Mittelschwaebische Nachrichten
Kritik an Rodung
Rund um das Kreisaltenheim in Thannhausen wurden Bäume und Hecken entfernt. Viele Anwohner sind empört. Was der neue Eigentümer plant.
Thannhausen Das Gebäude braucht Luft und Raum, ansonsten leide die Bausubstanz, hat der neue Eigner des Kreisaltenheims, Peter Leitenmaier Ende November gegenüber unserer Zeitung erklärt. „Die Bäume, die gefährlich fürs Gebäude sind, kommen weg“, sagt Leitenmaier. In erster Linie stünden dabei Sicherheitsgedanken im Vordergrund. Luft und Raum gibt es nun rund um den Gebäudekomplex des ehemaligen Kreisaltenheims mehr als genug. Die mit den „Pflegemaßnahmen“betrauten Mitarbeiter und Holzfällunternehmen haben gründlich gearbeitet. Bäume dürften die Sicherheit des Hauses künftig nicht mehr beeinträchtigen. Es gibt so gut wie keine mehr.
Dafür türmen sich haushohe Haufen aus gerodeten Bäumen und Büschen auf dem Gelände. Anwohner zeigen sich schockiert über die Gründlichkeit der Rodung. In der jüngsten Stadtratssitzung brachte daher Stefan Herold (SPD) das Thema zur Sprache. Er hat früher selbst am Englischen Garten gewohnt und sei von mehreren Anwohnern auf die Eingriffe angesprochen worden. Er wollte wissen, ob die Bäume nicht unter Schutz standen. Ihn interessiere dabei auch, ob das Unternehmen im Gegenzug für die umfangreichen Rodungsmaßnahmen einen Ausgleich an anderer Stelle schaffen müsse. „Ich finde das abartig, was da gerodet wurde. Mir fehlt da einfach das Maß. Man muss ja nicht gleich jeden Baum wegmachen wegen eines Baugebiets“, sagt Herold unserer Zeitung.
Er erinnere sich noch gut daran, wie früher Rehe und Vögel durch das Gelände gestrichen seien. Bürgermeister Georg Schwarz erklärte in der Sitzung, dass für Thannhausen keine Baumschutzverordnung vorliege, die alte Bäume vor solchen Eingriffen schützen würde. Demnach darf jeder Grundstückseigener in der Stadt auf seinem Grund alte Bäume fällen, sofern er entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Allgemeinheit vornimmt. „Das ist alles Privatbesitz, als Stadt haben wir da keine Handhabe“, erläuterte Schwarz.
Die radikalen Eingriffe sprechen dafür, dass der Unternehmer die gesamte Fläche als Baugrundstücke ausweisen will. Eine entsprechende Voranfrage hat Leitenmaier auch schon im Thannhauser Bauausschuss gestellt, wie er erklärt. Hauptknackpunkt sei dabei die Sicherstellung der Erschließung gewesen, erinnert sich Monika Wiesmüller-Schwab (CSU) an die Sitzung.
Der Plan ist etwas heikel, da sich der östliche Teil des Grundstücks wohl im nicht überplanten Außenbereich befindet. Die letztgültige Deutungshoheit hat hier allerdings das Landratsamt als zuständige Genehmigungsbehörde. Gelangt sie zu der Ansicht, dass die Fläche im Außenbereich liegt, kann hier erst dann Baugrund ausgewiesen werden, wenn der Stadtrat eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans beschließt. Ein langwieriges Verfahren, bei dem auch die Träger öffentlicher Belange miteinbezogen werden müssen. Dazu gehört auch die Beurteilung der naturschutzfachlichen Bedeutung des betreffenden Gebiets. In dieser Hinsicht spielten die sogenannten Riedelhänge an der Mindelleite eine wichtige Rolle für die Talentlüftung. In der Vergangenheit hat das Landratsamt immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Hänge nicht bebaut werden sollen, damit noch genügend Frischluft ins Mindeltal strömen kann. Hinzu kommt die ökologische Einordnung mit Blick auf die Artenvielfalt, die in alten Baumbeständen und Heckenstrukturen herrscht. Letzteres hat sich erübrigt. Leitenmaier betont, sein Hauptanliegen bei den Baumfällungen sei die Herstellung der Sicherheit des Gebäudes gewesen und verspricht: „Das bleibt nicht so kahl, es wird wieder eine Bepflanzung geben.“
Auf dem Grundstück im Osten Thannhausens wurden weiträumig Bäume und Hecken entfernt. Viele, die das waldartige Parkgelände noch in anderer Erinnerung haben, sind empört. Was der neue Eigentümer plant