Mittelschwaebische Nachrichten
Frist für Arbeitgeber
IG Metall zeigt sich streikbereit
Frankfurt am Main Um höhere Löhne geht es im laufenden Tarifkonflikt der deutschen Metall- und Elektroindustrie nur noch am Rande. IG Metall und der Arbeitgeberverband ringen vor allem um neue Arbeitszeitmodelle.
Die IG Metall geht nach eigenen Angaben mit einer prall gefüllten Streikkasse in die heiße Phase des Tarifkonflikts für rund 3,9 Millionen Beschäftigte. Im vergangenen Jahr sei die Mitgliederzahl relativ stabil geblieben, sagte Hauptkassierer Jürgen Kerner. Gleichzeitig weist die Gewerkschaft einen Rekord bei den Beitragseinnahmen in Höhe von 561 Millionen Euro vor. „Unsere Streikkasse ist gut gefüllt. An dem Thema wird der Konflikt nicht scheitern“, sagte der Gewerkschafter.
Die Finanzkraft der größten deutschen Gewerkschaft hat im laufenden Jahr besondere Bedeutung: Denn erstmals werden auch Warnstreik-Teilnehmern Verdienstausfälle gezahlt. Das war bislang nur bei ordentlichen Streiks der Fall. 2015 hat sich die IG Metall das neue Kampfmittel des Tagesstreiks geschaffen. Sie gelten als Warnstreiks, sollen aber zugleich für die Teilnehmer ohne Verdienstausfälle ablaufen.
Gewerkschaftschef Jörg Hofmann setzt dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall eine klare Frist: Zum Auftakt der vierten Verhandlungsrunde am 24. Januar in Stuttgart müsse erkennbar werden, wohin die Reise geht. Der Vorstand der Gewerkschaft werde am 26. Januar nach den Sitzungen aller regionalen Tarifkommissionen entscheiden, ob eine weitere Eskalation unvermeidbar sei. „Wir sind auf alles vorbereitet – auf bundesweite ganztägige Warnstreiks oder eine Urabstimmung und unbefristete Flächenstreiks in einzelnen Regionen.“
Gleichzeitig sendet Hofmann Kompromiss-Signale, indem er die bislang nur in Baden-Württemberg etablierten Langzeitarbeitskonten lobt. Sie könnten bei guter Auslastung aufgefüllt werden und bei schlechter Auslastung die Beschäftigung sichern. „Wir hätten dieses Instrument gerne bundesweit“, sagte er. Über eine Ausweitung der 40-Stunden-Quote will er nicht verhandeln. Bislang ist das für 18 Prozent der Tarifbeschäftigten möglich.