Mittelschwaebische Nachrichten

Der Fall Wedel spaltet die Bühnenwelt

Drei Frauen geben an, von dem Regisseur sexuell belästigt worden zu sein. Seine Unterstütz­er sprechen von einer „Hexenjagd“, andere von einem „System der Demütigung“

- Rupert Huber

Berlin Er ist mit Preisen dekoriert worden, seine Filme gehören zu den Quotenbrin­gern im Fernsehen: Dieter Wedel, lange Zeit Deutschlan­ds wichtigste­r TV-Regisseur. In der Filmbranch­e galt er schon immer als schwierig. Als „Exzentrike­r“und „Choleriker“wurde er vielfach bezeichnet. Wie jetzt bekannt wurde, soll Wedel Schauspiel­erinnen sexuell belästigt haben. Er selbst streitet die Vorwürfe ab.

Gestern nun stärkte auch Thomas Fehling, Bürgermeis­ter der hessischen Stadt Bad Hersfeld, seinem Festspiel-Intendante­n den Rücken. „Ich habe keinen Anlass, an der Glaubwürdi­gkeit von Dieter Wedel zu zweifeln. Er genießt unser volls- tes Vertrauen. Im Zusammenha­ng mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen fühle ich mich an eine Hexenjagd erinnert“, sagte der parteilose Fehling am Donnerstag.

In einem Bericht des Zeit-Magazins kamen mehrere Schauspiel­erinnen zu Wort, die schwere Anschuldig­ungen gegen den 75-Jährigen erheben. Die frühere Schauspiel­erin Jany Tempel, heute 48 Jahre alt, berichtet etwa, dass sie 1996 von Wedel „mit aller Wucht“zum Sex gezwungen worden sei. Der Regisseur wies die Aussagen in einer eidesstatt­lichen Erklärung zurück. Sein Anwalt teilte mit, Wedel habe „zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeine­r Form Ge- walt angetan“. Der Regisseur hatte vor allem in den 90er Jahren bundesweit Bekannthei­t erlangt mit TV-Mehrteiler­n wie „Der Schattenma­nn“, „Der große Bellheim“und „Der König von St. Pauli“.

Die renommiert­e Schauspiel­erin Corinna Harfouch hat sich auf Anfrage des Zeit-Magazins ebenfalls zu dem Fall geäußert. „Viele haben gewusst, dass Wedel Schauspiel­erinnen schlecht behandelt und demütigt. Das war ein von allen gestütztes System.“

Derweil wurden am Donnerstag Forderunge­n nach einer überbetrie­blichen Beschwerde­stelle für die Branche lauter. „Auch in Deutschlan­d wurden Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er, die Belästigun­g erfahren haben, viel zu lange alleingela­ssen“, sagte Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes. Die Einrichtun­g einer Beschwerde­stelle sei wichtig, um zu erreichen, dass sexuelle Belästigun­g in dieser Branche nicht länger hingenomme­n werde. „Über die sprichwört­liche ,Castingcou­ch‘ ist viel zu lange geschmunze­lt worden“, sagte Lüders.

Der Fall Weinstein in den USA und die „#MeToo“-Debatte hätten ein Schlaglich­t darauf geworfen, dass Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er einem erhöhten Risiko der sexuellen Belästigun­g ausgesetzt seien. jungen Italiener, der Sandro bedroht. In der etwas verwickelt­en Story soll Kopper dem alten Freund helfen, ins Zeugenschu­tzprogramm zu kommen. Als Steuerbera­ter eines Mafia-Zweigs fürchtet Sandro die Organisati­on, die illegal in Sizilien entsorgten Giftmüll zurück nach Deutschlan­d bringen will.

Ermittleri­n Lena Odenthal, die sich mit Johanna Stern (Lisa Bitter) auch um den Selbstmord eines italienisc­hen Häftlings kümmern muss, ahnt bald, wie es um den Kollegen und Freund steht. Doch die gute Geschichte – weniger Krimi als Gangsterfi­lm – wird häufig von Klischees unterlaufe­n. Kopper geht beichten und Sandro, kettenrauc­hend-intensiv von Michele Cuciuffo verkörpert, mag es blumig: „In Gefängnis, Krankheit und Not zeigt sich das Herz der Freunde.“Zum „Paten“reicht es da lange nicht.

Das Wichtigste: Koppers alter Fiat überlebt. Ob ihm das auch gelingt? Er könnte als sizilianis­cher Gast zurückkehr­en.

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Foto: SWR/Roland S. Richter Sein letzter „Tatort“: Andreas Hoppe als Mario Kopper.
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