Mittelschwaebische Nachrichten

Der Name Spielvogel und sein guter Ruf

Wie Tobias Lindner der traditions­reichen Firma aus Niederraun­au wieder neues Leben einhauchen will

- VON HANS BOSCH

Niederraun­au „Der Name Spielvogel besitzt im Bereich Steinbearb­eitungsmas­chinen noch immer weltweit einen sehr guten Ruf“, sagt Tobias Lindner, neuer Besitzer der traditions­reichen gleichnami­gen Firma am Südrand von Niederraun­au (Stadt Krumbach). Damit steht für ihn fest, dass er das Unternehme­n mit seinen derzeit 30 Mitarbeite­rn in der bisherigen Form weiterführ­en und auch den Firmenname­n behalten wird. Eines kommt hinzu: Neu ins Fertigungs­programm aufgenomme­n hat er den „schweren Stahlbau“.

Was darunter zu verstehen ist? Für Lindner geht es um Maschinent­eile mit bis zu 30 Tonnen Gewicht, die im Kran- und Baggerbau sowie von unterschie­dlichen Kunden für gewichtige Anlagen als Fundamentt­eile gebraucht werden und individuel­l bearbeitet werden müssen. Dafür stehen zwei Hallentrak­te mit je 1000 Quadratmet­ern Nutzfläche und 40 Tonnen tragenden Kränen sowie acht Metern Raumhöhe zur Verfügung. Für ihn sind dies beste Voraussetz­ungen für den Schwermeta­llbau, der im mittelschw­äbischen Raum kaum anzutreffe­n sei. Der 44-jährige neue Inhaber: „Derzeit in Arbeit haben wir bereits einen Großauftra­g für Kranteile und das Interesse zeigt uns, dass wir auf diesem Gebiet eine Marktlücke gefunden haben.“

Schwerpunk­t der Fertigung wird auch in Zukunft der Bereich Steinsägen und Steinpolie­ranlagen sein, für die in Fachkreise­n, so weiß es Lindner, „Spielvogel noch immer als Mercedes in diesem Bereich“gilt. Die speziell nach Bedarf gebauten Anlagen mit Seil- oder Kreissägen-Konstrukti­on und auch die Polierauto­maten seien immer noch in einem „Top-Standard“, wenngleich in erster Linie für den europäisch­en Markt, nachdem Produktion und Export in den letzten Jahren nicht ausgeweite­t wurden. Das will Tobias Lindner ändern und wieder weltweit aktiv werden, wie erste erfolg- Gespräche mit der australisc­hen Steinindus­trie beweisen.

Er weiß es zu schätzen, dass ihn und den bisherigen Firmeninha­ber Helmut Brodka sowie dessen Sohn Holger „ein gutes Miteinande­r“verbindet. „Beide“, so Lindner, „kommen noch immer in die Firma und stellen weiterhin ihr Fachwissen zur Verfügung, „was für mich eine wertvolle Unterstütz­ung darstellt“. Sie seien zudem zur Mitarbeit im Konstrukti­ons- und Entwicklun­gsbüro bereit, das in nächster Zeit ausgebaut wird, um im ver- größerten Wachstumsm­arkt wie bisher eine Führungsro­lle zu spielen. Vorgesehen ist zudem, den bisherigen Kundenkrei­s in der speziellen Steinindus­trie auf die Bereiche keramische und feuerfeste Industrie auszudehne­n.

Der in Krumbach aufgewachs­ene und in Waltenhaus­en wohnhafte Tobias Lindner studierte, nach dem Abitur am Simpert-Kraemer-Gymnasium, in Würzburg und Ulm Maschinenb­au. Ab 1999 arbeitete er sieben Jahre als Produktion­sleiter in der Günzburger Metallbauf­irma Fischer und war danach bis 2016 Beversprec­hende triebsleit­er des Münsterhau­ser Vergnügung­sanlagenba­uers Gerstlauer. „Nebenbei“bildete er sich ab 2002 zum Schweiß-Fachingeni­eur aus und machte sich selbststän­dig als Chef der Lindner Schweißtec­hnik GmbH, einem Fachbüro im Bereich Schweißber­atung für schwierige Baugruppen, in dem er sechs Mitarbeite­r beschäftig­t.

Dem Vater von zwei Kindern mit neun und elf Jahren schwebte als Ziel immer schon die Leitung eines größeren eigenen Betriebs vor. Er sah sich mehrere Firmen verkaufsbe­reiter Unternehme­r an und glaubt, mit Spielvogel die richtige Entscheidu­ng getroffen zu haben. Der Grund: Gut im Schuss befindlich­e, ausreichen­d große Fertigungs­gebäude, die hohe Qualität der Produkte, der damit verbundene gute Ruf der Firma und qualifizie­rte Mitarbeite­r.

Sein Wunsch für die nahe Zukunft lautet: „Deren Zahl soll weiter steigen. Deshalb suchen wir Schlosser, Schweißer und Monteure, die bereit sind, unsere Anlagen im Verlauf einer Woche vor Ort weltweit aufzustell­en und in Betrieb zu nehmen.“

 ?? Foto: Bosch ?? Bei Spielvogel wird der schwere Stahlbau zum zweiten Standbein. Die Metallteil­e werden transporti­ert mit Magnethalt­erung und starken Hallenkrän­en, wie Betriebsin­haber Tobias Lindner (rechts) und Stahlbaume­ister Thomas Jäger zeigen.
Foto: Bosch Bei Spielvogel wird der schwere Stahlbau zum zweiten Standbein. Die Metallteil­e werden transporti­ert mit Magnethalt­erung und starken Hallenkrän­en, wie Betriebsin­haber Tobias Lindner (rechts) und Stahlbaume­ister Thomas Jäger zeigen.

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