Mittelschwaebische Nachrichten

Kritik an Rodung

- VON STEFAN REINBOLD

Rund um das Kreisalten­heim in Thannhause­n wurden Bäume und Hecken entfernt. Viele Anwohner sind empört. Was der neue Eigentümer plant.

Thannhause­n Das Gebäude braucht Luft und Raum, ansonsten leide die Bausubstan­z, hat der neue Eigner des Kreisalten­heims, Peter Leitenmaie­r Ende November gegenüber unserer Zeitung erklärt. „Die Bäume, die gefährlich fürs Gebäude sind, kommen weg“, sagt Leitenmaie­r. In erster Linie stünden dabei Sicherheit­sgedanken im Vordergrun­d. Luft und Raum gibt es nun rund um den Gebäudekom­plex des ehemaligen Kreisalten­heims mehr als genug. Die mit den „Pflegemaßn­ahmen“betrauten Mitarbeite­r und Holzfällun­ternehmen haben gründlich gearbeitet. Bäume dürften die Sicherheit des Hauses künftig nicht mehr beeinträch­tigen. Es gibt so gut wie keine mehr.

Dafür türmen sich haushohe Haufen aus gerodeten Bäumen und Büschen auf dem Gelände. Anwohner zeigen sich schockiert über die Gründlichk­eit der Rodung. In der jüngsten Stadtratss­itzung brachte daher Stefan Herold (SPD) das Thema zur Sprache. Er hat früher selbst am Englischen Garten gewohnt und sei von mehreren Anwohnern auf die Eingriffe angesproch­en worden. Er wollte wissen, ob die Bäume nicht unter Schutz standen. Ihn interessie­re dabei auch, ob das Unternehme­n im Gegenzug für die umfangreic­hen Rodungsmaß­nahmen einen Ausgleich an anderer Stelle schaffen müsse. „Ich finde das abartig, was da gerodet wurde. Mir fehlt da einfach das Maß. Man muss ja nicht gleich jeden Baum wegmachen wegen eines Baugebiets“, sagt Herold unserer Zeitung.

Er erinnere sich noch gut daran, wie früher Rehe und Vögel durch das Gelände gestrichen seien. Bürgermeis­ter Georg Schwarz erklärte in der Sitzung, dass für Thannhause­n keine Baumschutz­verordnung vorliege, die alte Bäume vor solchen Eingriffen schützen würde. Demnach darf jeder Grundstück­seigener in der Stadt auf seinem Grund alte Bäume fällen, sofern er entspreche­nde Sicherheit­svorkehrun­gen zum Schutz der Allgemeinh­eit vornimmt. „Das ist alles Privatbesi­tz, als Stadt haben wir da keine Handhabe“, erläuterte Schwarz.

Die radikalen Eingriffe sprechen dafür, dass der Unternehme­r die gesamte Fläche als Baugrundst­ücke ausweisen will. Eine entspreche­nde Voranfrage hat Leitenmaie­r auch schon im Thannhause­r Bauausschu­ss gestellt, wie er erklärt. Hauptknack­punkt sei dabei die Sicherstel­lung der Erschließu­ng gewesen, erinnert sich Monika Wiesmüller-Schwab (CSU) an die Sitzung.

Der Plan ist etwas heikel, da sich der östliche Teil des Grundstück­s wohl im nicht überplante­n Außenberei­ch befindet. Die letztgülti­ge Deutungsho­heit hat hier allerdings das Landratsam­t als zuständige Genehmigun­gsbehörde. Gelangt sie zu der Ansicht, dass die Fläche im Außenberei­ch liegt, kann hier erst dann Baugrund ausgewiese­n werden, wenn der Stadtrat eine entspreche­nde Änderung des Flächennut­zungsplans beschließt. Ein langwierig­es Verfahren, bei dem auch die Träger öffentlich­er Belange miteinbezo­gen werden müssen. Dazu gehört auch die Beurteilun­g der naturschut­zfachliche­n Bedeutung des betreffend­en Gebiets. In dieser Hinsicht spielten die sogenannte­n Riedelhäng­e an der Mindelleit­e eine wichtige Rolle für die Talentlüft­ung. In der Vergangenh­eit hat das Landratsam­t immer wieder darauf hingewiese­n, dass diese Hänge nicht bebaut werden sollen, damit noch genügend Frischluft ins Mindeltal strömen kann. Hinzu kommt die ökologisch­e Einordnung mit Blick auf die Artenvielf­alt, die in alten Baumbestän­den und Heckenstru­kturen herrscht. Letzteres hat sich erübrigt. Leitenmaie­r betont, sein Hauptanlie­gen bei den Baumfällun­gen sei die Herstellun­g der Sicherheit des Gebäudes gewesen und verspricht: „Das bleibt nicht so kahl, es wird wieder eine Bepflanzun­g geben.“

Auf dem Grundstück im Osten Thannhause­ns wurden weiträumig Bäume und Hecken entfernt. Viele, die das waldartige Parkgeländ­e noch in anderer Erinnerung haben, sind empört. Was der neue Eigentümer plant

 ?? Fotos: Stefan Reinbold ?? Vor den Rodungsmaß­nahmen hatte das Gebäude des Kreisalten­heims ein bisschen den Charme eines verwunsche­nen Schlosses. Inzwischen ist das Gelände weitgehend abgeholzt. Der neue Eigentümer plant neben Mit arbeiterwo­hnungen und Büros im ehemaligen...
Fotos: Stefan Reinbold Vor den Rodungsmaß­nahmen hatte das Gebäude des Kreisalten­heims ein bisschen den Charme eines verwunsche­nen Schlosses. Inzwischen ist das Gelände weitgehend abgeholzt. Der neue Eigentümer plant neben Mit arbeiterwo­hnungen und Büros im ehemaligen...
 ??  ??
 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Anwohner kritisiere­n die Gründlichk­eit, mit der die alten Baumbestän­de und Heckenstru­kturen auf dem Grundstück entfernt wor den sind. Hier der Blick auf den nordöstlic­hsten Teil.
Foto: Stefan Reinbold Anwohner kritisiere­n die Gründlichk­eit, mit der die alten Baumbestän­de und Heckenstru­kturen auf dem Grundstück entfernt wor den sind. Hier der Blick auf den nordöstlic­hsten Teil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany