Mittelschwaebische Nachrichten
Der eingebildete Kranke will sich vom Acker machen
Das Chiemgauer Volkstheater begeistert vor vollem Haus auf der Krumbacher Stadtsaalbühne
Krumbach Seine Blutwerte sind entsetzlich. Die Lage ist hoffnungslos. Es geht bald zu Ende mit ihm, meint Bauer Sepp Brumm, der als eingebildeter Kranker, als Hypochonder, im Mittelpunkt des Chiemgauer Volkstheaters steht. Mit einem lustigen Bauerntheaterstück sorgte die temperamentvolle Truppe für beste Unterhaltung im vollen Stadtsaal in Krumbach. „Mei bester Freind“heißt die Komödie, die für zwei heitere Stunden sorgte. Am Schluss, nach langem, herzlichem Beifall dankt Regisseur Bernd Helfrich für die gute Stimmung in Krumbach und versichert, vor diesem Publikum zu spielen, habe großen Spaß gemacht.
Die Handlung: Landwirt Sepp Brumm (Andreas Kern) ist ein Hypochonder. Er liest am liebsten die „Rentner-Bravo“, die Apothekenzeitung, und bildet sich daher zahllose Krankheiten ein. Durch seinen Handy-Klingelton – das „Lied vom Tod“– wird er an die Einnahme zahlloser Tabletten erinnert, die er gar nicht bräuchte. Schlimm wird es, als der Bauer zufällig ein Gespräch des Landarztes Dr. Otto Kirschenhofer (Bernd Helfrich) mithört und es auf sich bezieht. Es geht dabei um sein vermeintliches baldiges Ableben, um das sich dann auch der Großteil der Handlung dreht. Mit seinem Freund, dem Wirt und Metzgermeister Willi Strobl (Markus Neumeier), setzt Brumm sein Testament auf. Die Aussicht, die Pferde übernehmen zu dürfen, macht den Freund sichtlich glücklich. Doch er ist offensichtlich unglücklich bei einem anderen, scheinbar naheliegenden Gedanken: „Muss ich auch Deine Frau übernehmen?“Aber die bekommt schon der Jugendfreund der Frau, der schneidige Reitlehrer Freddy (Florian Kiml), quasi testamentarisch.
Mit Balthasar Kramer (Flo Bauer), dem Vertreter eines Bestattungsinstituts, regelt der Bauer die Bestattungsformalitäten vorab. Der hat an alles gedacht, einschließlich Trauerrede mit dem speziell auf den Bauern zugeschnittenen Titel: „Ein Bauer macht sich vom Acker.“
Vor seiner Mutter (Kathi Leitner als Angelika Brumm) und seiner Frau Anna Brumm (Michaela Heigenhauser) hält er seinen baldigen Tod natürlich geheim, besonders weil deren Jugendfreund, der Reitlehrer Freddy Berger (Florian Kiml), zu Besuch da ist und für Eifersucht sorgt.
Des Kranken „bester Freind“bekämpft dessen Eifersucht mit den tröstlichen Worten: „Du brauchst doch nicht eifersüchtig sein. Du bist ja eh nicht mehr lange da.“
Nach einigen Verwicklungen klärt der Arzt Dr. Kirschenhofer den Irrtum vom baldigen Tod des Bauern auf. Den Reitlehrer stechen die Bienen. Sepp Brumm und seine Frau fallen sich in die Arme.
Der „eingebildete Kranke“kann aufatmen. Mehrmals gab es Szenenapplaus während des Stücks: Für Andreas Kern, der den „Todkranken“glaubhaft spielt, für Bernd Helfrich, den Landarzt und Autor des Stücks, sowie für Florian Kiml und Flo Bauer, die in ihren gewollt überzeichneten Rollen als Reitlehrer und Bestatter für viele überraschende Lacher sorgten. Genauso brillierten Kathi Leitner, Michaela Heigenhauser und Markus Neumeier in ihren Rollen. Das Bühnenbild war einfach, bunt und für das Stück typisch: eine urige, bayerische Bauernwohnstube.
Im Programmheft schreibt die Schauspielerin Michaela Heigenhauser, was Volkstheater für sie bedeutet: „Den Zuschauer berühren, ihn so gut unterhalten, dass er mit einem freudigen Gefühl nach Hause geht und sich auch noch später mit einem Lächeln an diesen Abend erinnert.“
Auf der Bühne hat das Chiemgauer Volkstheater dieses Versprechen eingelöst: Man sah nur Menschen mit fröhlichen Gesichtern heimgehen.