumindest geht die Sache zuversichtlich an: „Wir haben Spaß am Futsal, spielen aber nicht aus Jux mit, sondern werden unser Bestes geben. Wenn’s dann am Ende langt, dann langt es – und wenn nicht, dann langt es nicht.“
In Sachen Neuzugänge seien die Burgauer „natürlich auf der Suche“, berichtet Zahler. Gespräche bestätigt er und er lässt – ohne freilich konkret zu werden – auch durchblicken, dass sich im Kader etwas ändern wird.